Gröbenzell:Gereizte Stimmung in Gröbenzell

Nach einer langen, hitzigen Debatte sollen Bürger nun umgehend schriftlich über Hochwassergefahren informiert werden

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Von insgesamt 28 Tagesordnungspunkten hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung in dreieinhalbstündigen Beratungen wieder einmal nur einen Bruchteil bewältigt. Das lag an längeren, verbissen geführten Diskussionen, beispielsweise über einen CSU-Antrag zur Information der Bürger über die Überschwemmungsgebiete und die Gefahren eines hundertjährlichen Hochwassers.

Während Anton Kammerl (CSU) und Zweiter Bürgermeister Martin Runge (Grüne) beschworen, wie wichtig es sei, die Gröbenzeller umgehend über die Gefahren aufzuklären, sahen Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) und andere keine Notwendigkeit, dies sofort zu tun. Die Begründung: Es fehlen noch immer fundierte Kenntnisse. Deshalb wollte Schäfer weitere Gespräche mit Behörden abwarten. Letztlich wurde dann einstimmig beschlossen, die Gröbenzeller sofort und damit bereits vor einer Sonderbürgerversammlung im Frühsommer anzuschreiben und auf die möglichen Gefahren hinzuweisen, die sich daraus ergeben, dass ihre Häuser im Überschwemmungsbereich des Gröbenbachs stehen.

Laut Runge kann das im trockengelegten Moosgelände errichtete Gröbenzell in besonderer Weise von Hochwasserereignissen betroffen werden. Bei einem hundertjährlichen Ereignis könne das Rinnsal des Gröbenbach zu einem reißenden Fluss ansteigen. Dann bestehe Gefahr für Leib und Leben der Bürger. Da es sich beim Gröbenbach zudem um ein Gewässer dritter Ordnung handelt, sei die Gemeinde für den Hochwasserschutz zuständig und nicht der Freistaat. Wie Runge anführte, könne ein solches Hochwasser Gröbenzell sogar stärker treffen als das niederbayerische Simbach im Sommer, als dort die Fluten sieben Menschen in den Tod rissen.

In Gröbenzell stehen etwa zwei Drittel der Wohnhäuser in den Anfang 2015 vom Landratsamt vorläufig gesicherten neuen Überschwemmungsgebieten. In den meisten der gefährdeten Gebiete würden die Fluten jedoch nicht sonderlich hoch stehen, sondern oft nur einige Zentimeter, in anderen Fällen vielleicht kniehoch. Zu lebensgefährlichen Fallen würden dann trotzdem Tiefgaragen und Kellerwohnungen werden. Runge wies darauf hin, dass in den neuen Überschwemmungsgebieten noch immer Souterrainwohnungen gebaut würden, obwohl das strikt verboten sei. "Wohn- und Schlafräume müssen oberhalb der Wasseroberfläche liegen", sagte der Grüne. Mit der Wasseroberfläche ist der Stand gemeint, den des hundertjährliche Ereignisses erreichen könnte.

"Manchmal bauen nicht alle so, wie man es darf", sagte Schäfer, um zu ergänzen, dass man kontrollieren und viel verbieten müsste. Der Rathauschef und die Verwaltung wiesen zudem darauf hin, dass bereits viel getan werde. Runge reagierte ungehalten, weil eine Sonderbürgerversammlung schon vor zwei Jahren beschlossen worden war. Ebenso wie weitere Maßnahmen, die noch nicht umgesetzt sind. Laut Runge müsse die Gemeinde auch einen Wach- und Hilfsdienst einrichten und Hilfsmittel vorhalten. Einen entsprechenden Notfallplan will die Verwaltung bis Anfang März vorlegen. Zudem wollen sich Gröbenzell und Puchheim mit den Kommunen Alling, Eichenau und Olching zusammentun, die bereits an einem gemeinsamen Hochwasserschutzkonzept für den Starzelbach arbeiten.

Ging es zuerst um das Datum der Sonderbürgerversammlung, rückte im Verlauf der Debatte die schriftliche Information in den Mittelpunkt. Laut Monika Baumann (Grüne) geht es bei dem Brief darum, die Bürger aufzurütteln und aufzufordern, sich auf den Notfall vorzubereiten. Wann der Brief versandt werden soll, blieb offen.

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