Gröbenzell:Hauptsache verrückt

Gröbenzell: Wirtschaftsempfang der Gemeinde, Rathaus

Die Wirtschaftsförderin Raffaela Scelsi (von links), Bürgermeister Martin Schäfer sowie der Referent und Unternehmensberater Kurt Nagel.

(Foto: Johannes Simon)

Referent begeistert bei Gröbenzeller Wirtschaftsempfang

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Die Gemeinde Gröbenzell verfügt nur noch über drei zu bebauende Gewerbegrundstücke und muss regelmäßig Unternehmen, die sich im Ort ansiedeln wollen, eine Absage erteilen. Trotz dieses Handicaps hält Bürgermeister Martin Schäfer an dem Ziel fest, für Gröbenzell eine Wirtschaftsförderung auf- und auszubauen. Seit einem Jahr verfügt er im Rathaus mit Raffaela Scelsi über eine Fachkraft für Wirtschaftsförderung. Seither wurde damit begonnen, Strukturen aufzubauen und die Kontakte zu den etwa 2000 in Gröbenzell ansässigen Firmen zu intensivieren. Diese Arbeit, zu der auch regelmäßig Firmenbesuche gehören, trägt Früchte. So lud der Rathauschef am Dienstagabend erstmals zu einem Wirtschaftsempfang der Gemeinde ins Rathaus ein. 140 Gäste nutzten die Gelegenheit zum Gedankenaustausch. Diese Netzwerkarbeit ist nicht ganz selbstlos, steuern doch die Betriebe über die Gewerbesteuer zum Etat der Gemeinde im Jahr mehr als sieben Millionen Euro bei. Ohne diese Einnahmen könnte die Gemeinde viele Leistungen nicht erbringen, was Schäfer in seiner Begrüßung hervorhob.

Viel Beifall erhielt der Sindelfinger Unternehmensberater, Buchautor und Wissenschaftler Kurt Nagel für seinen Vortrag mit dem Titel "Erfolg ist machbar". Der Titel ist so etwas wie das Credo des Sindelfingers. Der 78 Jahre alte, aber immer noch agile, provokative und mitreißende Referent brachte in seinem kurzweiligen Vortrag viele Tipps und Anregungen unter, wie sich auch kleine Unternehmen erfolgreich behaupten können. Ein in verschiedenen Varianten wiederholter Appell des Referenten passte zu dem Zusammentreffen von Firmeninhabern und Politikern, auch wenn Kurt Nagel das nicht besonders betonte. "Unterstützen sie sich gegenseitig!", lautete eine seiner vielen Aufforderungen an die Zuhörer, aktiv zu werden. Wer nämlich nicht selbst agiere, werde ansonsten hinnehmen müssen, was andere eingeleitet hätten. Den Inhabern von Betrieben riet der Gast, auch ihrer Intuition zu folgen und ihre Freizeit zu genießen. Wer Letzteres nicht tue, sei selbst schuld. Obwohl es nicht der protestantischen Ethik entspricht, die ein Erklärungsmodell für den Erfolg des Kapitalismus und Unternehmertums ist, gehören für Nagel Erfolg, Zufriedenheit und ein gelungenes Leben zusammen. Laut dem Redner ist jeder Mitarbeiter gleichzeitig auch Führungskraft. Ein anderer Hinweis lautete, Rücksicht zu nehmen und damit das Miteinander und das Klima zu verbessern. Auch unter dem Punkt Kundenbetreuung stellte der Unternehmensberater den Aufbau einer Beziehung und damit die Bindung des Kunden über die reine Bearbeitung eines Auftrags. Je besser die Bindung sei, umso geringer werde für den Kunden die Bedeutung des Preises. "Seien sie gelegentlich verrückt!", lautete ein anderer Appell. Immer wieder forderte der 78-Jährige dazu auf, auch verrückte Ideen und Innovationen umzusetzen und gewohnte Wege zu verlassen. Als Strategie definierte Nagel humorvoll "die Kunst, sich zu kratzen, bevor es einen juckt".

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