Gröbenzell:Ganztags im Unterricht

Das Gymnasium Gröbenzell bietet als erstes im Landkreis Fünftklässlern künftig die Möglichkeit, sich für einenrhythmisierten Tagesablauf zu entscheiden. Mittags heimgehen, ist dann aber nicht mehr

Von Heike A. Batzer, Gröbenzell

Als erstes Gymnasium im Landkreis wird jenes in Gröbenzell vom nächsten Schuljahr an gebundenen Ganztagsunterricht anbieten. Bislang gibt es diese Unterrichtsform, bei der sich Lerneinheiten mit Übungs- und Entspannungsphasen abwechseln, noch an keinem der sieben Gymnasien. Von den vier Realschulen bietet derzeit jene in Unterpfaffenhofen-Germering gebundenen Ganztagsunterricht an, in Puchheim soll er mit Fertigstellung des Erweiterungsbaus eingeführt werden. Ganztagsklassen gibt es auch an den beiden ebenfalls vom Landkreis betriebenen sonderpädagogischen Förderzentren in Fürstenfeldbruck und Germering, an etwa der Hälfte der Mittelschulen und an einigen Grundschulen.

Nicht alle 1100 Schülerinnen und Schüler des Gröbenzeller Gymnasiums werden künftig den ganzen Tag beschult werden. Mit dieser Sorge hatten sich einige Eltern an Schulleiter Hermann Baumgartner gewandt, nachdem bekannt geworden war, dass der Kulturausschuss des Kreistags das Gröbenzeller Ansinnen genehmigt hatte. Die Mehrheit der Schüler wird weiterhin die normale G8-Halbtagsschule besuchen, die von der siebten Jahrgangsstufe an an manchen Tagen auch Nachmittagsunterricht vorsieht. Auch die bisherige Nachmittagsbetreuung nach dem regulären Unterricht - die sich offiziell offene Ganztagsschule nennt - wird es weiterhin geben. Derzeit erhalten nachmittags etwa 90 Schüler in fünf Gruppen Unterstützung beim Erstellen der Hausaufgaben und bei der Vertiefung des Lernstoffs. Sportliche, künstlerische und musische Angebote runden ihren Nachmittag an der Schule ab. Das Angebot ist bei Eltern äußerst beliebt, weil je nach Bedarf zwischen zwei und vier Nachmittage pro Woche gebucht werden können. Auch bei der Befragung zur 2. Jako-o-Bildungsstudie durch das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid im Jahr 2012 bevorzugten viele Eltern die Schulform mit freiwilligem Nachmittagsprogramm. Unter Bildungsforschern gilt indes die gebundene Ganztagsschule als die optimale Unterrichtsform, weil sie bessere Rahmenbedingungen für die individuelle Förderung der Kinder und mehr Chancengleichheit bietet sowie eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie auf Seiten der Eltern möglich macht.

Das Gröbenzeller Gymnasium plant nun, im Schuljahr 2016/17 mit einer fünften Ganztagsklasse zu beginnen, die im Folgejahr als sechste Klasse fortgeführt wird. Ist das Interesse größer als erwartet, wäre auch die Schaffung einer weiteren Klasse möglich. Interessenten will die Schulleitung bei der Anmeldung dann zu einem Gespräch bitten. "Wir wollen uns die familiäre Situation anschauen", sagt Baumgartner, "und auch über die Konsequenzen beraten, nämlich dass die Teilnahme verpflichtend für ein ganzes Schuljahr ist". Beim Infoabend am 7. März wird es genaue Informationen geben. Die übrigen fünften Klassen werden geführt wie bisher.

Bestimmten Erwartungen mancher Eltern erteilt Baumgartner von vornherein eine Absage: Es werde nicht so sein, dass Kinder in der gebundenen Ganztagsklasse keine Hausaufgaben mehr zu machen hätten. Auch spätnachmittags oder auch am Wochenende werde "individuelles Lernen notwendig" sein wie etwa das Lernen von Vokabeln. Im pädagogischen Konzept der Schule heißt es dazu: Die gebundene Ganztagsschule könne "weder Schulerfolg garantieren noch den Eltern die Verantwortung für den schulischen Bildungsweg des Kindes abnehmen".

Der Stundenplan, der montags bis donnerstags bis zur zehnten und freitags bis zur sechsten Unterrichtsstunde reicht, beginnt am Montag mit dem sogenannten "bewegten Wochenbeginn", das ein flexibles Sportangebot sein soll. Um dem Biorhythmus der Schüler gerecht zu werden, wie es im Konzept heißt, beginnt die Mittagspause für die Ganztagsfünftklässler bereits um 11.30 Uhr. In den Nachmittag integriert werden soll eine Leseförderung in der Bibliothek, die die Motivation zum Lesen ebenso erhöhen wie den Kindern als Mittel zur Entspannung dienen soll.

Neue Räume benötigt man nicht. Bedenken von Kreisräten, wonach in Gröbenzell zu viele Schüler aus dem benachbarten München das Angebot annehmen könnten, versucht Direktoratsmitglied Christian Stangl, der für die Grünen im Kreistag sitzt, zu entkräften. Der "Schwerpunkt der Schüler" werde schon deshalb aus Gröbenzell kommen, weil somit die an der örtlichen Ährenfeld-Grundschule eingeführten Ganztagsklassen fortgeführt würden. Von der Ährenfeldschule werden die ersten Kinder, die dort die Ganztagsklasse besuchen, im Schuljahr 2017/18 aufs Gymnasium wechseln. Von Lochhausen, das nur zwei Kilometer entfernt liegt, aber "auch Einzugsgebiet ist", wie Hermann Baumgartner sagt, werden Ganztagsschüler schon zum neuen Schuljahr nach Gröbenzell wechseln.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: