Grafrath:Sommerfrische

Geschichte

Das Burgrestaurant aus dem Jahr 1973 findet sich im Grafrather Kalender 2019.

(Foto: Gemeinde Grafrath)

Grafrather Postkarten erinnern an vergangene Restaurationen

Von Manfred Amann, Grafrath

Lange bevor Grafrath 1972 durch den Zusammenschluss der vormals selbstständigen Gemeinden Unteralting und Wildenroth entstand, war die Region eine begehrtes Urlaubsziel vor allem für Münchner. Es kamen Wallfahrer zum heiligen Rasso, und nach der Eröffnung der Bahnlinie 1873 nutzten Ausflügler die Bahn, um von der Haltestelle Grafrath aus zur Anlegestelle zu laufen und mit dem Schiff auf der Amper den Ammersee zu erreichen. Später lockten Märchenwald und Westernstadt Besucher an. Etwa ein Dutzend Lokale und Cafés kümmerten sich in dieser Zeit um das Wohlergehen der Gäste, nur eines davon, das Dampfschiff, ist noch vorhanden. Zwei neue gibt es, das "Wirtshaus zur Amperschlucht" im Bürgerstadl und das Café "Bella Martha" im Altenwerk Marthashofen.

Anhand von alten Postkarten und Fotos stellt Archivarin Christel Hiltmann einstige und aktuelle Gastbetriebe in einem informativen Wochenkalender 2019 vor. Auf einer Extraseite erklärt sie die Entwicklungsgeschichte der Gasthäuser bis zur Schließung. "Ich will an die einstige Erholungsregion erinnern und die Neugier auf frühere Zeiten wecken", sagt die Archivarin. Eine Postkarte vom neubarocken Schloss Höhenroth lässt erkennen, dass um 1900 dort eine Pension mit Restaurationsbetrieb und beliebtem Biergarten war. Viele Künstler und Literaten, darunter auch die in München lebende Gräfin Franziska zu Reventlow, sollen sich hier getroffen haben. Der Werbung auf einer Postkarte zufolge hatte der Fischerwirt auch eine Schnapsbrennerei, und beim Alten Wirt gab es eine Kegelbahn, eine "Pferdeeinstelle", Tanz- und Kinosaal.

Vom Märchenwald und von der Westernstadt in Grafrath sind nur noch die Quartiersnamen übrig. Christel Hiltmann hat jedoch ein Bild ausgegraben, das den gut besetzten Garten des einstigen Burgrestaurants zeigt, das mit dem Freizeitzentrum und einem weiteren Lokal in der Nähe des Bahnhofs durch Brandstiftung 1973 in Flammen aufging. Auch den einstige Klosterwirt, bei dem Wallfahrer zum heiligen Rasso einkehrten, hat Hiltmann in den Kalender aufgenommen, ebenso das Café Uhl mit Weinstube in der Nähe des Amperbades, das in den 1920er Jahren mit "Pralinen, Keks und Schokolade" warb.

Kalender "Grafrath und seine Wirtschaften gestern und heute", zehn Euro, erhältlich im Rathaus

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