Grafrath:Teure Erweiterung

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Kläranlage Grafrath benötigt fast sechs Millionen Euro

Von Manfred Amann, Grafrath

Die Biogasanlage des Abwasserzweckverbandes (AZV) Obere Amper in Grafrath stößt allmählich an ihre Grenzen. Im Zuge einer Erweiterung möchte der Verbandsrat auch eine ökologische Verbesserung beziehungsweise eine energetische Optimierung erreichen. Dafür soll eine möglichst nachhaltige zukunftsfähige Methode verwendet werden. Die Kosten hierfür sind laut Verbandsrat Gerald Kurz (Grafrath) allerdings mit 5,9 Millionen Euro hoch und könnten angesichts der Materialknappheit und steigender Kosten sogar noch höher ausfallen.

Die Anlage, in der die Abwässer von Grafrath, Kottgeisering und per Vereinbarung auch die von Türkenfeld gereinigt werden, soll auf wenigstens 13 000 Einwohner ausgelegt werden. Wie Kurz auf Anfrage erläuterte, wird derzeit das Abwasser von 12 099 Einwohnern aus den drei Kommunen geklärt. Durch die je zwei geplanten Baugebiete - Amperterrasse West und Märchenwald in Grafrath und am Dorfanger und Saliterstraße-Nord in Türkenfeld - könnten einem Bescheid des Wasserwirtschaftsamtes zufolge die Betriebsgrenzen überschritten werden. Außerdem müssen nach aktuellen Vorgaben der Trockenschlammanteil erhöht und die Geruchsemissionen deutlich verringert werden.

Wie der Vorsitzende des AZV, Kottgeiserings Bürgermeister Andreas Folger, in der Verbandsratssitzung erklärte, hat eine Untersuchung ergeben, dass das Ziel durch Investitionen in eine Belebungsanlage mit aerober Stabilisierung und mit stationärer und maschineller Schlammentwässerung zu erreichen wäre. Besser, nachhaltiger, aber auch teurer wäre jedoch eine Belebungsanlage mit anaerober Stabilisierung in einer Biogasanlage mit stationärer maschineller Schlammentwässerung, was ökologischer sei.

Nach intensiver Beratung verständigte sich der Verbandsrat darauf, die ökologisch und auch ökonomisch bessere Variante in den Blick zu nehmen, auch weil so die Kapazität der Anlage um circa 5000 Einwohnergleichwerte erweitert werden kann. Derzeit wird die Kläranlage mit eingekauftem Strom betrieben. Mit der aufwendigeren Anlage könnte in der Biogasanlage der Strom selbst erzeugt und der Überschuss eventuell ins Netz einspeist werden.

Nicht auszuschließen ist außerdem, dass im Verlauf der Planungsphase noch weitere Auflagen wie zum Beispiel der Einbau einer Reinigungsstufe für Mikroplastik erlassen werden. "Wir kommen um eine Sanierung nicht herum und sollten daher möglichst zügig mit der Planung beginnen", riet auch Grafraths Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifrei), zumal es derzeit noch ein Förderprogramm gebe, das allerdings Ende 2022 auslaufe.

Für die Beantragung eines Zuschusses von etwa 500 000 Euro sei eine Planung erforderlich, führte AZV-Geschäftsführer Josef Heldeisen aus, daher sollte man alsbald den Planungsauftrag an ein Fachbüro vergeben. Überstürzen will der Verbandsrat aber nichts, denn bei einer derart hohen Investitionssumme sollten auf jeden Fall die Gemeinderäte der Kommunen und auch die Verbraucher mit dem Vorhaben konfrontiert und gehört werden. Die Ertüchtigung der Kläranlage sei nur mit Fremdgeld zu finanzieren, erklärte Gerald Kurz. Wie viel Geld geliehen werden soll, welcher Anteil der Kosten durch Verbesserungsbeiträge von den Verbrauchern aufgebracht wird und welcher Anteil über höhere Gebühren für Abwasser refinanziert werden soll, sollte möglichst im Einvernehmen mit den Betroffenen in Grafrath geklärt werden.

© SZ vom 14.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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