Gröbenzell:Asterixhefte und Schallplatten vom Nachbarn

Hofflohmärkte

Viele Tische voll bunter Sachen: Eine Kundin (Mitte) schaut sich an, was Familie Arbeithuber anzubieten hat.

(Foto: Günther Reger)

Beim Hofflohmarkt lernen Gröbenzeller auch kennen, was der nebenan Wohnende bis vor Kurzem noch im Keller hatte

Von Felix Schulz, Gröbenzell

Weit entfernt vom erdrückenden, atemlosen Trubel der Münchner Fußgängerzone konnten alle leidenschaftlichen Feilscher und Raritäten-Sammler durch die Straßen von Gröbenzell flanieren, um sich auf den insgesamt 197 Ständen des jährlichen Gröbenzeller Süd Hofflohmarkts nach echten Schnäppchen umzusehen. Die zahlreichen Luftballons und selbst angefertigten Plakate wiegten sich im milden Wind und lockten Passanten in die Vorgärten oder Höfe. Auf dem Bürgersteig an der Puchheimer Straße verstaute Bärbel Zimmermann gerade ihre Errungenschaften im Fahrradkorb: "So ein Flohmarkt macht mir immer mehr Spaß, als in einem normalen Laden einzukaufen", verriet sie lächelnd, "ich bin mit meinem Fahrrad unterwegs, und wenn mir was gefällt bleibe ich stehen, und wenn nicht, fahre ich weiter."

Sie war gerade in einer Art Flohmarkt-Passage fündig geworden, welche die Ausstellerin Tina Ernst mit zwei weiteren Nachbarn gestaltet hat. Links und rechts entlang eines schmalen Weges boten sie zusammen ihre Ware an. Auch ihre beiden Töchter "spielten Kaufladen", und verkauften mit der Mutter Kleidung, DVDs und alte Spielsachen. "Es ist wirklich toll, mit wie viel Engagement der Veranstalter Vuk Latinovic so etwas auf die Beine gestellt hat", lobte Tina Ernst. Der hat nämlich mit der günstigen Anmeldegebühr von lediglich zehn Euro Plakate und Flyer mit einem Ortsplan drucken lassen, welche er selbst aufgehängt und verteilt hat.

Einen Tisch weiter findet sich in Julia Arbeithubers selbst ernanntem "Kuriositäten-Kabinett" allerlei interessante Ware. Dazu gehört eine pinke Playstation, eine alte, noch immer intakte Spinnmaschine, verschiedene Aquarell-Farben sowie Schlüsselanhänger in Form von Hundehütten mit integrierten Trillerpfeifen, "um den Hund oder Mann zu rufen", wie sie grinsend erklärt. Auffällig ist ein alter Destillierapparat, der nach vielen Jahren völlig unbenutzt in den Tiefen des Kellers aufgetaucht war. Außerdem könne man sehen, was die Nachbarn im eigenen Speicher denn so horten. So habe sie bereits schon wieder einen Teil des eingenommenen Geldes für Asterixhefte und Schallplatten am Tisch des Nachbarn ausgegeben.

An jenem Stand beugt sich gerade ein jüngerer Mann über zwei Plastikkisten und durchsucht mit flinken Fingern die alten Schallplatten und CDs, auf der Suche nach Rockmusik aus den Sechziger- und Siebzigerjahren. Nachdem er eine CD-Hülle für einen Moment genauer inspiziert hat, legt er sie zurück und eilt schnellen Schrittes samt Ortsplan in der Hand wieder auf die Straße. "Mittags sind die wirklich interessanten Stücke meistens schon weg", erklärt der Dreißigjährige. Vor jedem Besuch eines Hofflohmarkts plant er darum eine möglichst effiziente Route, um so viel Stände wie möglich nach Raritäten abklappern zu können. Ganz anders das Ehepaar Yvonne und Steffen Weisheit, die vor allem das gemütliche Schlendern und den vielen persönlichen Raum genießen. "Wir schauen nach nichts Speziellem, Erwartungen verderben einem nämlich nur den Spaß", erzählen die beiden. Sie fänden es besonders schön, neue Ecken kennen zu lernen, sich mit fremden Leuten auszutauschen und die Geschichten hinter den Verkaufsartikeln zu erfahren.

Währenddessen mutet die sogenannte "Partygarage" von Claudia Fischhaber schon beinahe exotisch an. Aus dem Radio tönen flotte Melodien, der Boden ist mit bunten Teppichen ausgelegt, farbenfrohe Gemälde zieren die Wände und auf den Tischen gibt es unter anderem Schmuck, Kaffeemühlen, einen Laubbläser sowie allerhand Werkzeug zu kaufen. Am eigens aufgestellten Biertisch vor der Garage können die Gäste eine gekühlte Limonade oder Schorle trinken, die an einer mit Bambus verkleideten Bar in der Garage angeboten werden: "Wenn die Leute den ganzen Tag durch den Ort laufen, bekommen sie doch Durst", klärt die Betreiberin auf.

Am späten Nachmittag zieht der Veranstalter Vuk Latinovic offenkundig erfreut eine durchweg positive Bilanz: "Das Wetter war perfekt, die Stimmung toll, es wurden viele schöne Gespräche geführt und Gröbenzell ist für einen Tag ein bisschen bunter geworden."

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