GröbenzellMeterhohe Betonmauern für den Hochwasserschutz

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Der Gröbenbach fließt auch durch Gröbenzell und Puchheim.
Der Gröbenbach fließt auch durch Gröbenzell und Puchheim. (Foto: Carmen Voxbrunner)

In Gröbenzell gibt es heftige Kritik daran, wie die Gemeinde sich gegen Überschwemmungen wappnen will.

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Als Brutalismus bezeichnen Architekturkritiker bisweilen überdimensionierte Betonbauwerke, die jeden Rahmen sprengen und nicht in die Landschaft oder die städtische Umgebung passen. Auch wenn dieser Begriff kürzlich nicht bei der Diskussion im Gröbenzeller Gemeinderat über das anvisierte gemeinsame Konzept zum Hochwasserschutz mit den vier Kommunen Olching, Puchheim, Alling und Eichenau für den Starzel-, Ascher- und Gröbenbach fiel, gibt dieser Begriff ganz gut die Bedenken der Gröbenzeller gegen die Planungen wieder. Diese gelten, was Martin Runge (Grüne) ausführlich erläuterte, als überdimensioniert, gigantisch und vor allem unökologisch. Deshalb wurde vorgeschlagen, ob es nicht besser wäre, ganz aus dem Projekt auszusteigen. Trotz der Bedenken stimmte der Gemeinderat dem Abschluss einer Zweckvereinbarung mit den Partnerkommunen zu. Damit beteiligt sich Gröbenzell an den Vorbereitungen der Umsetzung des gemeinsam erarbeiteten Konzepts, behält sich aber einen späteren Austritt vor.

Martin Runge plädiert für das Schwammstadt-Prinzip

Laut Runge sind riesige Bauwerke mit Wällen und teilweise meterhohen Betonmauern – unter anderem auch eine einen Kilometer lange Schutzmauer am Ufer des Gröbenbachs in Gröbenzell – sowie sechs Regenrückhaltebecken vorgesehen. Von diesen soll das größte 350 000 Kubikmeter Wasser aufnehmen. Ebenso gigantisch sind die für diese Eingriffe in die Landschaft prognostizierten Kosten von mehreren hundert Millionen Euro. Davon hätten die fünf Kommunen einen Anteil von 30 Prozent zu tragen. Der Rest soll mit Zuschüssen finanziert werden. Als Wurzel des Problems bezeichnete er das Gesamtkonzept. Dieses sieht vor, nach Starkregenereignissen die Wassermassen nur kurzfristig zurückzuhalten, um sie dann „volle Pulle“ abzuleiten. Zudem sei das größte Rückhaltebecken eine Fehlplanung, weil es in einem Trinkwasserschutzgebiet liege und dort nicht zu genehmigen sei.

Der Zweite Bürgermeister plädierte stattdessen für das Prinzip Schwammstadt, wie es der Landschaftsarchitekt und Stadtplaner Franz Damm dem Gemeinderat in der gleichen Sitzung in einem Vortrag für den klimagerechten Umbau von Siedlungen durch naturbasierte Lösungen erläuterte. Eine Schwammstadt leitet überschüssiges Wasser nicht gleich ab oder um, sondern hält es in der Fläche und auf begrünten Dächern zurück, um es langsam durch Verdunstung, Versickerung auch auf entsiegelten Bereichen oder einer Wiedernutzung wie beispielsweise zur Bewässerung in einem natürlichen Wasserkreislauf verzögert wieder abzugeben. Auf Nachfrage räumte der Experte ein, dass ein effektiver Hochwasserschutz eine Kombination von baulichen und ökologischen Maßnahmen beinhalte.

Der Gemeinderat stimmt trotz der Bedenken erst einmal zu

Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) und andere teilten Runges Bedenken. Aber mit dem Argument, wer sich nicht beteilige, der könne auch keinen Einfluss auf die weiteren Planungen nehmen, plädierten sie dafür, der Zweckvereinbarung beizutreten und für die nächsten zwei Jahre dafür Kosten in Höhe von rund 20 000 Euro zu übernehmen. Da Gröbenzell auf gute Beziehungen zu seinen Nachbarn angewiesen sei, könnte ein Ausstieg von den Partnern als unfreundlicher Akt empfunden werden. Mit einer Gegenstimme wurde beschlossen, die Zweckvereinbarung mit einer Laufzeit von zwei Jahren abzuschließen. Danach könne man immer noch aussteigen. Die generellen Bedenken gegen das Vorhaben wurden jedoch als Ergänzung mit in den Beschluss aufgenommen. Sie sollen den anderen Kommunen mitgeteilt werden.

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