Gröbenzell:Gruß aus der Vergangenheit

Grüne warnen vor Postkartenaktion einer rechten Splitterpartei

Von Peter Bierl, Gröbenzell

Die Grünen in Gröbenzell warnen vor einer Postkartenaktion der Kleinpartei "Der III. Weg". In den vergangenen Tagen seine mehrere Karten an der Bodenseestraße verteilt worden, berichtete Walter Voit, der Sprecher des Ortsverbands. Die Minipartei wird vom Verfassungsschutz als neonazistisch, antisemitisch und geschichtsrevisionistisch eingestuft. Sie ist in einigen Kommunen des Landkreis mehrfach mit Flugblättern und Plakaten aufgefallen.

Auf den in Gröbenzell aufgetauchten Postkarten versucht sich die Partei als "Kümmerer" darzustellen, indem sie ihre Ausgrenzung als Fürsorge darstelle, berichtet Voit. Die Grünen haben die Bürger aufgefordert, sich zu melden, falls auch in ihren Postkästen solches Material auftaucht. Im aktuellen Bericht des bayerischen Verfassungsschutzes für 2019 heißt es, der Dritte Weg habe in Bayern etwa 155 Mitglieder und fünf Stützpunkte, darunter einen in München. Der Schwerpunkt der Aktivitäten ist im thüringischen Vogtland. Zu Strukturen und Personen im Landkreis Fürstenfeldbruck will sich der Geheimdienst auf Anfrage der SZ nicht äußern. Auf der Homepage meldet der Dritte Weg Aktivitäten wie etwa die Verteilung von Flyern zur Kommunalwahl in Germering sowie das Anbringen von "Infotafeln" in Puchheim an Stelen im Herbst 2019, die an sogenannte Heimatvertriebene erinnern.

Beim antifaschistischen Informationsdienst Aida in München geht man davon aus, dass ein führender Aktivist des Dritten Weges nach wie vor in Puchheim wohnt. Der Mann vertrete die Minipartei auch im Ausland, etwa im Libanon. Die Münchner Gruppe sei insgesamt klein, so erschienen zu einer Kundgebung in Pasing unlängst etwa 15 Personen. Der Sprecher von Aida führt dies darauf zurück, dass der Dritte Weg einen "superelitären, sektoiden Kurs" verfolge, der selbst in der Neonaziszene umstritten sei. Dazu gehört auch der uniformierte Auftritt in grünen Fleecejacken. Der Dritte Weg verstehe sich als Kaderorganisation, der seine Strukturen aufbaut, dazu gehören auch Wohnprojekte wie in Plauen. Das Konzept sei gefährlich, weil mit einer Radikalisierung verbunden.

Auch zur Identitären Bewegung (IB) im Landkreis will sich der bayerische Verfassungsschutz nicht äußern. In seinem Bericht wird ein Auftritt vor dem sogenannten Ankerzentrum am Fliegerhorst im Frühjahr 2019 erwähnt. In der Vergangenheit hatte die IB vor allem die SPD mit Aktionen heimgesucht, etwa Zettel an ihren Geschäftsstellen in Dachau und Bruck angebracht. Bei Aida geht man davon aus, dass sich die Identitären in einer Krise befinden. Das Konzept der IB sei dank antifaschistischer Aufklärung gescheitert. Die IB verstehen sich als "metapolitische Kraft", die durch gezielte Aktionen und auf den ersten Blick in vermeintlich unverfänglicher Sprache eine möglichst große Medienresonanz erreichen will. "Das Label ist verbraucht, aber die Top-Kader sind weiter dabei", sagt der Sprecher von Aida.

Auch die sogenannten Reichsbürger sind im Landkreis Fürstenfeldbruck weiterhin vertreten. Für Informationen verweist der Verfassungsschutz an die zuständige Polizeidienststelle. Irgendwelche Aktivitäten aus dem rechten Spektrum im Zusammenhang mit Protesten gegen Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie sind dem Verfassungsschutz nicht bekannt. Im Präsidium von Oberbayern-Nord geht man von derzeit etwa 140 Angehörigen dieser Szene im Landkreis aus. Vor drei Jahren ging die Polizei noch von etwa 45 Personen aus.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: