Gröbenzell:Misstrauen gegen Bebauungsplan

Gröbenzell: Arbeiter-Wohnheim Hubertusstrasse

Stein des Anstoßes: Das als Arbeiterwohnheim genutzte Haus in der Hubertusstraße 16 liegt im Gebiet des Bebauungsplans Freyastraße.

(Foto: Johannes Simon)

Gemeinderat diskutiert geplante Umwidmung des Areals an der Freyastraße

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Eigentlich hätte die Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend in einer guten halben Stunde vorbei sein können. Denn auf der Tagesordnung standen neben Formalien nur zwei Punkte: der Bahnhofskiosk sowie der Bebauungsplan Freyastraße, in dessen Gebiet auch das umstrittene Arbeiterwohnheim Hubertusstraße 16 liegt. Da das Ansinnen der Gemeinde, zwischen Von-Koch-, Dianastraße, Loferweg und Bahnlinie ein neues, einheitliches Baurecht zu schaffen, einige Bürger auf die Barrikaden treibt und sich auch viele Gemeinderäte zu einer Äußerung bemüßigt fühlten, dauerte allein der öffentliche Teil der Sitzung gute zwei Stunden.

In Gröbenzell gibt es rund 300 Bebaungspläne, viele mit formalen oder inhaltlichen Fehlern. Oder sie sind einfach nur umständlich, weil sie etwa für die Errichtung eines Gartenhauses einen Bauantrag verlangen. Diese Mängel will der Gemeinderat beheben, beginnend mit dem Bebauungsplan Freyastraße. Ziele sind unter anderem eine Vereinheitlichung sowie eine maßvolle Nachverdichtung, vor allem mehr in der Höhe als in der Fläche, und dadurch einen Erhalt zusammenhängender Grünflächen.

Mit dem Bebauungsplan Freyastraße soll das Areal vom reinen in ein allgemeines Wohngebiet umgewidmet werden. "Das sollte nicht zu Verschlechterung und Belastung, noch zu wirtschaftlichen Verlusten führen", unterstrich Gabriele Koch in der aktuellen Viertelstunde. Sie fürchtet durch die Herabstufung eine Wertminderung ihrer Wohnung in der Hubertusstraße. Mit Blick auf das Arbeiterwohnheim nebenan lud sie die Anwesenden ein, sie im Sommer am Wochenende zu besuchen. Dann sei der Lärm der Nachbarn unerträglich. Michaela Bonfert forderte wie schon bei der Bürgerversammlung eine Liste aller Fehler von allen Bebauungspläne. Und Edeltraud Mierau-Bähr fragte, "wann die vorgeschriebene Behandlung von Empfehlungen aus der letzten Bürgerversammlung stattfindet". Da schlug ihr Verständnislosigkeit aus dem Gremium entgegen. Bürgermeister Martin Schäfer verwies auf die Tagesordnung, die alle drei Anträge zu dem umstrittenen Bebauungsplan enthielt. Mierau-Bähr genügte das nicht. Sie kritisierte zudem, dass Gemeinderäte bei der Bürgerversammlung mit abgestimmt hätten .

"Ich war schon sehr erstaunt, wie man versucht hat, uns da vorzuführen", konterte Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) mit Blick auf die Bürgerversammlung. "Das Landratsamt ist tätig geworden, und sie haben so getan, als ob sie nichts gewusst hätten", dabei wüssten alle Betroffenen über die Schritte der Kreisbehörde hinsichtlich des Wohnheims Bescheid. Auch Peter Falk (SPD) kritisierte das Verhalten der Handvoll Bürger. Sie hätten gegen die Änderung des Bebauungsplan bei der Bürgerversammlung Stimmung gemacht und die Gemeinde in einem schlechten Licht dastehen liessen. Er sprach von "Menschen mit einem querulatorischen Charakter", die versuchten, die Bemühungen der ehrenamtlichen Gemeinderäte zu torpedieren. Zweiter Bürgermeister Martin Runge, der durch ein Missgeschick beim E-Mail-Verkehr noch Öl ins Feuer gegossen hatte, erklärte: "Wenn das Einschreiten des Landratsamtes längst klar ist, finde ich das Vorführen des Gemeinderats nicht redlich." Und Brigitte Böttger (CSU) entgegnete den Bürgern zum Vorwurf des Abschottens, "dass die Transparenz, die angeboten wird, weit überproportional ist".

Inhaltlich bemühten sich alle Räte, den Zuhörern klarzumachen, dass das Verfahren ganz am Anfang stehe und auch die Gemeinde keine Verschlechterung wolle. Es könnten auch Nutzungen ausgeschlossen werden, schlug Runge vor. Das Gremium beschloss einstimmig, die Anträge aus der Bürgerversammlung zum Bebauungsplan Freyastraße zu den bereits erfolgten Stellungnahmen im Rahmen der Beteiligung der Öffentlichkeit hinzuzufügen. Eine Mängelliste wurde abgelehnt, da die Rathausverwaltung dringendere Aufgaben habe.

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