Süddeutsche Zeitung

Gröbenzell/Puchheim:Alles so bunt hier

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In Gröbenzell und Puchheim nutzen viele Besucher die Gelegenheit, sich in offenen Gärten Kunst und Kunsthandwerk anzuschauen

Von Andreas Ostermeier, Gröbenzell/Puchheim

Den eigenen Garten für kleine Konzerte, Lesungen oder Ausstellungen zu öffnen, das ist zwar kein neues Konzept, dennoch machte es am Wochenende den Eindruck, diese Idee eigne sich besonders zum momentanen Zeitpunkt. So konnten sich die Besucher der 15 Gärten in Gröbenzell, Puchheim und Lochhausen, in denen am Samstag und Sonntag Kunst und Kunsthandwerk ausgestellt wurde, sicher fühlen. Denn mangelnder Luftaustausch und stehende Aerosol-Wölkchen waren nicht zu erwarten. Zudem trugen Besucher und Künstler Mund-Nasen-Schutz - allein schon wegen des Hygienekonzepts, das die Organisatoren hatten vorlegen müssen.

Die Besucher kamen zahlreich. Vor allem am Sonntag gab es in den Gärten ein reges Kommen und Gehen. Die Leute hatten wohl schon lange auf einen solchen Moment gewartet, um mal wieder einen Nachbarn treffen und sich in der Umgebung umsehen zu können. Monika Heid, Organisatorin von "Kunst im Garten" aus Gröbenzell, vermutete jedenfalls, dass eine solche Motivation hinter dem zahlreichen Besuch stünde. Ein paar Gärten weiter äußerte sich Monika Hubert ähnlich. "So viele Besucher wie diesmal waren noch nie da", sagte sie. Auch auf den Straßen zwischen den geöffneten Gärten war viel los: Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer waren unterwegs. Und die Besucher kamen nicht nur aus der Umgebung. Bis aus Landsberg am Lech seien Radler gekommen, um sich die Aussteller und deren Werke in ihrem Garten in Puchheim anzusehen, sagte Manuela Brunnengräber.

Zu sehen bekamen die Besucher von nah und fern viel handgefertigten Schmuck. Ohrringe, Hals- und Armkettchen aus verschiedenen Materialien gab es beispielsweise im Garten von Monika Heid zu sehen. Als Verzierung dienten Glas- und Halbedelsteine. Broschen trugen bunte Schmetterlinge als Muster, und auch mit gebrauchten Kaffeekapseln aus Aluminium kann man etwas anfangen. Doris Segerer zeigte eine angefertigte Lichterkette aus blauen Kapseln.

Gleich im benachbarten Pavillon im Garten von Monika Heid stellte Christoph Kunzmann seine Skizzen und Bilder aus. Wer ein bisschen Zeit hatte, konnte sich auch von ihm an Ort und Stelle porträtieren lassen. In Material und Motiv ganz anders arbeitet Monika Hubert. In ihrem Garten zeigte sie Wasserbilder sowie Schmuck und Gebrauchsgegenstände, für die sie Resin, einen Stoff aus Naturharzen, verwendet. Sie mischt das flüssige Harz mit Farben, die verlaufen und Muster bilden, ehe das Harz trocknet. Zur Bearbeitung ihrer Wasserbilder setzt Hubert einen Fön ein. Die heiße Luft verdichtet die Farbpigmente, so dass es aussieht, als würde sich eine Welle einem Strand nähern.

Freilich lassen sich auch etliche Dinge entdecken, die im Alltag gute Dienste leisten können. So stellte Astrid Frey im Garten von Manuela Brunnengräber in Puchheim, kleine Filztäschchen aus, gerade groß genug, um den Chip für einen Einkaufswagen hineinzustecken. Auf diese Weise habe sie immer einen Chip dabei, sagte Frey.

Schöne Dinge gibt es aber nicht nur in den Gärten zu entdecken, auch die Gärten selbst sind bisweilen schon einen Besuch wert. So hat Hubert einen Rundweg anlegen lassen, zudem bietet ihr Garten Freisitze, viele verschiedene Büsche und Blumen, kleine Hügel und einen Teich. Liebhaber einer vielfältigen Bepflanzung kamen auch im Garten von Organisatorin Heid auf ihre Kosten. Nur der Tisch mit Getränken und Snacks in der Mitte fehlte diesmal - Zugeständnis an die Hygieneregeln in Corona-Zeiten.

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Quelle:
SZ vom 22.06.2020
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