Gedenktag:Bewahrer des Brauchtums

Gedenktag: An diesem Montag jährt sich zum 20. Mal der Todestag des ehemaligen Kreisheimatpflegers Wolfgang Völk.

An diesem Montag jährt sich zum 20. Mal der Todestag des ehemaligen Kreisheimatpflegers Wolfgang Völk.

(Foto: Archiv Grafrath,oh)

An diesem Montag jährt sich zum 20. Mal der Todestag des ehemaligen Kreisheimatpflegers Wolfgang Völk.

Von Manfred Amann, Grafrath

Am 11. Juli vor 20 Jahren ist in Grafrath Wolfgang Völk verstorben, den seine große Liebe zur Heimat zu einem bedeutenden Bewahrer von Geschichte und Brauchtum werden ließ. Von 1956 bis 1964 war Völk zunächst ehrenamtlicher Kreisheimatpfleger für den gesamten, danach fast 20 Jahre lang für den westlichen Landkreis Fürstenfeldbruck.

"Da dessen Tochter Marile Völk viele Aufzeichnungen ihres Vaters der Gemeinde Grafrath übergeben hat, lässt sich das Lebenswerk des Heimatforschers gut nachzeichnen", findet Ortsarchivarin Christel Hiltmann. Sein Aufgabenbereich umfasste unter anderem die Brauchtumspflege und die Erhaltung von Denkmälern sowie die Unterstützung prähistorischer Grabungen in Zusammenarbeit mit der Archäologischen Staatsammlung in München. Außerdem sorgte Völk dafür, dass in den Kommunen wichtige Nachlässe sinnvoll geordnet und für die Nachwelt erhalten wurden.

Gedenktag: Die Dokumentation und Restaurierung christlicher Zeugnisse war Wolfgang Völk ein großes Anliegen, etwa Totenbretter in Grafrath.

Die Dokumentation und Restaurierung christlicher Zeugnisse war Wolfgang Völk ein großes Anliegen, etwa Totenbretter in Grafrath.

(Foto: Archiv Grafrath,oh)

"Ein besonderes Anliegen war ihm die Dokumentation und Restaurierung christlicher Zeugnisse wie Feldkreuze, Kapellen, Marterl und Totenbretter", sagt Hiltmann. Unweit des Grafrather Bürgerstadels habe er zu beiden Seiten eines schmiedeeisernen Feldkreuzes vier Totenbretter aufgestellt. Damit habe Völk einerseits an das alte Brauchtum erinnern und andererseits einen "Familiengedenkort" geschaffen.

1972 erhält er das Bundesverdienstkreuz

Die Liste der Verdienste, für die Wolfgang Völk vielfach ausgezeichnet wurde und 1972 das Bundesverdienstkreuz verliehen bekam, könnte laut Hiltmann viele Seiten füllen. Besonders hervorzuheben sei dessen Einsatz für die Wiederbelebung der Brucker Tracht, für das Luzienhäuschen-Schwimmen auf der Amper in Grafrath, für den Silvesterritt in Türkenfeld, für ein Drei-König-Singen von Haus zu Haus in Wildenroth sowie für die Edigna-Festspiele in Puch. Zudem habe Völk mit Hermann Well und dessen Familie aus Günzelhofen Volkstanzabende und volksmusikalische Veranstaltungen wie das Adventsingen in der St. Rasso-Kirche in Grafrath organisiert.

Völk kam 1919 in Adelshofen zur Welt und wuchs in Wildenroth auf dem landwirtschaftlichen Anwesen seiner Eltern auf, das er trotz schwerer Verletzungen im Zweiten Weltkrieg später übernahm. Den Unterhalt verdiente der Vater von drei Töchtern jedoch überwiegend als Angestellter bei der Regierung von Oberbayern. Seine Freizeit opferte er schon von jungen Jahren an der Heimatpflege und ehrenamtlichen Aufgaben. Als Kreisjugendobmann baute er die regionale Jugendarbeit auf und engagierte sich als Jugendschöffe, als der er sogar eine Vormundschaft übernahm.

Studien im Hauptstaatsarchiv

Um sich intensiver der Heimatforschung widmen zu können, verbrachte er viel Zeit für Studien im Hauptstaatsarchiv in München. "Wolfgang Völk war ein Autodidakt mit Leidenschaft", findet Hiltmann. Um seine umfangreichen Kenntnisse weiterzugeben, hat er zwei Bücher herausgegeben: "Heimatbuch Grafrath-Kottgeisering-Schöngeising" sowie "Brucker Land-uralte Kulturlandschaft". Außerdem hat er an der Entstehung des "Bayerischen Wörterbuches" mitgewirkt.

Im Ruhestand suchte er zudem im Landkreis nach alten Gegenständen und Geräten für den im Aufbau befindlichen Jexhof. Auf dem Bauernhofmuseum und in der Wallfahrtskirche St. Rasso zeigte und erklärte der Heimatkundler Besuchern die Besonderheiten. Sein Engagement beschränkte sich aber nicht alleine auf die Heimatgeschichte, sondern er brachte auch als Kommunalpolitiker sein Wissen und seine Erfahrungen ein. Von 1948 bis 1952 war Gemeinderatsmitglied in Wildenroth und von 1966 bis 1972 Mitglied des Kreistages. Nachdem im Zuge der Gemeingebietsreform Grafrath gebildet worden war, betätigte sich Völk auch als Ortschronist.

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