Gröbenzell:Auf flotten Sohlen

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"Musik liegt in der Luft", heißt es am Samstagnachmittag im Tanzcafé des Sozialdienstes Gröbenzell. Und dass das Motto jeder in den Beinen spürt, dafür sorgt der Alleinunterhalter Uwe Strobel (rechts). (Foto: Günther Reger)

Angebote zum Tanzen werden in Gröbenzell und Puchheim von der älteren Generation gut angenommen. Dass dabei ein Männermangel herrscht, trübt das Vergnügen nicht

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Im Garderobenzimmer der Begegnungsstätte des Oekumenischen Sozialdienstes in Gröbenzell ist per Schild auch ein "Gehwagerl-Parkplatz" auf rotem Teppich ausgewiesen. Der ist um 15 Uhr nachmittags noch verwaist, als Uwe Strobel nach der Begrüßung durch die pädagogische Leiterin Roswitha Fischer pünktlich mit der Musik im Foyer beginnt. "Sag Dankeschön mit roten Rosen", schallt der erste Walzer vom Alleinunterhalter aus den Lautsprechern. Noch sind nur ein Dutzend ältere Gäste ins "Tanzcafé" des Sozialdienstes zu "Musik liegt in der Luft" gekommen. Frauen sind eindeutig in der Überzahl. Die lassen sich auch nicht lange bitten. Als Strobel das Lied vom "Du schwarzer Zigeuner", einst interpretiert von Vico Torriani, erklingen lässt, füllt sich die Tanzfläche mit Frauenpaaren. Eine sagt: "Ich bin der Mann, sonst funktioniert das nicht." Gesagt getan: Der "Mann" führt.

Der Raum ist mit zwei roten und blauen Girlanden etwas dekoriert worden. "Uns fehlen noch einige Leute", sagt Roswitha Fischer und hofft noch auf Besucher. Nach und nach kommen dann auch weitere Frauen zur Tür herein. Männer sind weiterhin sehr rar. Einer im Rollstuhl, der von der Enkelin gebracht wurde, sitzt hinten in der Ecke und lauscht der Musik.

Die Frauen wollen gerne tanzen und betreiben sofort Damenwahl, auch mit Männern aus dem Helferkreis. Uwe Strobel spielt weiterhin Tanzmusik. Auch Samba können die Paare andeutungsweise tanzen. Der Alleinunterhalter aus Bruck ist sehr erfahren, gerade auch mit Publikum aus karitativen Einrichtungen. Seit zehn Jahren ist er im Landkreis mit seiner "Musikmaschine" unterwegs. Er spielt bei der Awo in Fürstenfeldbruck und in Maisach oder beim VdK in Gernlinden. Sehr häufig tritt er in Seniorenheimen auf.

Ortswechsel ins Puchheimer Kulturcentrum (Puc). Dort hatte am Vorabend der FC Puchheim, organisiert von seiner Abteilung "Freizeit-Aktiv", zum ersten Tanztreff eingeladen. Der große Saal ist brechend voll. 200 Besucher sitzen an den Tischen. Nein, gerade nicht, weil die "Scottisch Country Dancer (SCD)" der Abteilung mit gut 50 Paaren einen Massen-Volkstanz einstudieren. SCD-Chef Micheal Däther steht im Schottenrock in der Mitte und dirigiert die an den Armen und Händen verbundenen Paare zu schottischer Polka links- und rechtsherum. Birgitta Carrington, die zu den "Schotten" gehört, sitzt am Tisch und schaut dem etwas holprigen Treiben amüsiert zu. "Dieser schottischer Country-Tanz ist ein riesiger Spaß", sagt sie und klingt wirklich begeistert.

Begeistert sind auch die beiden Macher dieser Premieren-Veranstaltung, DJ Konny Meyer und Abteilungsleiter Wolfgang Stagun, der von der Resonanz überwältigt ist. "Die Tanzfläche war vom ersten Song an voll", schwärmt Stagun. Natürlich ist die Veranstaltung eine Ü50- oder Ü60-Party, aber gerade diese Altersgruppe scheint auf ein solches Tanzangebot gewartet zu haben. Mit einem solchen Ansturm hat die Gastronomie im Puc offenbar nicht gerechnet. "Die Leute warten zu lange auf ihre Getränke, das muss beim nächsten Mal besser werden", sagt Stagun. Die Musikauswahl scheint nicht jeden Geschmack zu treffen. "Das ist alles sehr Deutsch", kritisiert die gebürtige Französin Michelle Piller. Sie vermisst mal eine Salsa oder einen lateinamerikanischen Tanz.

Im "Tanzcafé" in Gröbenzell wird nach der ersten Tanzrunde der Kuchenwagen hereingefahren. Die Auswahl ist enorm. Die Tänzerinnen und Tänzer lassen sich den Käse- oder den Schokokuchen mit Kirschen zu einer Tasse Kaffee schmecken. Dann tritt Uwe Strobel wieder mit "Quando, Quando, Quando" in Aktion. Die bewährten Frauen-Tanzpaare finden sich zusammen und beleben die Tanzfläche. Strobel ist sich nach vielen ähnlichen Veranstaltungen ganz sicher: "Die Menschen sind sehr dankbar, wenn ich für sie zwei Stunden lang Musik mache."

© SZ vom 03.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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