Grabungsatlas im Netz:Nur einmal buddeln für die Datenautobahn

Lesezeit: 2 min

Ein Grabungsatlas soll Internet-Providern helfen: Denn so können sie Kabel verlegen, wenn die Straße ohnehin aufgerissen wird.

Stefan Salger

Der Landkreis hat die Weichen gestellt für eine möglichst flächendeckende Breitbandversorgung: Gemeinsam mit Regierungspräsident Christoph Hillenbrand hat Brucks Landrat Thomas Karmasin am Dienstag das Modellprojekt "Grabungsatlas" vorgestellt. Telekommunikationsunternehmen soll die digitale Karte dabei helfen, die Kosten künftiger Kabelverlegungen zu reduzieren. Damit soll auch der Anschluss abgelegener Gebiete, der sich bislang nicht lohnte, wirtschaftlich attraktiv werden.

Gemeinden sollen dem Landkreis melden, wo sie aktuell oder in den nächsten Jahren Kanalrohre oder Leitungen verlegen und wo Straßen und Wege gebaut werden. Diese meist von den Kommunen finanzierten Tiefbaumaßnahmen können Internet-Provider dazu nutzen, Leerrohre oder Kabel zu verlegen. Im Idealfall sparen sie damit ,,70 bis 80 Prozent der Investitionskosten'', so Hillenbrand. Oder anders herum: Zum gleichen Preis können acht- bis zehnmal so lange Leitungen verlegt werden. Inwieweit Firmen das freiwillige Angebot nutzen, lässt sich noch nicht abschätzen. Gleichwohl werde mit dem Grabungsatlas ,,ein Anker in die Zukunft geworfen'', wie Hillenbrand es ausdrückt.

Bereits in wenigen Tagen soll eine digitale und ständig zu aktualisierende Karte im Internet unter www.gdi.bayern.de (Stichwort: Grabungsatlas) abrufbar sein, auf der bereits verlegte Leerrohre sowie 2010, 2011 und 2012 geplante Aufgrabungen eingezeichnet und aufgelistet sind. Gemeinden und Provider können damit auch Nachbargemeinden und -landkreise in die Planungen einbeziehen, von denen aus der Anschluss des eigenen Gebiets ans DSL-Netz günstiger zu realisieren sein könnte.

Der Landkreis ist nach Neuburg-Schrobenhausen der zweite in Oberbayern, der diese Form der Planungshilfe anbietet. In etwa einem Jahr sollen alle anderen Landkreise ebenfalls verzeichnet sein. Hillenbrand zufolge steht eine solche Informationsplattform längst in Konzeptpapieren der Bundesregierung. Oberbayern setzte diese Konzepte aber nun erstmals in die Tat um. Im Brucker Landkreis haben die Vorarbeiten im vergangenen Dezember begonnen, Behörden und Gemeinden wurden zu geplanten Tiefbaumaßnahmen befragt, die Daten dann an die Regierung von Oberbayern weitergereicht. Mit dem Grabungsatlas will Hillenbrand nicht nur das leistungsfähige Glasfasernetz mit seinen Übertragungsgeschwindigkeiten von 50 Megabit pro Sekundevorantreiben. Er soll auch ,,der dringend erforderlichen Planungder Mindestversorgung mit Ein-Megabit-Lösungen'', etwa durch Richtfunk, dienen.

Die Versorgung mit Hochgeschwindigkeitsinternet ist in einem Radius von etwa drei Kilometern um die Hauptverteiler der Provider gesichert. Im Landkreis gibt es solche Hauptverteiler in Germering, Puchheim, Eichenau, Olching, Fürstenfeldbruck, Maisach, Grafrath, Mammendorf, Moorenweis und Althegnenberg. Weiße Flecken gibt es in den Bereichen um Schöngeising, Landsberied, Türkenfeld, Jesenwang, Adelshofen, Hattenhofen sowie im gesamten Landkreisnorden jenseits von Oberschweinbach.

© SZ vom 21.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: