Gröbenzell:Eltern in Nöten

Gröbenzell: Paul Biegholdt (stehend, mit Mikrofon) kritisiert im Gemeinderat, dass Gröbenzell nicht genug Kirppenplätze hat.

Paul Biegholdt (stehend, mit Mikrofon) kritisiert im Gemeinderat, dass Gröbenzell nicht genug Kirppenplätze hat.

(Foto: Ariane Lindenbach)

Noch immer fehlen für September in Gröbenzell 141 Plätze in Kindertagesstätten. Im März waren es noch 204.

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

In drei Monaten beginnt das neue Betreuungsjahr in den Kindertagesstätten. Und in Gröbenzell wissen nach wie vor viele Eltern nicht, ob sie für ihr Kind dann einen Platz bekommen werden, der es ihnen erlaubt ernsthaft arbeiten zu gehen. Wie belastend das ist, berichtete am Donnerstagabend im Gemeinderat ein junger Vater, der eine Absage für einen Krippenplatz bekommen hatte.

"Wir haben wirklich existenzielle Ängste", er erwäge mit seiner Partnerin aus Gröbenzell fortzuziehen. Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) äußerte Verständnis für die belastende Situation der Eltern und machte ihnen etwas Hoffnung. "Es ist Bewegung drin", ständig verändere sich die Betreuungssituation durch Personalwechsel, aber auch Umzüge oder Mehrfachanmeldungen in Kitas. Immerhin habe man es in Gröbenzell geschafft, von den 204 im März fehlenden Betreuungsplätzen auf derzeit 141 zu kommen. Schäfer hofft, dass noch mehr Betreuungskräfte eingestellt werden können; das würde die Situation weiter entspannen.

Der Bürgermeister gibt aber auch zu: "So schlimm wie dieses Jahr war es noch nie." Schuld an der Notlage sei der Mangel an Personal, nicht nur bei der Kinderbetreuung, verweist er auf Branchen wie Handwerk oder Pflege; der Fachkräftemangel sei überall gegenwärtig. "Wir fahren mit Vollgas an die Wand", das habe er schon im Vorjahr gesagt, erinnert Schäfer. Und berichtet von Gesprächen mit anderen Bürgermeistern in Bayern: "Das ist ein Thema, das ist nicht Gröbenzell-spezifisch."

Die ganze Misere mit den allgemein schlechten Rahmenbedingungen entschuldigen, das will Paul Biegholdt nicht gelten lassen. Auch der Selbständige und seine Partnerin haben damit geplant, von September an wieder voll arbeiten zu können. "Gröbenzell hat bloß vier Krippen mit 20 000 Einwohnern, und Puchheim mit 21 000, die haben zehn", dort seien ebenso alle Kinder in einer Kita untergekommen wie in Olching. Dort berücksichtige man bei der Anmeldung, wie viel die Eltern arbeiten, unterstreicht Biegholdt und regt ein ähnliches Verfahren für Gröbenzell an

"Wer soll das überprüfen?", fragt Schäfer und ergänzt, dass Fragen nach dem Arbeitsumfang nicht zulässig seien. Trotzdem: Man könne darüber gerne nochmal reden. Im Übrigen habe auch die Nachbarstadt Olching nicht alle Kinder unterbringen können. Der Bürgermeister erläutert, dass in Gröbenzell aktuell "26 Plätze zu wenig wären, wenn das Personal da wäre". Dieses fehle auch nicht in den kommunalen Einrichtungen, mittels konsequenter Ausbildung, der Münchenzulage sowie eines großzügigen Betreuungsschlüssels seien alle gemeindlichen Stellen besetzt. Wie Schäfer darlegt, fehlen bei den freien Trägern vor allem in den Kindergärten Kräfte, deshalb müssen Kinder in Krippen bleiben und belegen dort die Plätze.

"Das Problem wird in den nächsten Jahren auch nicht besser", prophezeit Tom Wuichert, selbst betroffener Vater und tätig in einer Branche, in der ebenfalls viel Personal fehlt. Deshalb verstehe er auch die schwierige Situation der Gemeinde. Doch seine kleine Familie stellt die Ungewissheit und die dahinterstehenden Ängste vor existenzielle Probleme, unterstreicht er. "Unsere Verwandten wohnen überhaupt nicht hier", er und seine Partnerin hätten seit zwölf Jahren in der Gemeinde ihren Lebensmittelpunkt. "Wir sind auf Vollzeit angewiesen", inzwischen dächten sie über einen Umzug nach.

"Welche andere Möglichkeit bleibt uns noch?", fragt Wuichert in Richtung Bürgermeister. "Ich habe ja die Hoffnung, wenn die Kindergärten noch Personal finden, dann könnten Kinder aus der Krippe nachrücken." Doch das ist nur eine Hoffnung, keineswegs eine verlässliche Zusage.

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