Grafrath:Kostenloser Nahverkehr

Grafrath soll klimafreundliche Gemeinde werden

Von Manfred Amann, Grafrath

Grafrath soll zügig und nachhaltig in Sachen Energiewende und Klimaschutz vorankommen und unter dem Motto "Grafrath klimafreundlich" zu einer Klimakommune gemacht werden. Dazu soll zusammen mit interessierten Bürgern ein Konzept entwickelt werden. In der jüngsten Ratssitzung wurden drei von der CSU/BV-Fraktion eingereichte Anträge genehmigt, die laut Sprecher Gerald Kurz geeignet sind, den Wendeprozess voranzubringen. Allerdings gab es auch Kritik, für die Kurz "kein Verständnis" aufbringen konnte. Die CSU/BV-Fraktion möchte: "Freie Fahrt für Grafrath". Alle Bürger sollen im Gemeindegebiet kostenlos mit Bussen fahren können. Das bürgernahe Angebot käme allen zugute und würde dazu animieren, öfter Mal das Auto stehen zu lassen, wenn sie Freunde besuchen, einkaufen oder zu Veranstaltungen im Ort wollen", erklärt Kurz. Durch das Angebot würde nicht nur ein Beitrag zu Klimaschutz geleistet, sondern auch die Mobilität älterer Menschen gefördert. Ratskollegen sahen jedoch einen "Haken" vor allem darin, dass die kostenlose Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel nach dem vom MVV gestarteten Pilotprojekt "Swipe and Ride" per Handy frei geschaltet werden müsse, was für manche Senioren ein Problem sein könnte. Außerdem stehe nicht allen Senioren und Kindern ein Smartphone zur Verfügung. Dennoch wurde die Gemeindeverwaltung beauftragt, zu prüfen, ob das Angebot in Grafrath umgesetzt werden könnte.

Von einigen Ratskollegen ebenso in Frage gestellt wurde der Antrag, für Grafrath eine Ökobilanz erstellen zu lassen. Darin sollen alle bereits erfolgten und messbaren Aktivitäten zum Klimaschutz erfasst werden, "um zu sehen, was in der Gemeinde für die Energiewende und für den Klimaschutz schon geleistet wurde. "Davon lässt sich dann ableiten, wo es noch Defizite und Handlungsmöglichkeiten gibt", sagte Kurz. Wie Bürgermeister Markus Kennerknecht unlängst auf einer Informationsveranstaltung zum Klimaschutz aufgezeigt hatte, hat die Gruppe "Klimaaktiv vor Ort" mit vielen Anregungen und zum Teil vorgelebten Aktivitäten bei vielen Mitbürgern bereits ein Umdenken erreicht und Nachahmer gefunden. Und auch die Gemeinde habe zum Beispiel mit der Anlage von Blühstreifen, mit der Aufwertung von Grünflächen und mit der Errichtung von Photovoltaikanlagen auf Dächern öffentlicher Gebäude oder bei der Sanierung von Schwimmbad und Schule auch schon einiges getan. Gemäß Mehrheitsbeschluss soll nun geprüft werden, ob eine Ökobilanz möglich und sinnvoll ist.

Den dritten Antrag der CSU/BV-Fraktion werteten Ratsmitglieder anderer Faktion als "utopisches Gedankenspiel". Zur Stärkung alternativer Energieformen solle überlegt werden, ob eine Energiegewinnung aus Wasserkraft möglich ist. "Grafrath ist nicht nur durch seine Lage an der Amper, sondern auch durch die verschiedenen Gewässer und die topografischen Unterschiede in einer Situation, in der man darüber nachdenken sollte", sagte Kurz. Die Fraktion schlägt vor, dabei den Fokus auf die kleinen Fließgewässer und Kanäle zu legen. Dagegen wurde angeführt, dass die Bäche und Kanäle dafür viel zu wenig Wasser führten. Beschlossen wurde schließlich, eine Machbarkeitsstudie zu prüfen.

Für noch spekulativer wurde im Gemeinderat der Vorschlag der CSU/BV-Fraktion eingestuft, Wasserstoff als Energielieferanten ins Auge zu fassen. Wasserstoff sei die Technik der Zukunft, daher sollte die Gemeinde nach geeigneten Lagermöglichkeiten für Wasserstoff als Speichermedium suchen, heißt es. Der Antrag, entsprechende Lagerflächen zu suchen und zu prüfen, ob die Gemeinde möglicherweise selbst Wasserstoff produzieren könnte, wurde ebenfalls mehrheitlich angenommen.

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