Gröbenzell:Agenda-Streit eskaliert

Gröbenzell: Aus und vorbei: Karin Schwarzbauer (links) und Andrea Gummert sind nicht mehr Sprecherinnen der Gröbenzeller Agenda 21.

Aus und vorbei: Karin Schwarzbauer (links) und Andrea Gummert sind nicht mehr Sprecherinnen der Gröbenzeller Agenda 21.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die bisherigen Sprecherinnen der Gröbenzeller Gruppe sind zurückgetreten, doch Nachfolger finden sich nicht. Nun will Bürgermeister Martin Schäfer die Arbeitskreise weiterführen

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Die Agenda-21-Initiative in Gröbenzell ist sprecherlos. Bei der turnusmäßigen Neuwahl im Gröbenzeller Rathaus stellte sich niemand zur Wahl. Die bisherigen Sprecherinnen Karin Schwarzbauer und Andrea Gummert kandidierten nicht mehr, weil sie mit dem Agenda-Arbeitskreis (AK) Siedlungsökonomie und ausdrücklich mit dort tätigen Sprecherin Edeltraud Mierau-Bähr nicht mehr zusammenarbeiten wollten. Weil sich bei der Wahlversammlung keine Kandidaten fanden, wird jetzt die Gemeinde und Bürgermeister Martin Schäfer, wie er erklärte, die Geschäfte der kommunalen Initiative übernehmen. Schäfer musste sich nach der Versammlung Kritik der Besucher an seiner Sitzungsleitung gefallen lassen.

Die Agenda-21-Gruppen treten nach einem UN-Aktionsprogramm von 1992 auf lokaler Ebene besonders für mehr Nachhaltigkeit in der Wirtschafts-, Verkehrs-, Energie- und Umweltpolitik ein. Nachdem die beiden Sprecherinnen Schwarzbauer und Gummert den 40 Besuchern der Versammlung, darunter viele Gemeinderäte, einen Bericht mit Rückblick auf die vergangenen zwei Jahre der Agenda-Arbeit gegeben hatten, attackierten sie Mierau-Bähr noch einmal persönlich. "Sie hat das Agenda-Plenum nachhaltig gestört", sagte Schwarzbauer, die das "konfrontative Vorgehen" Mierau-Bährs nachdrücklich missbilligte.

Schwarzbauer war seit acht Jahren Agenda-Sprecherin in Gröbenzell gewesen, Gummert seit sechs Jahren. Sie bekräftigte, dass sie für den AK Siedlungsökonomie nicht mehr sprechen kann: "Der fährt eine Linie der Konfrontation und der Angriffe gegen die Gemeindeverwaltung, die ich nicht mehr mittragen kann." Ziel der Agenda-Arbeit für mehr Nachhaltigkeit sei die gemeinsame Suche nach Lösungen, die sehe sie mit dem Arbeitskreis Siedlungsökonomie nicht mehr gewährleistet. Beim vergangenen Agenda-Plenum im Dezember 2018 war von der Mehrheit des Plenums eine Abspaltung des Plenums gefordert worden. Auch hat das Plenum Mierau-Bähr mangelndes Vertrauen ausgesprochen. Trotzdem hatte Mierau-Bähr angekündigt, weiter den AK Siedlungsökonomie zu leiten, was schließlich Schwarzbauer und Gummert veranlasste, nicht mehr für das Sprecheramt zu kandidieren.

Nachdem sich beim Tagesordnungspunkt "Vorstellung der Kandidatinnen/Kandidaten" niemand im Saal gemeldet hatte, moderierte Bürgermeister Schäfer die Veranstaltung schnell ab. Zuvor erklärte er noch, dass die sechs Agenda-Arbeitskreise "von uns weitergeführt werden". Schäfer, der von einem "ganz schlechten Tag für die Agenda 21" sprach, will die Arbeitskreise zukünftig ins Rathaus bestellen. "Das wird ein-, zweimal im Jahr passieren", antwortete er auf die Frage der SZ nach seinem Zeitbudget. Auf jeden Fall dürfe die Agenda-Arbeit nicht vor sich her dümpeln oder gar einschlafen. Er werde direkten Kontakt mit den AK-Sprechern aufnehmen. Bürgermeister Schäfer erntete nach Ende der Veranstaltung zum Teil heftigen Widerspruch einiger Besucher, die sich eine Diskussion nach den Angriffen auf Mierau-Bähr gewünscht hätten. "In der Tagesordnung stand nichts von einer Diskussion drin", hielt Schäfer dagegen. Als er die Genehmigung der Tagesordnung ohne den Punkt "Diskussion" zur Abstimmung gestellt hatte, hatte es keinen Widerspruch gegeben. Dieses Argument Schäfers überzeugte die Kritiker jedoch nicht. "Hier wird man angegriffen, und es wird einfach abgebrochen", sagte Mierau-Bähr der SZ: "Das ist eine Katastrophe." Sie verteilte anschließend eine vierseitige Stellungnahme - darunter einen Tätigkeitsbericht ihres Arbeitskreises - an alle Versammlungsteilnehmer. Darin verwahrte sie sich gegen den Vorwurf, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des AK Siedlungsökonomie als "Agenda-21-Querulanten" hinzustellen. Sie formulierte ihrerseits Angriffe gegen die scheidenden Agenda-Sprecherinnen, die "die Leitbildziele der Agenda 21 nicht verfolgt" und sich "zu schnell den herausschiebenden Meinungen der Gemeinde angeschlossen" hätten. Mierau-Bähr forderte in ihrem Papier zudem "keine Entlastung der Agenda-21-Sprecherinnen".

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