Geschichte:Die Amper als Transportweg

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"Mooskuah" wurde das Dampfschiff genannt, das Anfang des 20. Jahrhunderts die Menschen von Grafrath nach Stegen beförderte. (Foto: Privat)

Als Beitrag zu den Kreiskulturtagen erinnert eine Ausstellung an die Zeit, als es zwischen Grafrath und Stegen einen Pendelverkehr mit einem Dampfschiff gab.

Von Manfred Amann, Grafrath

Schlauchboot hinter Schlauchboot wird wieder an heißen Sommertagen auf der Amper unterwegs sein. Es gab aber auch Zeiten, in denen auf dem Fluss Holzflöße mit Waren und Personen bis nach Olching und Dachau sowie zwischen Grafrath und Stegen am Ammersee sogar Fahrgastschiffe unterwegs waren. "Damals war einiges auf dem Wasser unterwegs", sagt Kulturreferentin Sybilla Rathmann, daher passe eine Erinnerung daran gut zum Motto "Unterwegs" der Kreiskulturtage. Zusammen mit dem Kulturverein Sankt Rasso unter Leitung von Maria Leitenstern-Gulden und laut Bürgermeister Markus Kennerknecht mit "lobenswert ehrenamtlichem Engagement" von Fritz Reischl ist so eine Ausstellung entstanden, die einen guten Einblick in die ehemalige Nutzung der Amper als Transportweg ermöglicht.

Ein Relikt ist die Gaststätte "Zum Dampfschiff", in der viele Sommerfrischler einkehrten und die Reischl daher als Ort für eine Art Impuls-Vortrag für die Ausstellung wählte, auch wenn sich das Nebenzimmer als zu klein für den Andrang herausstellte. Den Vortrag hielt Reischl "zufällig am 10. Mai", 139 Jahre nachdem der Raddampfer "Marie Therese" 1880 als erstes Schiff auf der Amper den Pendelverkehr von Grafrath nach Stegen aufnahm. Da ihre Dampfhupe dem kuhähnlichen Ruf eines Vogels im Ampermoos glich, wurde das Schiff im Volksmund "Mooskuah", oder auch liebevoll "Reserl" genannt und blieb bis 1925 im Einsatz. Eine Fuhrwerksverbindung für Tagesurlauber zum Ammersee, wo die Schifffahrt schon einige Jahre in Gang war, sei daraufhin bald eingestellt worden, erzählte Fritz Reischl.

Das Schiff, 24,5 Meter lang, Tiefgang 70 Zentimeter, 17 Stundenkilometer langsam, fasste 150 Personen, war ein Glattdeckdampfer mit hohem Kamin und Sonnensegel für das Achterdeck der 1. Klasse. Der Steuerstand war offen mit Sprachrohrverbindung zum Maschinenraum. Die Fahrten durch das Ampermoos waren so beliebt, dass bald ein hölzerner Schleppkahn für ebenfalls 150 Personen mit 30 Meter langer Leine angehängt werden musste. Die Fahrzeit betrug 35 Minuten. Von 1887 an wurde der vormalige Privatdampfer "Tristan" von König Ludwig II eingesetzt, von 1901 an folgten Motorschiffe. Mit dem Kriegsbeginn 1939 wurde die Amper-Schifffahrt eingestellt und nach dem Weltkrieg nicht wieder aufgenommen.

Reischl zeigte Videos mit alten Fotos von der Amper- und der Ammersee-Schifffahrt sowie von der Holztrift, die es nach der Genehmigung von Kurfürst Maximilian III. im Jahr 1766 ermöglichte, Holzstämme vom Ammergebirge über die Ammer, den Ammersee und die Amper zum Groß-Sägewerk nach Dachau und zu den beiden Holzstoff-Fabriken in Olching zu transportieren. Der Transport über den Ammersee war windbedingt schwierig. Er begann 1767 mit eigens dafür gefertigten Ladschiffen, die etwa 70 Klafter (210 Kubikmeter Holz) fassten. Ab 1774 erfolgte der Transport durch übergroße, mit zwei Masten besegelte, aneinander gebundene Hohlflöße, sogenannten "Schären", insgesamt 180 Meter lang, die bis zu 1200 Klafter (3600 Kubikmeter) Holz aufnehmen konnten, mit 65 bis 70 Mann Besatzung an 52 Zug- und Steuerrudern. In Stegen wurden die Schären in zwei Tagen abgebaut und die Stämme von den Flößern aus Wildenroth zum Weitertransport auf der Amper in kleine Einheiten zusammengebaut. Breiter als vier Meter durften sie jedoch nicht sein, weil man mit ihnen auch unter Brücken durch und durch Schleusen fahren musste. Mit der Einführung der Amper-Schifffahrt 1880 konnte die Flößerei nur noch nachts durchgeführt werden, um den Pendelverkehr nicht zu behindern.

Weitere Schwierigkeiten entstanden durch Elektrizitätswerke. Zwischen 1929 und 1930 endete die gewerbsmäßige Flößerei. Auf Fotos ist zu erkennen, dass die Flößer auch Freizeitfahrten und Warentransporte anboten. In der Ausstellung ist auch nachzuvollziehen, dass ein Anbau der angeblich vom späteren Volksheiligen Rasso errichteten Hartl-Mühle unweit der Amperbrücke von 1943 bis zum Kriegsende als Versuchsstation zur Erprobung von U-Boot-Teilen genutzt wurde. Zu sehen sind auch Bilder von der Schifffahrt auf dem Starnberger See zurzeit des legendären "Bucentaur" und ein Modell vom Dießener "Klosterschiff", das der dortige Traditionsverein "D`Moosdapper" zur Verfügung stellte.

Die Ausstellung ist noch an den Wochenenden, 18./19. und 25./26. Mai, im Kulturraum, Brucker Straße 3, in Grafrath, von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

© SZ vom 14.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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