Grafrath:Abstimmung und Abriss

Klosterwirt Grafrath

Ein Blick aus glücklichen Tagen: Damals stand der Grafrather Klosterwirt noch. Inzwischen ist er abgerissen - obwohl alle ihn retten wollten.

(Foto: Günther Reger)

Über den Grafrather Klosterwirt gibt es gleich zwei Befragungen

Von Manfred Amann, Grafrath

Bürgerentscheide haben mitunter zum Ziel, Planungen der Ortspolitiker eine neue Richtung zu geben. In Grafrath wurde das demokratische Mittel im Streit um die Bebauung des Klosterwirtgeländes dafür zweimal bemüht, doch das Ziel, die Wirtschaft und den unter Denkmalschutz stehenden Stadel mit seinem böhmischen Gewölbe zu erhalten, wurde nicht erreicht. Mittlerweile hat die Erbengemeinschaft das Anwesen an einen Bauträger verkauft und das Wirtsgebäude ist abgerissen. Nun wird dort ein Wohngebäude errichtet und der Stadel zu Wohnzwecken umgebaut.

Die Pläne waren zunächst andere: Grafrather Bürger gründeten 2006 das Forum Klosterhof und planten eine Bebauung, die auch eine soziale Komponente hatte sowie die historische Bedeutung des Anwesens als Einkehr und Unterkunft für Pilger berücksichtigen sollte. Diese Planung lehnte der Gemeinderat erst ab ("zu groß, zu kasernenartig"), genehmigte sie nach Änderungen dann doch. 2008 wurde das Projekt zum Wahlkampfthema, das Forum Klosterhof organisierte einen Bürgerentscheid. Äußerst knapp, mit 982 gegen 898 Stimmen, wurden die Pläne dabei abgelehnt.

Ein Jahr später legten CSU und Freie Wähler Einigkeit ein neues Konzept vor, das vom Immobilienunternehmen Real Treuhand abgewickelt werden sollte. Für den Klosterwirt war das Münchner Hofbräuhaus als Betreiber im Gespräch und es wurde beschlossen, dass die Gemeinde Grafrath kauft. Letzteres ließ das Landratsamt nicht zu, woraufhin die Erben mit Real Treuhand einen Kaufvertrag unter Vorbehalt schlossen. Als das Unternehmen 2011 seine Pläne vorstellte, formierte sich Widerstand, da die beanspruchte Baufläche um ein vielfaches größer sein sollte und eine kulturelle und soziale Ausrichtung fehlte.

Nachdem 340 Einwände aus Sicht der Bürger "nicht ausreichend berücksichtigt" worden waren, gipfelte der Streit 2103 erneut in einem Bürgerentscheid, diesmal mit deutlichem Ausgang: 875 Bürger waren gegen die Planung und 506 dafür. Auch das vom Gemeinderat entgegengesetzte Ratsbegehren fiel mit 495 gegen 941 durch. Spätere Bemühungen der Gemeinde und eines Arbeitskreises, einen neuen Ansatz zu finden, scheiterten, denn die Erben ließen sich auf keine Verhandlungen mehr ein und verkauften. Eine Gaststätte wie früher wird es dort nun nicht mehr geben.

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