Süddeutsche Zeitung

Gröbenzell:Lücke im Schallschutz

Kurz vor dem Spatenstich bemerkt die Bahn, dass die Wand, die den Zuglärm dämpfen soll, auf der Brücke über die Freyastraße nicht errichtet werden kann. In Gröbenzell wächst der Unmut.

Andreas Ostermeier

- Am 2. Oktober ist Spatenstich. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) kommt extra nach Gröbenzell, um die Bauarbeiten für die Lärmschutzwand entlang der Bahnstrecke zu eröffnen. Doch in der Planung für den Schallschutzwall klafft eine große Lücke; sie betrifft die Brücke über die Freyastraße. Zwischen den Gleisen und dem Fußweg auf der Nordseite der Überführung hat die Wand keinen Platz. Die Bahn hat die Gemeinde darüber unterrichtet, dass der vorgeschriebene Abstand zwischen Gleis und Wand auf Bahngelände nicht eingehalten werden kann. Der Vorschlag der Bahn: Die Schallschutzwand soll auf dem der Gemeinde gehörenden Teil der Überführung stehen, über den der Fußweg zum Bahnhof führt. Die Planer der Bahn würden die Wand gerne auf einem Trägergestell vor der Gehwegbrüstung anbringen.

Die Gemeinde kann das nicht erfreuen. Mehrere Mitglieder des Planungsausschusses äußerten am Donnerstag ihr Missfallen. Seit Jahren werde geplant, sagte Zweiter Bürgermeister Walter Strauch (CSU), jetzt falle der Bahn auf, dass die Lärmschutzwand nicht in ausreichendem Abstand errichtet werden könne. Einhellig lehnten die Gemeinderäte den Vorschlag des Unternehmens ab, allein schon aus optischen Gründen. Denn eine Lärmschutzwand vor dem Brückengeländer würde mehrere Meter in die Höhe ragen und massiv auffallen. Aber auch die Wirkung des Schallschutzes würde in diesem Fall abnehmen, denn wegen des Zugangs zur Brücke könnte der Wall nicht durchgängig gebaut werden. Mindestens an zwei Stellen entstünden Lücken, durch die der Zuglärm nach außen dringen könnte. Günter Pauly, der Leiter des Bauamts, präsentierte den Ratsmitgliedern einen Alternativvorschlag. Demnach trägt sich die Verwaltung mit der Absicht, die Fußgängerbrücke ein Stück von der Überführung, auf der die Gleise liegen, abzurücken. Eineinhalb Meter würden nach Paulys Aussage genügen. Die Schallschutzwand könnte dann - wie vorgesehen - zwischen Gleisen und Fußweg aufgestellt werden, der vorgeschriebene Abstand wäre gesichert.

Möglich ist eine Verschiebung der Fußgängerbrücke, weil sie vom anderen Brückenteil getrennt ist. Doch der Vorschlag hat einen Haken: Er kostet Gröbenzell viel Geld. Von 180 000 Euro sprach Pauly, zu zahlen für die Verschiebung und eine Sanierung der Treppen. Der Bauamtsleiter räumte jedoch ein, dass das Unterfangen auch noch teurer kommen könne. Martin Schäfer (UWG) hielt dies für wahrscheinlich, die genannte Summe erschien ihm als zu günstig. Dennoch sprach sich Schäfer dafür aus, die Idee der Verwaltung weiter zu verfolgen. Denn nur eine durchgehende Schallschutzwand sei "sinnvoll", sagte er.

Bürgermeister Dieter Rubenbauer (CSU) versprach den Kommunalpolitikern, Ramsauer beim Spatenstich mit diesen Problemen zu konfrontieren. In dem Gespräch zwischen Bürgermeister und Minister dürfte sich noch weiterer Unmut über die Bahn Luft machen. Denn wegen der Lärmschutzwände gibt es noch andere Unstimmigkeiten. So verlangt die Gemeinde, dass entlang der Gleise am Bahnhof mehr transparente Wandelemente aufgestellt werden, als die Bahn bislang zugestehen möchte. Dabei spielt auch Geld eine Rolle, denn die transparenten Elemente, die dem Bauwerk etwas von seiner Riegelwirkung nehmen sollen, sind teurer als die farblich gestalteten. Der Spatenstich wird aller Voraussicht nach kein fröhlicher Termin für Ramsauer.

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Quelle:
SZ vom 29.09.2012
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