Gröbenzell:Es rumort bei den Grünen

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In der Gemeinde gibt es Differenzen zwischen Martin Runge und Teilen des Ortsverbandes

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Als Gründungsmitglied der Partei der Grünen ist Martin Runge aus Gröbenzell seit vier Jahrzehnten deren Identifikationsfigur im Landkreis. Der Stern des Landtagsabgeordneten befinde sich zurzeit im Sinken, unken nun Mitglieder des Ortsverbands von dessen Heimatgemeinde. Der Umgang mit Runge sei seit Jahren schwieriger geworden. Auch wenn er als erfahren und kompetent geschätzt wird, mache er sich parteiintern nicht immer nur Freunde, heißt es.

Kontrovers diskutiert wird bei den Gröbenzeller Grünen auch über neue Machtoptionen mit der CSU. Laut dem unterlegenen Bürgermeisterkandidaten Ingo Priebsch gehört einem schwarz-grünen Bündnis die Zukunft. Weiter nur auf die Kooperation mit Linksliberalen zu setzen, hält er für überholt. Anhänger einer Öffnung hin zur CSU verortet Priebsch vor allem bei Neumitgliedern wie ihm.

Runge gilt dagegen als dogmatischer Altgrüner, dem zudem vorgehalten wird, sich mit der Wahlempfehlung für Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) in der Stichwahl illoyal zum Ortsverband verhalten zu haben. Hatte sich dieser doch ausdrücklich gegen eine Wahlempfehlung ausgesprochen. Solche Divergenzen führten kürzlich zu "unerfreulichen internen Diskussionen", berichten Beteiligte, und zu einer Kampfabstimmung bei der Wahl der neuen Vorsitzenden der Gemeinderatsfraktion. Mit vier zu drei Stimmen setzte sich Ursula Retz als Runges Favoritin gegen den Gemeinderatsneuling Priebsch durch.

Missfallen findet im Ortsverband auch Runges Nähe zu Bürgermeister Schäfer, den er bereits vor sechs Jahren im Wahlkampf unterstützt und damit zum Sturz der CSU-Herrschaft im Rathaus beigetragen hatte. Was 2014 die neue Gestaltungsmehrheit von UWG, Grünen und SPD im Gemeinderat mit Runges Wahl zum Zweiten Bürgermeister belohnte. Walter Voit, Ortsvorsitzender der Grünen, kritisierte wiederholt Schäfers hemdsärmelig-patriarchalischen Amts- und Führungsstil im Rathaus, kam damit aber just bei Runge nicht an.Wird er, was als ausgemacht gilt, erneut Zweiter Bürgermeister, werden die Grünen, so die Befürchtung, wieder zur Stütze des Systems Schäfer.

Das sieht Runge anders. Er ist bemüht, den Ball flach zu halten. So nennt er es ein gutes Zeichen einer Demokratie, wenn es, wie bei der Wahl der Fraktionsvorsitzenden, mehrere Wettbewerber gibt. Zum Zweiten Bürgermeister stellt er fest: "Wenn es eine Mehrheit gibt, die wünscht, dass ich das Amt übernehmen soll, dann mache ich es." Ihm gehe es um Verantwortung und die pragmatische Wahrnehmung von Gestaltungsmöglichkeiten. So will er sich weiter für ein Grünflächen erhaltendes Bauen in die Höhe einsetzen, für gemeindlichen Wohnungsbau und die Neugestaltung der Ortsmitte. Entscheidend für die Zusammenarbeit mit anderen Gruppierungen im Gemeinderat seien die inhaltlichen Gemeinsamkeiten.

Ursula Retz spricht von nur kleineren Verstimmungen im Ortsverband, die sie darauf zurückführt, dass man sich wegen des Coronavirus nicht mehr treffen, sondern nur noch telefonieren konnte. "Man darf mal verschieden denken und dann einen Konsens hinkriegen", beschwichtigt sie. Im Ortsverband gebe es keine Gegnerschaft.

© SZ vom 23.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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