Gröbenzell:17-Jähriger durch Stromschlag getötet

Zwei Freunde warten um Mitternacht in Gröbenzell auf die S-Bahn. Sie wandern erst auf den Gleisen umher, dann klettert der Münchner auf einen Oberleitungsmasten. Dort löst er einen Lichtbogen aus und stirbt.

Heike A. Batzer

Ein 17 Jahre alter Gymnasiast aus München ist am Samstag kurz vor Mitternacht am S-Bahnhof Gröbenzell durch einen Stromschlag ums Leben gekommen. Der Jugendliche war auf einen Oberleitungsmasten geklettert und dabei der Strom führenden Leitung zu nahe gekommen. Dabei erlitt er einen Stromschlag und war sofort tot.

S-Bahn München Bahnhof Gröbenzell

Am S-Bahnhof Gröbenzell stirbt ein 17-Jähriger durch einen Stromschlag.

(Foto: Günther Reger)

Der junge Münchner wartete zusammen mit seinem Freund, einem 16-Jährigen aus Olching, gegen 23.50 Uhr am Bahnhof Gröbenzell auf die S-Bahn. Die beiden sollen zuvor im Musiklokal "Die Hexe", das sich ganz in der Nähe des Bahnhofs befindet, gewesen sein und wollten angeblich die nächste S-Bahn in Richtung München nehmen. Am Bahnhof kletterten auf das Dach des Fahrradunterstandes und liefen dann auf den Gleisen umher.

Passanten, die ebenfalls auf den Zug warteten, hätten die beiden auf die Gefährlichkeit ihres Tuns hingewiesen, sagte der Pressesprecher der Bundespolizei, Berti Habelt, am Sonntag. Doch der junge Münchner ließ sich von den Warnungen nicht abhalten und kletterte an einem unmittelbar neben dem Bahnsteig befindlichen Oberleitungsmasten hoch. Dabei löste er einen Lichtbogen aus, der einen tödlichen Stromschlag zur Folge hatte.

Der Jugendliche muss dabei mit der mit einer Spannung von 15.000 Volt betriebenen Stromleitung gar nicht unmittelbar in Kontakt gekommen sein, schon die bloße Annäherung ist lebensgefährlich. Ein Lichtbogen kann bereits bei einem Abstand von anderthalb Metern entstehen.

Der Gröbenzeller Zoran Stanculovic war in einer kleinen griechischen Taverne in Bahnhofsnähe auf den Unfall aufmerksam geworden. Er sah "etwas wie einen Blitz" und hörte einen explosionsartigen Knall, kurze Zeit später Schreie einer weiblichen Stimme. Er eilte zum Bahnhof und erlebte die dort am Bahnsteig Wartenden "starr vor Schreck". Nach Polizeiangaben waren zehn Passanten Zeugen des Unfalls geworden. Sie wurden durch ein Kriseninterventionsteam des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) betreut. "Sie standen alle unter Schock", sagt Habelt.

Auch der 16-jährige Freund konnte am Sonntag noch nicht zu dem Unfallhergang befragt werden. Auch Stanculovic, der den Toten gesehen hatte, sagt: "Die Bilder gehen einem nicht mehr aus dem Kopf. Da brauche ich jetzt erst mal ein paar Tage." Nach dem Unfall wurden die Gleise bis kurz nach 1 Uhr am Sonntagmorgen für den Zugverkehr gesperrt. Erste Informationen deuteten laut Habelt darauf hin, dass der 17-Jährige alkoholisiert gewesen war. Fast immer spielten sich solche Vorfälle "in Verbindung mit Alkohol ab".

Das Klettern auf Oberleitungsmasten und auf am Bahngelände abgestellte Waggons ist ebenso wie das Betreten der Gleise, das Spielen an und auf Bahnanlagen, das Bewerfen durchfahrender Züge mit Gegenständen, das "Zugsurfen" oder das Überqueren von Bahnübergängen bei Warnblinklicht oder geschlossenen Schranken verboten. Dennoch kommt es immer wieder zu schweren Unfällen mit tödlichem Ausgang. Auffällig dabei ist, dass sich vor allem Jugendliche zwischen 16 und 17 Jahren auf lebensgefährliche Mutproben einlassen.

So war erst im Mai in Ebersberg ein 17-Jähriger auf das Dach einer anfahrenden S-Bahn klettert und hatte dabei einen lebensgefährlichen Stromschlag mit starken Verbrennungen erlitten. Ein Jahr zuvor war ein ebenfalls 17-Jähriger durch einen Stromschlag getötet worden, als er am Bahnhof Feldkirchen im Münchner Osten auf einen Kesselwagen gestiegen war. 2007 war in Mammendorf ein 16-jähriger Schüler aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck beim Warten auf einen Bus gegen halb ein Uhr morgens auf das Dach einer abgestellten S-Bahn geklettert. Auch für ihn war der Stromschlag tödlich.

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