Gröbenzell:Gröbenzeller Willkommenskultur

Neubürger

"Einmalige Situation": Gröbenzells Bürgermeister Martin Schäfer (re.) macht darauf aufmerksam, dass es in der Gemeinde noch freie Krippenplätze gibt.

(Foto: Günther Reger)

Die Gemeinde ist so dicht besiedelt wie nur wenige andere in Deutschland. Dennoch bereiten Politiker und Vereinsvertreter hundert Besuchern einen herzlichen Neubürgerempfang

Von Sebastian Mayr, Gröbenzell

Allzu viel Platz für neue Bürger ist in Gröbenzell nicht, die Gemeinde befindet sich in punkto Siedlungsdichte unter den ersten zehn Kommunen in Deutschland. Dennoch warb Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) um die Bürger, die in den letzten zwölf Monaten in die Gartengemeinde gezogen waren. "Bringen Sie sich ein, fühlen Sie sich wohl und bleiben Sie hier", rief er den etwa hundert Gröbenzellern zu, die am Freitagabend zur Neubürgerversammlung ins Café am Gröbenbach gekommen waren. Denn auch wenn wenig Platz für neuen Wohnraum ist: Die Gemeinde ist seit Ende der Achtzigerjahre um gerade einmal 2000 Personen angewachsen. Zwar ziehen Jahr für Jahr etwa 1400 Neubürger in den Ort. Doch ebenso viele verlassen ihn jährlich auch wieder. So war es auch 2014.

Die, die neu nach Gröbenzell gekommen sind, hat die Gemeinde zur Neubürgerversammlung eingeladen. Zu jenen, die der Einladung gefolgt waren, gesellten sich eine gute Handvoll Gemeinderäte und mehr als 20 Vertreter der örtlichen Vereine. Die nutzten die Gelegenheit, das Leben in der Gemeinde vorzustellen und um Interessenten zu werben. Das Alter der Gäste war "bunt gemischt", wie Schäfer nach einem Blick in die Runde urteilte. Das spiegle auch die Altersstruktur der Kommune wider. Der Bürgermeister sprach vor allem die jungen Familien an, die neu in die Gemeinde gezogen sind. In Gröbenzell sind noch rund 20 Krippenplätze frei. Martin Schäfer nannte den Überschuss im Betreuungsangebot "eine einmalige Situation" und warb um die jüngsten neuen Bürger der Gemeinde. Für jeden, der gekommen war, gab es Sekt und Äpfel und vor allem eine Zusammenschau dessen, was die Gemeinde bietet und was sie vorhat. Schäfer nutzte die Gelegenheit, noch einmal die großen Vorhaben der Gemeinde vorzustellen: Den geplanten Umbau der Freya-Unterführung sowie von Bahnhofstraße und Kirchenstraße, den Ausbau des Böhmerweihers und den bereits beschlossenen Umzug des Rathauses ins Gewerbegebiet, der dem Neubau des Gebäudes vorausgehen soll. Aus den Reihen der neuen Gröbenzeller kamen nur wenige Fragen. Das, scherzte Schäfer, werde sich wohl ändern, sobald die Neubürger den Ort und die Streitpunkte besser kennengelernt hätten. Bei der nächsten Bürgerversammlung, vermutete er, werde wohl kritischer nachgefragt werden. So musste Schäfer bei der Frage nach dem Breitbandausbau in der Gemeinde auf Gespräche mit der Telekom verweisen. Eine Verbesserung der Internetverbindung im Ort sei in Planung, die genauen Zahlen und Zeitpunkte habe er jedoch nicht parat. Auch nach der geplanten Buslinie in den Norden der Gemeinde wurde der Bürgermeister gefragt - und vertröstete auf das kommende Jahr. Bis der Bus verkehren könne, werde es wohl eher Ende als Anfang 2016 sein. Am Vorhaben habe sich jedoch nichts geändert.

Einen Neubürger bewegte die Frage, wie viele Asylbewerber in Gröbenzell untergebracht seien. Schäfer rechnete vor, dass die Gemeinde Platz für 156 Flüchtlinge schaffen müsse. Das sehe die Quote vor, auf die sich die Landkreiskommunen geeinigt hätten. Derzeit liege Gröbenzell im Soll. Schwieriger sei es dagegen, die schon anerkannten Flüchtlinge unterzubringen, weil diese nicht in den Asylbewerberunterkünften bleiben dürfen. Gerade bei Familien mit Kindern wolle man aber vermeiden, dass diese in einen anderen Ort ziehen müssten. "Sie werden sehen, dass die Integration hier gut läuft", erklärte Schäfer, der an die hohen Zuzugszahlen erinnerte. Da fielen die Flüchtlinge kaum ins Gewicht. Zuletzt durfte Schäfer erklären, was es mit dem Begriff Gartenstadt auf sich hat: Die Gröbenzeller, sagte er, seien "ein eigenes Völkchen". Eines, das Wert darauf lege, in einer grünen Oase zu leben, die aber trotz der Bezeichnung Gartenstadt keine Stadt sei und auch keine sein wolle. Der Name stammt vielmehr aus der Historie, als Gröbenzell mit seinen Gärten eine Art Gegenentwurf zur nahen gelegenen Großstadt München war.

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