Gröbenzell:Ohne Bevormundung

Für Gröbenzells Jugendbeirat gelten die selben Regeln wie für andere Beiräte

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Selbständig und nach ähnlichen Regeln wie die mit Erwachsenen besetzten Beiräten soll der Gröbenzeller Jugendbeirat agieren. Die CSU-Fraktion konnte sich unlängst im Gemeinderat mit ihren Vorschlägen nicht durchsetzen. Sie wollte den jeweiligen Jugendreferenten - seit Mai Karin Spangenberg (UWG) - als Leiter der Sitzungen installieren und nur junge Zuhörer zulassen.

"Wir wollen nicht, dass da Gemeinderäte aufschlagen", erläuterte Spangenbergs Vorgänger, Anton Kammerl (CSU). Deshalb schlage seine Fraktion vor, als Zuhörer zu den Sitzungen des Jugendbeirats nur Gleichaltrige zuzulassen, also nur Personen zwischen zwölf und 22 Jahren. "Damit sich keine Dominanz durch Erwachsene einschleicht", ergänzte seine Fraktionskollegin Britta Böttger.

Thomas Eichler, ebenfalls CSU, berichtete von sehr positiven Erfahrungen in den 1980er Jahren, als es einen Jugendzentrums-Beirat in der Gemeinde gab. Diesem Gremium habe auch der zuständige Referent angehört, als Leitung habe er das Ganze in die offiziellen Abläufe und Vorschriften eingebettet und so den jugendlichen Aktiven den richtigen Umgang mit Behördenregeln nahe gebracht.

"Genau das alles wollte ich eigentlich nicht, denn die können das auch selber regeln. Vielleicht sollen sie es auch selber regeln", sagte Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) dazu. So würden die Jugendlichen am ehesten Selbständigkeit lernen. Aber wenn die Mehrheit dem Jugendbeirat mehr Kontrolle überstülpen wolle, werde er sich dem keinesfalls verschließen, sagte Schäfer gelassen. Vermutlich ahnte er, wie die Abstimmung ausgehen würde. Denn der Vorschlag war vor etwa einem Jahr aus seiner Fraktion gekommen.

Marianne Kaunzinger, damals UWG-Fraktionssprecherin, hatte den Antrag gestellt, in Gröbenzell einen Jugendbeirat einzuführen. "In einer Kommune wie Gröbenzell mit nahezu 20 000 Einwohnern sollte es möglich sein, den Kindern und Jugendlichen mehr Gehör, Eigenverantwortung und Mitgestaltungsmöglichkeiten zu verschaffen", hieß es darin. Dem Jugendbeirat sollte ein Rederecht im Gemeinderat eingeräumt werden und er sollte Anträge über die jeweiligen Referenten an den Gemeinderat stellen können. "Ich finde es heuchlerisch, erst zu sagen, es sollen keine Erwachsenen dabei sein und dann soll der Jugendreferent das leiten", kommentierte Cordula Braun, die neue Fraktionssprecherin der Unabhängigen Wählergemeinschaft Gröbenzell die Vorschläge der CSU-Fraktion. Michael Schweyer, in der vorherigen Wahlperiode noch das jüngste Mitglied der CSU-Fraktion, sagte, es könne durchaus hilfreich sein, in die Besonderheiten kommunaler Begebenheiten und bürokratischer Vorgänge eingeweiht zu werden.

"Ich denke mal, ein bisschen Freiheit und Vertrauen haben sie schon verdient", konterte Ursula Retz (Grüne). Ihre Fraktion war, wie die der UWG und der SPD, der Meinung, dass es vollkommen ausreicht, wenn sich der Jugendbeirat nach seinen Sitzungen mit der Jugendreferentin berät. Sollten überraschenderweise viele erwachsene Zuhörer den Sitzungen des Jugendbeirats beiwohnen wollen, dürfen sie dort ebenso wenig dazwischenrufen wie die Zuhörer bei den Treffen der Agenda 21.

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