Grafrath:Wie der Märchenwald bebaut werden soll

Anderthalb Jahre nach dem Architektenwettbewerb liegt nun ein erster Entwurf für die Entwicklung des ehemaligen Freizeitgeländes in Grafrath vor. Platz wäre für Geschosswohnungen und einen Bürgerpark

Von Manfred Amann

Das seit Jahrzehnten brach liegende und ziemlich verwilderte Märchenwaldgelände in Grafrath soll in einen parkähnlichen Zustand mit pavillonartiger Bebauung umgestaltet werden. Eineinhalb Jahre nachdem das Architekturbüro Hirner und Riehl bei einem Realisierungswettbewerb mit elf Bewerbern zum Sieger gekürt worden war, wurde in der jüngsten Ratssitzung nun über den ersten Entwurf zur Entwicklung des Areals beraten. Es ist aus Sicht des Planers "wegen der Topografie und wegen des zu sichernden Baumbestandes" kompliziert.

Umfassende Untersuchungen zur Bodenbeschaffenheit, zum Bewuchs sowie zur Lärm- und Verkehrsentwicklung und auch Corona-Auflagen hätten den Planungseinstieg verzögert, erklärte Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifrei). Vorgeschlagen wird eine dreigliedrige verdichtete Bebauung in einem sonst offenen großzügigen Gelände. Im Kern sollen vier "luftige Geschoßwohnungsbauten" mit je gut 300 Quadratmeter großen Baufenstern eine Art Hof bilden und unterschiedlich große bezahlbare Wohnungen ermöglichen. Im Westen soll mit Abstand zum Wohnzentrum und zum bereits vorhandenen Hans-Leipelt-Haus im Norden eine Kindertagesstätte errichtet werden und im Osten ist Platz für ein vieleckiges Wohnprojekt der Seniorenwohngemeinschaft Grafrath.

Wie Kennerknecht erläuterte, legt die evangelische Landeskirche als alleinige Eigentümerin des Areals großen Wert auf eine nachhaltige Bebauung. Ein klimafreundliches, möglichst CO₂-freies Energiekonzept sei bereits in Auftrag gegeben. "Entstehen soll eine Art Bürgerpark, in dem sich auch Besucher wohl fühlen können", erläuterte Architekt Martin Riehl. Daher soll es, außer um die Kindertagesstätte herum, möglichst keine Zäune geben. Überdies wird das Gelände nach Norden offengehalten und parkähnlich mit einem Teich angelegt.

Wie die für die Grünordnung zuständige Planerin Rita Lex-Kerfers anführte, soll der Baumbestand weitgehend erhalten bleiben und der übrige unbebaute Raum mit viel Grün gestaltetet werden. "Es geht bei der Planung nicht darum, möglichst viel Baurecht zu schaffen, sondern eine Anlage mit hoher Lebensqualität zu errichten", ergänzte Riehl. Zudem sei bei der Planung darauf geachtet worden, möglichst wenig in das Höhenprofil eingreifen zu müssen. Für den Lärmschutz zur Villenstraße Nord und zur Bahnlinie hin schlägt das Architekturbüro vor, Stellplätze anzulegen und diese mit einer Begrünung abzugrenzen. Die Lärmbelastung von der Moorenweiser Straße her müsse noch geprüft werden. Auf dem Gelände selbst soll Individualverkehr nur begrenzt möglich sein. Daher wird die Wegeerschließung laut Planerin "gering gehalten".

Im Gemeinderat wurde die Entwurfsplanung als "durchaus gefällig" beurteilt und so stimmte die Mehrheit zu, damit das Genehmigungsverfahren einzuleiten. Hartwig Hagenguth (BfG) fand dies zu früh, weil es noch etliche Unklarheiten wie zum Beispiel hinsichtlich der Ableitung von Regenwasser gebe. Diskutiert wurde zudem über die Dachgestaltung, die Riehl "aus optischen Gründen" als nach verschiedenen Seiten geneigte Blechdächer mit höchstens zwölf Zentimeter Neigung vorsieht. Monika Glammert-Zwölfer (Grüne) regte am, eine Dachbegrünung zu prüfen. Aufgeständerte Photovoltaikpaneele kann sich der Planer nicht vorstellen. Ein Antrag von Anton Hackl, Häuser mit ziegelgedeckten Satteldächern zu bauen, lehnte der Gemeinderat ab.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: