Selbst pflanzen statt kaufen:Kollektives Gärtnern

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Ein neues Projekt soll Gröbenzeller zum gemeinschaftlichen Pflanzen, Säen und Ernten animieren. Die Organisatorinnen wollen damit das Bewusstsein für Regionalität, Qualität und Fairness stärken - und Menschen zusammenbringen

Von Maren Jensen, Gröbenzell

Rund 30 Prozent aller Lebensmittel werden mittlerweile weggeworfen. Besonders Obst und Gemüse sind betroffen. Um für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren, haben sich die drei Garten-Liebhaberinnen Angela Kühbeck-Eibl, Agnes Streber und Monika Rogge etwas ganz Besonderes überlegt. Das Trio eröffnet am Sonntag, 18. Oktober, den "Gröbenzeller Pflanzlgarten". Von elf bis 13 Uhr haben alle Gartenfreunde die Möglichkeit zu säen, zu pflanzen und zu graben.

"Wir wollen die ortsansässige und eigenständige Bewirtschaftung stärken", sagt Organisatorin Streber. Die Ernährungswissenschaftlerin legt viel Wert auf das Bewusstsein und die Wertschätzung von Lebensmitteln. "Ich achte auf drei Dinge beim Einkaufen: Regional, Bioqualität und Fairness". Bald sollen Zucchini, Radieschen und Mangold in den bisher sechs angelegten Beeten gepflanzt werden. Zuerst wird jedoch Roggen gesät. "Das symbolisiert die Regionalität, schließlich backen wir unser Brot damit."

Vor Unruhestiftern hat das Organisationsteam keine Angst. "Gerade weil es ein Garten für alle ist, sind wir uns sicher, dass ein hohes Gemeinschaftsbewusstsein entsteht. Wer sagt denn, dass Jugendliche ihre Kronkorken nach einem entspannten Abend im Garten nicht wieder mitnehmen?", so Streber. Die auch im Vorstand für Welternährung aktive Gröbenzellerin sieht in dem Garten eine Chance, neue Kontakte zu knüpfen und Gemeinschaftsgefühl zu fördern. "Zusammen zu gärtnern und sich dabei auszutauschen, ist von unschätzbarem Wert. Alle packen mit an und lernen voneinander", sagt sie. "Kinder sollen wieder lernen, wie eine Karotte wächst".

Für das Jahr 2020 hat Streber die Vision, dass 80 Prozent der Bürger ein ausgeprägteres Bewusstsein für die Umwelt entwickelt haben. "Das Thema gilt es, weiter zu fördern und auf die politische Ebene zu bringen." Diese Botschaft will sie auch bei der Eröffnungsrede vermitteln. Nach Absprache mit Bürgermeister Martin Schäfer schloss sich das Organisationstrio an den Agenda 21 Arbeitskreis "Natur und Landschaft" an. "Alle waren sofort begeistert von unserer Idee. In wenigen Tagen hatten wir die Zustimmung von allen zuständigen Gremien", so Streber.

Schon in jungen Jahren beschäftigte sich die Gröbenzellerin mit dem Thema gesunder Ernährung. "Die Kunst des Kochens hat mich schon immer fasziniert. Frisches Gemüse ist dabei absolut notwendig. Die Begeisterung möchte ich an meine Mitmenschen weitergeben". Seit Mittwochabend ziert sogar ein selbst geschmiedeter Torbogen den Eingang des Gartens. Ein Zaun soll vor Hunden schützen. Schirmherr des Projekts ist Pfarrer Werner Tiki Küstenmacher. Mit seinem weltweiten Bucherfolg "simplify your life" hat er das Organisationsteam am meisten inspiriert. "Er hat sofort zugesagt. Das Thema passte sehr gut in unser Konzept.

"Wir benötigen mehr Transparenz. Manche Lebensmittel sind körperverletzend. Es ist erschreckend zu wissen, wie viele Pestizide auf Discounter-Gemüse sind", erklärt Streber. Nach der Eröffnungsfeier steht der Garten den Bürgern frei zur Verfügung. Aber nicht nur Beete sollen bepflanzt werden. "Es können gerne Hochbeete gebaut und neue Ideen vorgetragen werden. Wir haben noch viel Platz, um den Garten zu erweitern. Jeder kann spontan etwas tun", so Streber.

Mit einem Gärtner überprüfte das Organisationsteam zuvor mehrere Flächen in der Gemeinde. Der Platz an der S-Bahn-Station Gröbenzell stellte sich als die beste Wahl heraus. "Hier gibt es die meisten Sonnenstunden." Wer am Sonntag keine Lust hat zu graben, darf sich neben Musik und einem bunten Rahmenprogramm ein Bild von dem Thema Ernährungswende machen.

© SZ vom 17.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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