Gröbenzell:Neuer Name für Schule gesucht

CSU und Grüne in Gröbenzell wollen kein ehemaliges NSDAP-Mitglied als Namenspatron. Nur die SPD hält an einer Benennung der Schule nach Bernhard Rößner fest.

Peter Bierl

Der Gröbenzeller Gemeinderat wird die Benennung einer Grundschule nach dem früheren SPD-Bürgermeister Bernhard Rößner nach dem SZ-Bericht über dessen Mitgliedschaft in der NSDAP noch einmal diskutieren. Nach Ansicht des CSU-Fraktionsvorsitzenden Thomas Breitenfellner ist Rößner damit nicht mehr geeignet. Die Grünen wollen die Schule nun nach Kurt Schroeter benennen, einem Gröbenzeller Musiker jüdischer Herkunft, der in Auschwitz ermordet wurde. Lediglich die SPD hält an Rößner als Namenspatron fest.

Breitenfellner und Grünen-Fraktionschef Markus Rainer betonten beide, dass ihnen die NS-Zugehörigkeit Rößners vor dem SZ-Bericht vom Dienstag nicht bekannt gewesen sei. "Wir müssen das neu bewerten und neu beraten", sagte Breitenfellner. Für ihn sei diese Information "überraschend, weil ein Sozialdemokrat nicht so im Verdacht steht". Er persönlich würde den Namen nicht mehr nehmen, findet aber, "der Ball liegt bei der SPD, die sich vehement für Rößner eingesetzt hat".

Rainer erklärte, Bernhard Rößner sei zwar kein Kriegsverbrecher gewesen, aber aufgrund der NS-Mitgliedschaft "nicht als Namensgeber geeignet". Die Fraktion der Grünen beschloss noch am Dienstag, Kurt Schroeter als Namensgeber vorzuschlagen. "Das könnte auch eine Brücke für die SPD sein".

Die Sozialdemokraten sehen aber "keinen Anlass" von Rößner abzurücken, wie Gemeinderat Peter Falk der SZ am Dienstag sagte. Falk, der die Benennung nach Rößner vorgeschlagen hatte, und der SPD-Fraktionsvorsitzende Michael Schrodi betonten, die NS-Mitgliedschaft Rößners sei längst bekannt gewesen, und für sie kein Hinderungsgrund.

Während Falk vor "selbstgerechten Debatten" warnte und an Karrieren wie die Hans Filbingers erinnerte, der als Marinerichter noch bei Kriegsende einen Deserteur zum Tode verurteilte, rügte der SPD-Fraktionschef eine "ahistorische" und "undifferenzierte" Betrachtung.

Rößner sei eine "interessante Persönlichkeit" und "charakteristisch für die deutsche Nachkriegsgeschichte", sagte Schrodi. Man müsse Rößners Engagement vor und nach der NS-Zeit berücksichtigen: "Er ist ein Vorbild, weil er sich vehement für die Demokratisierung eingesetzt hat." Belege dafür seien Rößners Wiedereintritt nach 1945 in die SPD, "die wie keine andere Partei für die Demokratie stand", und sein Engagement für ein selbständiges Gröbenzell.

"Die NSDAP-Mitgliedschaft allein ist kein Grund dafür, dass Rößner nicht eine positive Erscheinung für den Ort gewesen ist", erklärte Schrodi, der als Geschichtslehrer am Gymnasium arbeitet. Darum könne er "mit gutem Gewissen" diese Benennung vertreten.

FDP-Gemeinderat Klaus Coy, der Ende September als einziger gegen die Ratsempfehlung für Rößner gestimmt hat, will den Namen Tannenfleckschule beantragen. "Das ist der alte Flurname des Gebiets und hat damit ältere historische Rechte." Diesen Vorschlag hatten auch die Lehrer und der Elternbeirat der Schule eingebracht. "Wir wollen einen kindgerechten Namen", sagte Rektorin Sandra Doriat. Ihre Argumente seien im Gemeinderat damals aber gar nicht berücksichtigt worden. Gemeinderat und Schule müssen sich auf einen Namen einigen.

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