Gröbenzell:Richtungsstreit in der Agenda-Gruppe

Sprecherin Andrea Gummert tritt zurück, weil ihr der Arbeitskreis Siedlungsökologie gegenüber der Gemeinde zu konfrontativ ist und die Aufforderung zum Austritt ignorierte

Von Ariane Lindenbach

Sie war vor 21 Jahren eine der ersten Agenda 21-Gruppen im Landkreis und ist inzwischen die größte - mit steigender Mitgliederzahl. Nun scheint die Zukunft der erfolgreichen Gruppe gefährdet. Wie Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) im Gemeinderat sagte, hege er "die Befürchtung, dass sich die Agenda auflöst, wegen interner Streitereien". Reinhard Paesler (CSU), selbst seit vielen Jahren Mitglied in der selbstorganisierten Gruppierung, bestätigte dies im Gremium. Vize-Sprecherin Andrea Gummert habe deshalb ihr Amt niedergelegt. Die Kritik entzündet sich offenbar an einem der sechs Arbeitskreise. Ihm werfen viele andere Mitglieder vor, die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde zu gefährden und auch in der Kooperation untereinander schwierig zu sein.

Am Anfang waren die Bürgersolaranlagen, später kamen die Sonnenäcker sowie die Initiative hinzu, Gröbenzell als erste Fairtrade-Gemeinde im Landkreis auszuweisen. Noch relativ jung ist das Projekt der Pflanzgärten: Die Agenda 21-Gruppe in Gröbenzell mit derzeit etwa hundert Mitgliedern hat schon viel in Gröbenzell bewegt. Auch die Neubürger-Radtour oder die Mitgliedschaft der Gemeinde bei der AGFK, der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen, ist ihr zu verdanken. Doch nun gibt es Differenzen, die mit dem Arbeitskreis (AK) Siedlungsökologie und insbesondere deren Sprecherin Edeltraud Mierau-Bähr offenbar schon länger bestehen und welche die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen behindern. "Gerade das letzte Jahr haben wir uns mehr damit beschäftigt als mit der Agenda-Arbeit", berichtet Gummert. Da sie "nicht mehr guten Gewissens für diesen Arbeitskreis sprechen kann", habe sie ihr Amt inzwischen niedergelegt, nachdem der Arbeitskreis Siedlungsökologie nicht ihrer Aufforderung nachgekommen war, die Agenda-Gruppe zu verlassen.

Kritikpunkte an dem Arbeitskreis sind unter anderem das Ignorieren des organisatorischen Leitfadens, etwa würden keine Sitzungsprotokolle verfasst und die Sprecher nicht über Sitzungen informiert. Am Gravierendsten ist für Gummert, dass "wir diese gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde immer mehr aufs Spiel gesetzt sahen". Ein entscheidender Punkt dabei seien die "Aufritte in der aktuellen Viertelstunde".

Paesler zufolge kommen auch viele weitere Mitglieder der fünf übrigen Arbeitsgruppen mit dem Stil der Kollegen von der Siedlungs-Ökologie nicht klar. Laut Protokoll des Agenda 21-Plenums, das der SZ vorliegt, wurden anonym Lösungen gesucht. Sieben von 13 äußerten den Wunsch nach Abspaltung des AK Siedlungsökonomie von der übrigen Agenda, zudem gab es zwei Rücktrittsforderungen.

"Wir hatten es lange auf dem Besprechungsweg versucht", sagt Karin Schwarbauer, seit 1999 bei der Agenda aktiv. "2018 hat es sich noch mal verschlimmert." Sollte sich die Lage bis Februar, wenn turnusgemäß neu gewählt wird, nicht ändern, will Schwarzbauer nicht wieder als Sprecherin antreten. Wie Gummert ist sie aber zuversichtlich, dass die einzelnen Aks weitermachen werden. Ein Intervenieren durch die Gemeinde, was im Gemeinderat kurz angedacht wurde, ist eher unwahrscheinlich. "Eigentlich ist die Agenda eine Bürgergruppe, die sich selbst organisiert", so Paesler.

Die Sprecherin des kritisierten AKs, Mierau-Bähr, weist die Kritik zurück: "Die Vorwürfe halte ich für völlig einseitig, stark überzogen, stark personalisiert und unsachlich", schreibt sie in einer Stellungnahme. Die Sprecherinnen Schwarzbauer und Gummert hätten wenig zum Erfolg der zukunftsgerichteten Agenda-Arbeit des Arbeitskreises Siedlungsökologie beigetragen und sich zu schnell der hinausschiebenden oder anderen Meinungen der Gemeinde angeschlossen, lautet ihre Gegenkritik. Der AK hingegen hätte eine Vielzahl neuer Visionen, guter Ideen und Vorschläge eingebracht: Es sei deshalb völlig unangemessen, ihn als Arbeitskreis-Querulanten hinzustellen.

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