Gröbenzell:Gemeinsam widerstehen

Der SPD-Ortsverein Gröbenzell blickt auf eine 90-jährige wechselvolle Geschichte zurück. Die Landesvorsitzende gratuliert bei der Feier am Sonntag

Von Erich C. Setzwein, Gröbenzell

Die SPD hätte keinen Grund sich Sorgen zu machen. Die Landesvorsitzende analysiert akribisch, wie sozialdemokratische Politik funktionieren und wieder bei den Leuten ankommen kann, der Bundestagsabgeordnete weiß genau einzuschätzen, was es bedeutet, momentan in einer, in seinen Augen ungeliebten großen Koalition mitregieren zu können, und die Kandidaten für den Bürgermeisterposten in Gröbenzell und den des Landrats für den Landkreis Fürstenfeldbruck stecken eindrücklich ihre Ziele ab. Jedoch: Es fehlen noch die Wähler, von den Ideen von Natascha Kohnen, den Thesen von Michael Schrodi und den Programmen von Gregor von Uckermann und Christoph Maier überzeugt sind. In fünf Wochen gibt es für die SPD zumindest auf kommunaler Ebene Gewissheit über ihren Kurs der sozialen Gerechtigkeit und die Akzeptanz ihrer Bewerber. Dass sich die Genossinnen und Genossen nicht unterkriegen lassen, das haben sie am Sonntag in Gröbenzell deutlich gezeigt, als der Ortsverein sein 90-jähriges Bestehen feierte.

90 JAHRE SPD GRÖBENZELL  Neujahrsempfang

Zum Jubiläum der SPD Gröbenzell spricht die Landesvorsitzende Natascha Kohnen.

(Foto: Mattias F. Döring)

Es schien mehr als nur der Respekt vor der Partei zu sein, die sie zu ihrem Geburtstag eingeladen hatte: Für Bürgermeister Martin Schäfer, der für die UWG erneut in Gröbenzell als Bürgermeister antritt und Gregor von Uckermann als Mitbewerber um das Amt hat, für Martin Runge von den Grünen und für Andreas Keefer, der Ortsvorsitzender der CSU ist, war es wie ein Bekenntnis der demokratischen Parteien, sich mit und bei der SPD zu zeigen und zusammenzustehen. Haben doch die Ereignisse in Thüringen, wo sich der FDP-Landtagsabgeordnete Thomas Kemmerich mit den Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten wählen ließ, die Politik bis in die kommunalen Niederungen erschüttert. Und so formuliert Gregor von Uckermann, der 30 Jahre alte Gemeinderat und Bürgermeisterkandidat eine Aussage, die später mehrmals wiederholt wird: "Wir sind das Bollwerk gegen rechts."

90 JAHRE SPD GRÖBENZELL  Neujahrsempfang

Unter den Zuhörern sind Peter Falk, Gregor von Uckermann und Christoph Maier zu finden.

(Foto: Mattias F. Döring)

Dieses Bollwerk hat nicht gehalten, als die Nazis an die Macht kamen und die Parteien in Deutschland verboten. 1929 gegründet, existierte der Gröbenzeller Ortsverein bis 1933. Michael Schrodi, der auf die Geschichte zurückblickte, zeigte den Gästen der Jubiläumsfeier am Sonntag ein Parteibuch, in dem die letzte Marke für den bezahlten Mitgliedsbeitrag im März 1933 eingeklebt wurde. 13 Jahre später erwuchs der Ortsverein neu und stellte 1953 den ersten Bürgermeister der neu gegründeten Gemeinde nach der Loslösung von Olching. Schrodi erinnert auch an Otto Recht, den streitbaren Fraktionssprecher im Gemeinderat von 1972 bis 1995, an Peter Glotz, der in Gröbenzell die Jusos gründete, und an Peter Falk, der die Politik im Gemeinderat prägte und sich als Bewerber für diverse Posten und Ämter zur Verfügung stellte. Für Gregor von Uckermann fand Schrodi die Worte: "Er tut der Gemeinde gut", und auch die SPD-Landesvorsitzende Natascha Kohnen ist angesichts von Kandidaten wie Uckermann nicht bange um die SPD und die Politik und Werte, die sie vertritt: "Die Zukunft sitzt hier vorne", sagte sie auf den vor ihr sitzenden Bürgermeisterkandidaten deutend.

Natascha Kohnen verstand es, mit ruhiger Stimme, aber dennoch eindringlichen Worten an die Verantwortung der SPD zu erinnern, an die Verpflichtung der Sozialdemokraten, wieder ihren Blick auf die Gesellschaft zu richten. Denn diese Gesellschaft habe Angst, und diese Angst werde von Populisten ausgenutzt. Kitaplatz für 700 Euro im Monat, Pflege alter Menschen, die Rente, die Mobilität - die Menschen hätten Angst, dass sie sich das nicht leisten könnten. Jeder Bereich des Sozialstaates sei von der Ökonomisierung betroffen, die Perversion zeige sich in den Miet- und Bodenpreisen. Weil der Staat nichts tue, verfielen die Wähler bei angstbesetzten Themen den Radikalen. Ihre Antwort darauf: Der Sozialstaat müsse sich wieder zeigen, die kommunale Daseinsvorsorge müsse garantiert werden, es müsse in den Wohnungsbau investiert werden, der öffentliche Nahverkehr müsse schrittweise kostenlos werden. Kohnen glaubt, damit wieder Vertrauen zu erwecken. Denn die Angst der Menschen sei der Nährboden für die Populisten, und dieser Nährboden müsse ihnen entzogen werden.

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