Mitten in Gröbenzell:Die Risiken des Lebens

Eine S-Bahnfahrt von Gröbenzell nach München mit vielen Klippen. Und am Ende: kein Happy End.

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Das Leben ist unberechenbar und noch dazu mit Risiken behaftet. Ein ganzer Wirtschaftszweig lebt davon, verspricht Sicherheit, in immer fantastischeren Bereichen. Eine Krankenversicherung ist sicher sinnvoll und unerlässlich - ob auch der Hamster eine braucht, ist indes ebenso fragwürdig wie beispielsweise eine Hochzeits-Rücktrittsversicherung. Aber die Branche boomt, weil der Mensch nach Sicherheit strebt, gerade in unsicheren Zeiten. Dabei ist doch nur eines sicher: dass nichts sicher ist. Nicht umsonst gibt es seit bald 400 Jahren den Spruch: Willst du Gott amüsieren, so mache einen Plan.

Also Versicherung hin, eigenes vorausschauendes Verhalten her: Et kütt wie et kütt, wie der Kölner sagt und wie eine Reise mit der S-Bahn zu einem Termin in München illustriert. Von schmerzlichen Erfahrungen motiviert, erfolgt am fraglichen Tag morgens ein Anruf an der Pforte eines Instituts am Zielort. Der freundliche Herr bestätigt den Termin um 10 Uhr. Also die Tasche gepackt, nach Gröbenzell geradelt und in die S-Bahn gestiegen. Die Freude währt jedoch nur zehn Minuten. In Pasing ertönt die von routinierten Pendlern mit stoischem Gleichmut ertragene Durchsage: "Liebe Fahrgäste, wegen eines Polizeieinsatzes auf der Stammstrecke ..." Man ahnt es schon: Die S-Bahnen nach München fahren nicht mehr nach Fahrplan, die Route zwischen Hackerbrücke und Ostbahnhof ist gesperrt. Für Stunden, wie es scheint.

Da gilt es Ruhe zu bewahren. Erst mal einen Kaffee besorgen, die Lage checken, überlegen. Fährt nicht mindestens eine Tram zum Hauptbahnhof. Welche? Der Cappuccino weckt die Erinnerung an den DB-Schalter, wo man völlig unerwartet und kompetent erfährt, dass die nächste S-Bahn in sieben Minuten von Gleis acht abfährt. Also wieder zurück und hinein in den Zug, der einen mit nur einer halben Stunde Verspätung das Ziel erreichen lässt. Dort steht man aber vor verschlossener Tür. Nicht wegen der eigenen Verspätung, wie man sogleich von dem freundlichen Herrn an der Pforte erfährt - es ist übrigens der selbe wie morgens am Telefon. Der Termin wurde verlegt, berichtet er. Diese Information hatte er aber noch nicht um acht Uhr früh. Tja, im Leben ist eben nichts gewiss.

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