Gröbenzell:Jugend hat Interesse an eigenem Café verloren

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Nach dreijähriger Vorbereitung steht ein Lokal in Gröbenzell zur Verfügung - doch Betreiber dafür gibt es nicht mehr.

Karl-Wilhelm Götte und Erich C. Setzwein

Es war ihr erstes großes politisches Projekt als neues Mitglied im Gröbenzeller Gemeinderat, doch Jugendreferentin Simone Horst (CSU) hat das Jugendcafé bis jetzt nicht realisieren können. "Das Jugendcafé ist gestorben", teilte Horst deshalb enttäuscht dem Sozialausschuss am Dienstagabend mit. Von den zuletzt ohnehin nur noch spärlich vertretenen Interessenten an einem Café-Betrieb war nur noch einer übrig geblieben. Dabei hatte es im Herbst vergangenen Jahres noch so ausgesehen, als ob der Verein wieder zu Kräften kommen würde. Auch ein möglicherweiser geeigneter Treffpunkt war gefunden worden - die Grundlage für einen Neubeginn.

Zusammen mit Maximilian Dachauer vom 2009 gegründeten Trägerverein und Bürgermeister Dieter Rubenbauer (CSU) hatte Simone Horst im Dezember 2011 noch jedem Gröbenzeller Jugendlichen im Alter von 15 bis 21 Jahren einen Fragebogen zugeschickt, um den Bedarf eines Jugendcafés zu eruieren. Exakt 1181 Fragebögen gingen in den Postversand. Lediglich 72 Fragebögen, was einer Rücklaufquote von 6,1 Prozent entspricht, kamen zurück ins Rathaus. Von diesen 72 Umfrageteilnehmern gaben immerhin 26 Jugendliche und junge Erwachsene an, am Projekt Jugendcafé mitarbeiten zu wollen. Für das Jugendcafé hatten die Initiatoren die Räume des ehemaligen "Yabba Dabba Du" an der Olchinger Straße ausgeguckt. Der Eigentümer stellte der Gemeinde auch einen Mietvertrag in Aussicht. Als es jedoch am 7. Februar zum Schwur kam, stellte sich bei Horst und Dachauer große Enttäuschung ein. Lediglich ein einziger Jugendlicher folgte der Einladung zu einem Gespräch über die organisatorische Ausgestaltung des Jugendcafés. "Heute haben wir Räumlichkeiten, aber keine Jugendlichen mehr, die mitarbeiten wollen", meinte Horst schließlich resigniert.

Monika Baumann (Die Grünen) wollte nicht einsehen, dass das Projekt gescheitert ist und plädierte für einen neuen Anlauf. Doch auch Johannes Desch, Leiter des Sozialamt der Gemeinde und langjähriger Verfechter des Projekts, sprach sich dagegen aus: "Das Ergebnis ist traurig und ernüchternd, aber das Votum der Jugendlichen ist eindeutig."

Die SPD-Fraktion, die ein Jugendcafé in ihrem Wahlprogramm von 2008 als wünschenswert bezeichnete und sich einen Platz dafür an der neugestalteten Bahnhofstraße vorstellen konnte, hatte die Bemühungen von Horst und des Trägervereins in den vergangenen beiden Jahren immer wieder kritisch begleitet. In der jüngsten Sitzung nutzte SPD-Fraktionsvorsitzender Michael Schrodi die Gelegenheit zum Schlagabtausch mit Bürgermeister Dieter Rubenbauer. Schrodi warf der CSU "verfehlte Politik" vor, weil sich Jugendreferentin Horst bei ihrer Initiative nur auf die Gröbenzeller Junge Union gestützt habe und der Förderverein Jugendcafé schon längst tot gewesen sei. Zudem habe die CSU die Gemeindeverwaltung tagelang mit der Umfrage und deren Auswertung eingespannt. Rubenbauer entgegnete Schrodi, er wolle aus dem Vorgang lediglich politisches Kapital schlagen und fertigte den SPD-Fraktionschef barsch ab: "Das machen sie mit mir nicht, diesen Verein kaputt zu machen."

Vereinsvorsitzender Maximilian Dachauer sagte unlängst der SZ, dass sich die Mitgliederzahl von ursprünglich 30 auf etwa die Hälfte reduziert habe. Vor allem im vergangenen Jahr seien viele Austritte zu verzeichnen gewesen, unter anderem wegen des Studiums oder der Berufsausbildung.

© SZ vom 01.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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