Grafrath:Café Bella Martha schließt

Grafrath: Schweren Herzens hat Max Schiller den Vertrag für das Café Bella Martha gekündigt.

Schweren Herzens hat Max Schiller den Vertrag für das Café Bella Martha gekündigt.

(Foto: Günther Reger)

Im Grafrather Ortsteil Marthashofen mit Altenheim und Waldorfkindergarten ist Max Schiller 2018 als Wirt gestartet. Nach und nach hat er immer mehr Besucher gewonnen. Doch dann kamen die Corona-Beschränkungen

Von Ariane Lindenbach, Grafrath

Das Café Bella Martha schließt. Am 11. Oktober stellt Pächter Max Schiller nach nicht einmal zwei Jahren den Betrieb ein, bei schönem Wetter ist am darauffolgenden Wochenende noch eine Abschiedsparty geplant. Dem gebürtigen Grafrather, Vater von zwei Kindern, war es in dieser Zeit gelungen, die Gastronomie in dem etwas abgelegenen Ortsteil Marthashofen mit seinen unterschiedlichen, eigenständigen Einrichtungen von Seniorenheim bis Kunstateliers mit verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen gut am Ort zu etablieren. Doch die Corona-Pandemie mit wochenlanger Schließung der Gastronomie und nun nur eingeschränktem Betrieb hat ihn aufgeben lassen.

"Ich habe gekündigt", erklärt der 34-jährige Schiller, der beim "Verrückten Eismacher" in München das Herstellen von Speiseeis erlernt und seine gastronomischen Fähigkeiten in vier Jahren im Restaurant "Fischer" in Stegen am Ammersee verfeinert hat. "Das Café ist sehr ab vom Schuss und es ist eine schwierige Lage, es war schon vor Corona schwierig", erklärt er. Hier gibt es keine Laufkundschaft. Aber Schillers Angebote wie der Sonntagsbrunch lockten zum Jahresanfang noch etliche Besucher nach Marthashofen.

Doch von Mitte März an musste Schiller das Café schließen, erst Ende April lief der Betrieb allmählich und sehr eingeschränkt wieder an. Und wohl das Schlimmste: Während Schiller vor der Pandemie den Laden mit Unterstützung von mehreren Mitarbeitern schmiss, darunter zwei Festangestellten, ist er inzwischen ganz allen. "Das ist mehr oder weniger eine One-Man-Show", unterstreicht er. Und berichtet, dass er seither etwa 350 Stunden im Monat arbeitet - bei 1000 Euro Verdienst. Das sei es ihm bei aller Begeisterung für die Gastronomie auf keinen Fall wert, zumal er auch seine Familie ernähren müsse und Zeit mit seinen Kindern verbringen wolle. Also habe er mit der Kündigung die Notbremse gezogen.

Von Verpächterseite bedauert man die Kündigung außerordentlich, wie Rafael Suslow als Geschäftsführer der Marthashofen Grundstücksgesellschaft betont. Er nennt das seit insgesamt fünf Jahren existierende Café Bella Martha - vor Schiller gab es bereits andere Pächter - "eine große Bereicherung" für Marthashofen mit seinen unterschiedlichen, eigenständigen Einrichtungen wie dem gleichnamigen Altenwerk samt Bewohnern, dem Waldorf-Kindergarten, dem Wohnheim und der Förderstätte Johannes für geistig und körperlich behinderte Erwachsene, den vier Kunstateliers und dem Musikhaus Buhl. "Gerade weil wir etwas abseits gelegen sind, bietet das Café den in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen ein kleines Nahziel im Alltag, sei es für ein hervorragendes Eis, ein Stück Kuchen oder einfach mal ein Weißbier. Außerdem - und das ist uns Marthashofenern sehr wichtig- ist das Café auch ein Anlaufpunkt für Menschen aus der Gemeinde Grafrath und aus der Umgebung, die mit ihrem Kommen unser kleines Dorf beleben und uns kennenlernen", erläutert der Geschäftsführer. Deshalb und aufgrund der abgelegenen Lage sei die Pacht auch "äußerst gering". Suslow zufolge unterstützte man Schiller außerdem während der Pandemie mit drei Monaten Pachterlass und Stundung aller Außenstände sowie einer externen Beraterin auf Kosten des Verpächters. "Trotzdem ist der Versuch das Café wirtschaftlich zu betreiben wohl gescheitert", bedauert er.

Schiller hingegen sagt, davon auf seinem Konto nichts bemerkt zu haben. Der Wirt hat auch die 9000 Euro Corona-Soforthilfe als Unterstützung bekommen, jedoch: "Die haben geholfen, aber im Grunde hätte ich im Juli die zweite Lage brauchen können", er musste seinen Mitarbeitern kündigen.

Wie es nun in Marthashofen nach der Schließung weitergehen wird, vor allem mit den kulturellen Veranstaltungen, die Schiller ins Leben gerufen hat, kann der Geschäftsführer noch nicht sagen. Aber es gebe bereits ein paar "vielversprechende Bewerber" für das Café Bella Martha. Für Max Schiller steht fest, dass er weiter in der Gastronomie arbeiten möchte, "weil ich vor allen Dingen das Eis am Leben erhalten möchte", wie er unterstreicht. "Ich gehe nicht gerne weg, aber ich bin mir sicher, man wird von mir hören."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: