Grafrath:Kunst im Gewächshaus

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Elke Jordan und Gilbert Rufle stellen im Grafrather Versuchsgarten Holzskulpturen und Landschaftsgemälde aus

Von Florian J. Haamann, Grafrath

Vor allem kleine Ausstellungsräume für bildende Kunst sind ja oft nicht losgelöst von ihrer Umgebung zu sehen, sondern sie transportieren immer auch die Atmosphäre ihrer Umgebung mit, wie beispielsweise die verschiedenen Räume auf dem Brucker Klostergelände. Im besten Fall vereinen sich dabei Kontext und Kunstwerke zu einem großen Ganzen, zu einer Metakunst sozusagen. Ein solcher Fall ist die Ausstellung, die die Malerin Elke Jordan und der Holzbildhauer Gilbert Rufle von diesem Freitag an im Forstlichen Versuchsgarten Grafrath zeigen; genauer gesagt im leer stehenden Gewächshaus des Gartens. Jordan wird dort einige ihrer Landschaftsgemälde ausstellen, Rufle eine Auswahl seiner Holzskulpturen.

Der 66-Jährige ist erst vor wenigen Jahren zur Kunst gekommen, Auslöser war ein Kettensägenkurs, den ihm seine Frau geschenkt hatte. "Am Anfang hat mir das nicht einmal so richtig gefallen, vor allem die Lautstärke der Kettensäge hat bei mir richtigen Stress verursacht. Aber dann habe ich mich daran gewöhnt und Lust bekommen, die Strukturen aus dem Holz rauszuholen", sagt Rufle. Und das schafft er mit seinen Skulpturen auf eine beeindruckende Weise. Denn durch seine Bearbeitung wird aus groben Ästen und Stämmen selbst bei massiven Arbeiten etwas filigranes, das zeigt, was hinter der Rinde verborgen ist.

All seine Muster sind zwar von der Natur so angelegt, würden ohne die Bearbeitung aber niemals zum Vorschein kommen. So ist jedes Stück ein nicht-reproduzierbares Unikat, die Arbeit des Künstlers besteht nicht darin, eine Idee zu entwickeln und umzusetzen, sondern genau hinzuschauen und das Gegebene auf möglichst schöne Weise zu präsentieren. Gleichzeitig erzählen Rufles Skulpturen auch die Geschichte der Bäume, aus denen die Werke entstehen. Bestimmte helle Maserungen im Holz etwa zeugen von eingedrungenem Wasser, das langsam von oben Richtung Stamm fließt und das dabei einen unaufhaltsamen und für den Baum tödlichen Fäulnisprozess in Gang setzt. Es ist diese Kombination aus Natur und Kunstfertigkeit, die Rufles auf den ersten Blick eher unspektakulär wirkenden Skulpturen so spannend macht.

Die Gemälde von Elke Jordan dagegen sind komplett artifiziell. Nicht nur, weil sie der Natur der Sache nach gemalt sind, sondern auch, weil sie nicht fotorealistisch sind, sondern vielmehr einen Eindruck der Künstlern und ein Gefühl vermitteln. Um diese Effekte zu erreichen, wird aus einem blauen Himmel in Afrika ein gelb-orangener, der die Farben der Landschaft aufgreift und damit die Atmosphäre verstärkt, anstatt sie zu brechen. Zudem tauchen in Jordans Landschaften weder Menschen noch Tiere auf - durch diese Reduziertheit und Nüchternheit bleibt dem Betrachter viel Raum, eigene Erfahrungen in die Bilder hinein zu projizieren, sie mit Leben zu füllen. Die Natürlichkeit drückt sich auch dadurch aus, dass Jordan fast ausschließlich mit Erdfarben arbeitet, nur bei Blautönen setzt sie auf chemische Produkte. Einige der Werke, die die 50-jährige Grafratherin zeigt, stammen aus der Serie "Erinnerungen an gegangene Wege". Dabei finden sich Szenen aus Grafrath ebenso wie die genannte aus Afrika, andere stammen aus Österreich oder der Bretagne.

Das Zusammenspiel aus der echten Natur, mit ihren seltenen und exotischen Bäume, die im Versuchsgarten gepflanzt worden sind, der Präsentation dessen, was daraus werden kann, wenn ein Künstler einzelne Teil davon bearbeitet, und der malerischen Verarbeitung ganzer Landschaften, macht diese Ausstellung einen Besuch wert.

"Kunst im Gewächshaus", Versuchsgarten Grafrath, Vernissage am Freitag, 10. Juni, von 18 Uhr an, danach zu sehen am Samstag, 11. Juni, und Sonntag, 12. Juni, von 10 bis 17 Uhr.

© SZ vom 09.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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