Grafrath:Stückwerk

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Im August wird der neue Abschnitt feierlich eröffnet. Die Freude bleibt nicht lange ungetrübt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Bereits kurz nach der Eröffnung gerät der neue Radweg von Schöngeising nach Etterschlag in die Kritik

Von Peter Bierl, Grafrath

Der im August eröffnete Radweg zwischen Mauern und Landkreisgrenze löst nicht bei allen Freude aus. Der SZ-Leser Fritz Stache, ein passionierter und erfahrener Radler, hält von der ganzen Streckenführung von Schöngeising bis Etterschlag herzlich wenig. "Da wurden lauter Gefahrenstellen produziert", kritisiert Stache. Das letzte Stück bis nach Etterschlag, über private Feld- und Waldwege, sei obendrein ein Umweg, den niemand machen werde, der etwa einen Ausflug zum Wörthsee oder Ammersee unternehmen wolle. Und Rennradfahrer würden eine solche Piste ohnehin meiden. Das Landratsamt weist die Vorwürfe zurück.

Zuerst müssen Radler von Schöngeising bis zum Abzweig Jexhof auf der Straße fahren, einer kurvigen Rennstrecke, die teilweise auf beiden Seiten mit Leitplanken eingefasst ist. An der Abzweigung müssen sie die Straße überqueren - an einer unübersichtlichen Stelle, wo Autos und Motorräder angerast kämen, so Stache. Man habe dort beidseitig Tempo 80 angeordnet und aus beiden Richtungen werde mit einem Gefahrzeichen auf kreuzende Radfahrer hingewiesen, entgegnet Wolfgang Kaufmann, der Leitende Verwaltungsdirektor im Landratsamt. Weiter könne die Geschwindigkeit nicht begrenzt werden, und Unfälle hätten sich in diesem Bereich bisher nicht ereignet. Was den Abschnitt bis Schöngeising betreffe, so fehlten noch fünf Prozent der Flächen, weil der Landkreis sich mit zwei Eigentümern noch nicht habe einigen können.

Den Vorwurf von Stache, dass die nächste Straßenquerung in Mauern nach einer steilen Abfahrt unübersichtlich sei, kann Kaufmann gar nicht nachvollziehen. Die Radler könnten von der Außenseite der Kurve die Fahrbahn in beiden Richtungen "komfortabel einsehen". Weil es sich um eine Kurve von 90 Grad handelt, seien die Autofahrer "sehr langsam unterwegs" und stellten kein Sicherheitsrisiko dar.

Die Querung am Ortsausgang von Mauern, die Stache als nächste Gefahrenstelle ausgemacht hat, sei wiederum notwendig, um zum neuen Radweg nach Etterschlag zu gelangen. Entweder biege der Radler aus dem fließenden Verkehr mit der Querungshilfe im Rücken nach links ab oder nutze die neue Verkehrsinsel. "In beiden Fällen ist eine sichere Querung gegeben", sagt Kaufmann. Er verwies darauf, dass Radler die Kreisstraße kein einziges Mal queren müssen, wenn sie in die andere Richtung fahren, also von der Landkreisgrenze über Mauern nach Schöngeising.

Dass der Radweg an der Grenze zum Landkreis Starnberg endet, sei für alle "ein Wermutstropfen", räumt der Vertreter der Kreisbehörde ein. Der Landkreis Starnberg wolle den Radweg "mittelfristig" aber weiterbauen. Was die Feld- und Waldwege betrifft, die bis dahin als Ersatz gelten, so sollen diese nach Angaben Kaufmanns "kurzfristig oberflächenmäßig verbessert werden".

Den Umweg schätzt Kaufmann auf 400 Meter ein. Für Freizeitradler wäre dies "sehr häufig unerheblich", sie wollten ja nicht schnell vorankommen, sondern eine sichere und abwechslungsreiche Fahrt. "Alltagsradfahrer" würden wohl auf der Kreisstraße weiterfahren. Grundsätzlich sei am Ende des ausgebauten Radweges eine Querung der Kreisstraße aber nicht nötig. Deshalb wurde die Stelle auch nicht ausgeschildert und es sei kein Tempolimit erforderlich. Autofahrer aus beiden Richtungen würden aber mit Gefahrzeichen auf Radfahrer hingewiesen.

Wolfgang Kaufmanns Angaben zufolge hat die Regierung das Teilstück von Mauern zur Landkreisgrenze nur genehmigt und finanziell gefördert, weil der Radweg nicht auf freier Strecke endet, sondern über den Wirtschaftsweg fortgeführt werden konnte.

© SZ vom 11.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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