Grafrath:Erfahrungen einer Pilgerreise

Theater

2012 war der Regisseur und Schauspieler auf dem Jakobsweg.

(Foto: privat)

Olaf Dröges Inszenierung über den Jakobsweg

Von Johanna Kleinert, Grafrath

Für etwa 45 Minuten wird Schauspieler und Regisseur Olaf Dröge seine Zuschauer am Sonntag, 5. Januar, auf den Jakobsweg mitnehmen. Das Stück, das Dröge selbst geschrieben hat, heißt "Der Kleine Pilger" und richtet sich vor allem an Kinder zwischen sechs und zehn Jahren.

Viele Male schon stand der Regisseur der Neuen Bühne Bruck selbst im Rampenlicht. In diesem Stück schlüpft der 39-Jährige erneut in eine Rolle, die Rolle des Ich-Erzählers. Dieser Erzähler gelangt auf seiner Wanderung durch Südfrankreich und die Pyrenäen in ein kleines Dorf. Kein Lokal, keine Gaststätte weit und breit, sein Hunger wird stärker. Der Wanderer begibt sich in eine Herberge, wendet sich an einen fremden Pilger, der ebenfalls nur mit dürftigen Rationen ausgerüstet ist. Schnell spricht sich in der Unterkunft herum, dass da einer unter ihnen ist, der hungrig ist. Die Tische werden zusammenrückt, aus wenig wird viel, plötzlich ist die Tafel reich gedeckt und alle teilen, feiern und tauschen sich aus, schilderte Dröge eine Szene seines Stücks.

Weite Teile des Schauspiels, so auch die eben beschriebene Handlung, haben sich tatsächlich so auf den Pfaden des Jakobswegs, dem Dröge 2012 folgte, abgespielt. Besonders bewegende Zusammenkünfte mit anderen Wanderern nahm er in das Stück auf. "Die Geschichten, Begegnungen und Herausforderungen, die man auf so einer Pilgerreise erlebt, wollte ich für Kinder aufbereiten", erklärte Dröge. Viele der verarbeiteten Erfahrungen und Strapazen werden deshalb von der Figur des "Kleinen Pilgers", einer etwa 80 Zentimeter große Tischpuppe, geschildert. Komische Elemente dagegen streut eine als Jakobsmuschel kostümierte Klappmaulpuppe ein.

"Der Jakobsweg ist zwar die Folie von der aus erzählt wird. Aber das Gefühl sich verlaufen zu haben, Einsamkeit, Traurigkeit oder Ärger dürften die meisten Kinder im Grundschulalter kennen. Primär geht es um starke Gefühle und wie wir mit ihnen konstruktiv umgehen können", erklärte Dröge. Das Stück ist zwar spirituell, aber entbehrt jeglicher christlicher Monopolisierung. Die Erlebnisse sind zwar subjektiv, streben aber trotzdem einen universellen Anspruch an. Gegen Ende der Darbietung erfolgt deswegen der Hinweis, dass Pilgerreisen in vielen Kulturen fester Bestandteil des Glaubens sind, wie zum Beispiel der Haddsch nach Mekka, der die fünfte Säule des Islam darstellt.

"Der Kleine Pilger" will keine heilsversprechenden Botschaften übermitteln. Dennoch ist er in einer Kirche entstanden. Als Dröge dem damaligen Pfarrer Christian Dittmar von der Idee seines Theaterstücks erzählte, war dieser begeistert, stellte dem Theaterpädagogen sogleich die Michaeliskirche in Grafrath als Probenraum zur Verfügung. Ideen für mögliche Spielorte gab es viele. Doch das Stück in der Kirche uraufzuführen, in der es erwachsen ist, passt besonders gut, findet der Regisseur.

Dröge plant, mit der Geschichte des "Kleinen Pilgers" auch die Grundschulen im Landkreis zu besuchen. Dank der Kooperation, die er mit der Stiftung der Sparkasse und dem Kulturverein Sankt Rasso geschlossen hat, sind die nächsten zehn Aufführungen bereits finanziert.

"Der Kleine Pilger" am Sonntag, 5. Januar, 10 Uhr in der Michaelkirche in Grafrath. Eintritt auf Spendenbasis. Die Dauer beträgt etwa 45 Minuten. Plätze sind noch frei, Anmeldung unter: kontakt@olafdroege.com

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