Gedenken der SPDRote Nelken gegen das Vergessen

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Rote Nelken und eine Sonnenblume zieren die Schrifttafel des Gröbenzeller Mahnmals für die Opfer des Nationalsozialismus.
Rote Nelken und eine Sonnenblume zieren die Schrifttafel des Gröbenzeller Mahnmals für die Opfer des Nationalsozialismus. (Foto: Privat)

Dritter Bürgermeister Gregor von Uckermann erinnert in Gröbenzell an die Opfer aus der Region, aber auch an die Täter aus dem Ort. Er mahnt, aus den Naziverbrechen die richtigen Lehren zu ziehen.

Von Paul Fideler, Gröbenzell

„Als Mahnung an die NS-Barbarei und als Mahnung gegen jegliche Gewalt.“ Das steht auf der rostigen Eisentafel, aufgestellt neben dem Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in der Olchinger Straße in Gröbenzell. Vor dem Gebäude der Post erinnern sechs vom Rost rot gefärbte Eisenstangen, die durch überdimensionale Nägel verbunden sind, an die Verbrechen des NS-Regimes. Der Gedenkstätte wohne ein„ großer Grad an Abstraktion“ bei, wie es SPD-Gemeinderat Peter Falk ausdrückt. Dennoch schafft das Werk von Helmut Brunner, aufgestellt in den Neunzigerjahren, am Donnerstagnachmittag eine beklemmende Stimmung.

Am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos, der Zweite Weltkrieg war damit beendet. Auf den Tag genau 80 Jahre später findet in Gröbenzell am Mahnmal vor der Post eine Gedenkfeier statt, organisiert vom SPD-Ortsverein. Etwa 25 Menschen sind zusammengekommen, um gemeinsam zu gedenken und der Rede von Gregor von Uckermann, dem Dritten Bürgermeister Gröbenzells, zu folgen. Neben zwei Gröbenzeller Pfarrern ist auch der Olchinger SPD-Bürgermeister Andreas Magg gekommen.

Die Gedenkfeier in der Olchinger Straße ist eine von mehreren Veranstaltungen dieser Art in Gröbenzell. Am 27. Januar, an diesem Tag wurde 1945 das Vernichtungslager Auschwitz befreit, fand ebenfalls eine Gedenkzeremonie am Mahnmal statt. Und am 9. November, dem Tag der Reichspogromnacht im Jahr 1938, besucht der SPD-Ortsverein jährlich den in der Bahnhofsstraße verlegten Stolperstein für den jüdischen Violinisten Kurt Schroeter, den die Nazis verfolgt und 1944 in Auschwitz ermordet haben. An jedem runden Jahrestag, wie in diesem Jahr, findet am 8. Mai ebenfalls eine Gedenkfeier statt.

Etwa 25 Menschen sind zu der Gedenkfeier an der Olchinger Straße gekommen.
Etwa 25 Menschen sind zu der Gedenkfeier an der Olchinger Straße gekommen. (Foto: Privat)

An Besucherinnen und Besucher werden rote Nelken verteilt. Gregor von Uckermann erinnert an die lokale Geschichte und erklärt, dass der Krieg in Gröbenzell bereits in der Nacht vom 29. auf den 30. April beendet worden ist, als amerikanische Truppen den Ort besetzten. Außerdem sei der Ort eine Nazi-Hochburg gewesen, in der mindestens zehn Bürger in Schutzhaft genommen, Straßen nach Adolf Hitler und Horst Wessel benannt und sogar ein Denkmal für die NS-Bewegung errichtet worden war. Denn, so von Uckermann scharf: „Gröbenzell war und wurde nazifiziert.“

Gregor von Uckermann erklärt in seiner Rede, was in Gröbenzell während der NS-Diktatur passiert ist.
Gregor von Uckermann erklärt in seiner Rede, was in Gröbenzell während der NS-Diktatur passiert ist. (Foto: Privat)

Der Nationalsozialismus sei „in Form, Inhalt, Ideologie und Ausübung“ verbrecherisch gewesen. Doch Uckermann blickt auch in die Zukunft: Der Tag der Befreiung sollte nicht nur als Möglichkeit zum Gedenken verstanden werden, sondern auch als Aufruf zum politischen Handeln. Hierbei solidarisiert sich der SPD-Politiker mit den Menschen in der Ukraine sowie mit Geflüchteten, die in Deutschland Zuflucht suchen. Zum Abschluss fordert von Uckermann „entschiedenen Widerstand“ gegen den Rechtsradikalismus zu leisten, „weltweit und bei uns.“

Anschließend ist es Zeit, die roten Nelken niederzulegen. In Reih und Glied begeben sich die Besucherinnen und Besucher zur Gedenktafel, von Uckermann macht den Anfang. Bald ist die Inschrift der Tafel unter den Blumen nicht mehr zu erkennen, ihre Botschaft bleibt jedoch im Kopf.

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