Mitten in Gröbenzell:Dornröschenschlaf am Gröbenbach

Mitten in Gröbenzell: Glasfaser? Nein Danke! In Gröbenzell hält sich das Interesse an einem kostenlosen Hausanschluss für schnelle Datenübertragung in Grenzen.

Glasfaser? Nein Danke! In Gröbenzell hält sich das Interesse an einem kostenlosen Hausanschluss für schnelle Datenübertragung in Grenzen.

(Foto: Johannes Simon)

Gröbenzell gibt gerne den Vorreiter. Doch der Ausbau des Glasfasernetzes lässt die Einwohnerschaft offensichtlich völlig kalt.

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Hallo Gröbenzell, was ist los bei euch am Gröbenbach? Über Jahre, Jahrzehnte, habt ihr immer wieder die Vorreiterkommune im Landkreis gegeben - nicht selten von den anderen dafür bestaunt, etwa als ihr den ersten bilingualen Kindergarten eingeführt habt oder vor nicht allzu langer Zeit die Abstellmöglichkeiten für Pfandflaschen an öffentlichen Mülleimern. Nicht selten geriet das anfängliche Staunen mit der Zeit zur Nachahmung. Fahrradstraßen beispielsweise gibt es inzwischen auch bei den Nachbarn in Puchheim, in der Kreisstadt Fürstenfeldbruck sowie in Germering. Und eine Saatgutbibliothek für Sämereien wie in der Bücherei Gröbenzell wird neuerdings auch bei den Kolleginnen und Kollegen in der Nachbarstadt Puchheim gehegt.

Aber ausgerechnet beim Glasfaserausbau, jener Infrastruktur, die für die moderne Kommunikation im 21. Jahrhundert unerlässlich ist, scheinen die sonst so innovativen und aufgeschlossenen Gröbenzeller in einen Dornröschenschlaf gefallen zu sein. Aktuell bietet eine Gesellschaftergruppe in Verbindung mit einem Zwei-Jahres-Vertrag für Telefon und Internet an, Glasfaserkabel kostenlos bis ins Haus zu verlegen. Das Angebot gilt nur noch bis Monatsende, doch dem Anbieter fehlen nach eigenen Angaben für einen wirtschaftlichen Ausbau noch 500 Verträge. Derweil arbeiten bei den Nachbarn in Puchheim die gleichen Akteure seit vorigem Jahr an der Ertüchtigung des Netzes. "Dutzende Hausanschlüsse" wurden einer Mitteilung zufolge bereits fertiggestellt, noch heuer soll der Ausbau dort fertig sein.

Das scheint die Gröbenzeller aber nicht zu tangieren. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren. Vielleicht gibt es ja dort mehr Menschen als anderswo, die weniger Wert darauf legen, ständig erreichbar und immer überall online zu sein. Zumindest zwei Gröbenzeller sind in der Redaktion als bekennende Verweigerer mobiler digitaler Kommunikation bekannt. Zudem gab es am Gröbenbach vor Jahrzehnten Protest gegen die ersten Mobilfunkmasten. Womöglich ist ja das aktuelle Desinteresse nichts anderes als die konsequente Weiterverfolgung dieses frühen Protests. Und vielleicht ist Gröbenzell bald als Dorf berühmt und beliebt, wo man bestens digital detoxen kann.

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