Gröbenzell:Verständigung geht durch den Magen

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Essen verbindet. Indische Küche wird beim Fest "Gröbenzell ist bunt" angeboten. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Beim Straßenfest „Gröbenzell ist bunt“ dreht sich alles um Integration und kulturellen Austausch. Dazu gibt es allerlei Verpflegung aus verschiedenen Ländern.

Von Johannes Kiser, Gröbenzell

Für die Gemeinderätin der Unabhängigen Wählergemeinschaft Gröbenzell (UWG), Cordula Braun, war die diesjährige Ausgabe von Gröbenzell ist Bunt „einfach nur der Hammer“. Die Referentin für interkulturelle Zusammenarbeit organisierte auch heuer wieder gemeinsam mit der Rathausabteilung Soziales das Bürgerfest, bei dem sich alles um kulturellen Austausch, globale Völkerverständigung und Integration geflüchteter Menschen dreht. Schon seit vielen Jahren beschäftigt sich Braun mit der Frage, wie man die ausländischen Bürgerinnen und Bürger besser und schneller in die bayerische Gesellschaft integrieren könne: „Klar war für mich, dass wir die Menschen zusammenbringen müssen. Damit sie miteinander reden, sich austauschen und sich kennenlernen können. Daraufhin ist die Idee des Straßenfestes entstanden“, so Braun.

Für das UWG-Mitglied stellt die Tatsache, dass seit der ersten Veranstaltung 2016 bis heute kein Geld an externe Künstler oder Attraktionen geflossen ist, eine absolute Besonderheit dar. Dass es trotzdem gelingt, ein großes Aufgebot an verschiedenen Essensständen aus etlichen Ländern, vielfältigen Kinderprogrammen, einer Trachtenshow und einer internationalen Bühnenperformance mit Tanzeinlagen und Feuerakrobatik anzubieten, bedeutet für die engagierte Kommunalpolitikerin, dass in ihrer Gemeinde die Integration funktioniere und der Wille für Zusammenhalt und Akzeptanz anderer Kulturen vorhanden sei.

Laut Website der UWG waren Tausende Besucherinnen und Besucher auf der bunten Meile am Rathausplatz unterwegs und feierten gemeinsam das interkulturelle Fest. Und welche Auswirkungen die Veranstaltung tatsächlich auf Menschen haben kann, verdeutlicht eine persönlich an die Organisatoren verfasste E-Mail einer Neubürgerin aus Indien, die am Fest mit einem Stand für indische Mahlzeiten beteiligt war: „Nach der Ankunft in Deutschland habe ich mich immer als Außenseiterin gefühlt, aber das Festival hat mir gezeigt, wie in diesem Land andere Kulturen akzeptiert und wertgeschätzt werden. Bereits letztes Jahr kam ich hierher und dieser Tag war meine erste echte Berührung mit der Gesellschaft. Ich war einfach nur überwältigt, als ich sah, dass alle meine hergerichteten Speisen verkauft wurden“, schrieb die junge Frau in ihrer emotionalen Mitteilung.

Ihre Geschichte erzählen (von links) Hosay Panah, Arsalan Rahimi und Zvonko Paunoski. Rechts Lilo Nitz vom Arbeitskreis Asyl. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Eva Maria Heerde-Hinojosa vom Helferkreis Asyl und Integration stellte die Gesprächsrunde „Ankommen in Gröbenzell“ mit geflüchteten Personen aus Afghanistan, Syrien, Pakistan und der Ukraine auf die Beine. Die Runde beschäftigte sich zum Beispiel mit der aktuellen Arbeitsmarktsituation oder den Fortschritten im Erlernen der deutschen Sprache. Auch die Frage, wieso gerade die Flucht nach Deutschland das Ziel so vieler sei, war Bestandteil des Gesprächs. Die Antworten in Bezug auf die Sprache seien bei allen Beteiligten ähnlich gewesen, erklärt Heerde-Hinojosa: „Bestenfalls lerne man ab dem ersten Tag der Ankunft die ersten Worte und bilde sich dann regelmäßig und mit Disziplin weiter, denn nur so sind schnelle Fortschritte möglich.“ Beim Thema Arbeit verhält es sich ähnlich: „Die Menschen haben uns verraten, dass für sie eine schnelle Ausbildung der Schlüssel für ein geregeltes Leben sei. Außerdem müsse jede Hilfe von außen angenommen werden, um weiterzukommen“, so die Ehrenamtlerin. Laut Heerde-Hinojosa war herauszuhören, dass der Zielort Deutschland nach wie vor sehr beliebt ist. Der gute Ruf, die Sicherheit und die Tatsache, dass das Gesetz keinen Unterschied zwischen Ausländern und Deutschen mache, seien für die Gesprächspartner Gründe für eine Flucht nach Deutschland gewesen.

Spezialitäten aus Togo gibt es an diesem Stand. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Begeistert von der Festlichkeit zeigte sich auch der Gröbenzeller Bürgermeister Martin Schäfer: „Eine rundum gelungene Sache war es mal wieder. Dass es überhaupt möglich ist, so ein friedliches Fest mit Menschen aus aller Welt zu veranstalten, zeigt, wie offen die Gröbenzellerinnen und Gröbenzeller sind“, schwärmte Schäfer.

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