Gröbenzell:Tauschgeschäft

Gröbenzell: Was geschenkt bekommen, was nicht gefällt? Dafür gibt es die Tauschaktion (mit Grünen-Bürgermeisterkandidat Ingo Priebsch, rechts).

Was geschenkt bekommen, was nicht gefällt? Dafür gibt es die Tauschaktion (mit Grünen-Bürgermeisterkandidat Ingo Priebsch, rechts).

(Foto: Carmen Voxbrunner)

In Gröbenzell kann man ungeliebte Weihnachts­geschenke wieder loswerden

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Den Konsum zu Weihnachten nicht mitzumachen, fällt schwer. Neu gekauft wird millionenfach. Oft sind die Geschenke der Verwandtschaft gut gemeint, aber bei den Beschenkten nicht willkommen oder gefallen einfach nicht. Zurückschenken? Machen die allermeisten nicht. So finden sich auf den Tischen im Gröbenzeller Bürgerhaus-Foyer Weihnachtsgeschenke, die zum Tausch angeboten werden. "Biete - Suche" nennen die Grünen in Gröbenzell diese Weihnachtsgeschenke-Tauschaktion.

Die Grünen um den Ortsvorsitzenden Walter Voit und Bürgermeisterkandidat Ingo Priebsch haben einige Geschenke mitgebracht, damit schon mal optische Anreize geschaffen werden. Da liegt ein großer weißer Sandwichmaker auf dem Tisch. Ein Miniatur-Oldtimer fällt ins Auge und ein dickes Buch. Die Besucher am Freitagmorgen kommen anfangs vereinzelt. Doch dann kommt Daniela Hager mit ihrer Tochter Sarah aus Puchheim herein und hat gleich zwei Beutel mit vielen Tauschgeschenken dabei. "Wir sind generell für Tauschbörsen", sagen Mutter und Tochter übereinstimmend und finden diese Aktion grandios. "Könnte euch Spaß machen", so Daniela Hager, sei häufig der Begleitkommentar zu einem Geschenk.

Hager holt ein verpacktes Malset mit Pinseln aus dem Beutel. Vorne drauf auf dem Karton ist das Abendmahl mit Jesus in der Mitte abgebildet. 27 Acrylfarben stehen laut Text zum Malen zur Verfügung. Daniela Hager packt auch eine Seifen-Parfüm-Kombination aus, eine CD mit ungarischer Musik und rosa Spielzeug für kleine Mädchen. Auch mehrere Wanderbücher legt sie auf den Tauschtisch. Sie entdeckt dort eine lustig aussehende große Maus mit rotem Schal um den Hals, eine Art Dekorationsmaus. "Die nehme ich sofort mit", sagt Hager und packt sie ein.

Inzwischen stehen auch Frank und Rita Schneider vor den Tischen und schauen sich um. Das ältere Ehepaar aus Gröbenzell hat selbst einen Auto-Babyspiegel mitgebracht - auch so etwas gibt es. "Damit die Mutter ihr Kind auf dem Rücksitz beobachten kann", erklärt Rita Schneider, die sich bei Ingo Priebsch ausdrücklich für die Tauschaktion bedankt: "Großartig, was Sie hier auf die Beine stellen!" Sie will ihren Mann für die Musik-CD von Johnny Cash begeistern. Doch er hat schon eine Cash-Sammlung zuhause. Rita Schneider entscheidet sich schließlich für ein rotes Maniküretui.

Ingo Priebsch kommt ursprünglich aus dem Einzelhandelsgeschäft und weiß, wie man Ware anpreist. Eine ältere Gröbenzellerin überzeugt er dann auch von einem "ganz schicken Nussknacker für ihren Sohn", wie sie sagt. Sie selbst hat einen tragbaren Heizlüfter mitgebracht, der noch auf einen Geschenktauscher wartet. Auch an das rote dicke Buch von Steven Pinker zum Thema "Gewalt - eine neue Geschichte der Menschheit" will noch niemand heran." 1210 Seiten schrecken da sicherlich. Daniela Hager hat schließlich umfassend getauscht. Neben der Maus nimmt sie noch den Sandwichmaker und den nagelneuen Fahrradkorb mit.

Walter Voit und Ingo Priebsch sind froh, dass sich der Gabentisch leert. "Wir wollen dem Irrsinn entgegentreten, dass nagelneue Geschenke im Müll landen", sagt Priebsch. Besonders im Auge haben die Gröbenzeller Grünen den Online-Handel, der in diesem Jahr etwa 350 Millionen Weihnachtspakete deutschlandweit verschickt hat und der eine hohe Prozentzahl von Rücksendungen - besonders Kleidung - "in Öfen verheizt oder in Mischcontainern nach Gewicht billig nach Südafrika verkauft", wie Priebsch weiß.

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