Glaskunstwerk:Dering-Mosaik wird gerettet

Dering Mosaik

Test am Bau: Die Restauratoren Peter van Treeck und Hanna Pohl machen sich kundig, wie das Glasmosaik von der Wand entfernt werden kann.

(Foto: Bürgerstiftung)

Über dem Eingang des Caritas-Seniorenheims in Germering befindet sich eine Darstellung der Emmaus-Geschichte. Rechtzeitig vor dem Abriss des Hauses wird die Bedeutung des Werks deutlich

Von Andreas Ostermeier, Germering

Etliche öffentliche oder bekannte Gebäude, wie die Sparkasse in Fürstenfeldbruck oder das Rathaus in Germering, sowie Kirchen im Landkreis sind von dem Eichenauer Maler und Grafiker Josef Dering gestaltet worden. Doch der im Jahr 1999 gestorbene Künstler und seine Werke geraten langsam in Vergessenheit. So ist es zu erklären, dass das Glasmosaik über dem Eingang zum Caritas-Altenheim in Germering nicht Dering zugeordnet wird. Es spielt also zunächst keine Rolle, dass es mitsamt dem Gebäude abgerissen werden soll. Bis sich im Februar eine Frau bei der Süddeutschen Zeitung meldet, die noch nicht vergessen hat, wer der Schöpfer des bunten Glasmosaiks ist, das Jesus und die Emmausjünger darstellt.

Als bekannt wird, dass Dering das Mosaik geschaffen hat, zeigt sich die Caritas rasch konziliant gegenüber der Forderung, das Werk zu retten. Und auch die Bürgerstiftung für den Landkreis meldet sich. Sie verwaltet den Nachlass des Künstlers aus Eichenau. Die Caritas erklärt sich einverstanden, die Rettung des Mosaiks beim Zeitplan des Gebäudeabrisses zu berücksichtigen, und das Mosaik ins neue Seniorenheim einzubauen, das an gleicher Stelle entsteht. Die Bürgerstiftung soll den Abbau des Mosaiks bezahlen. Weil das aber nur von Fachleuten gemacht werden kann, wird bald von Kosten in Höhe von 9000 Euro gesprochen.

Geld, das die Bürgerstiftung nicht aufbringen kann. Sie wendet sich an die Öffentlichkeit und sucht Spender, um den nötigen Betrag aufbringen zu können. Das dauert. Auch die Untersuchungen, wie Derings Arbeit von der Betonwand so entfernt werden kann, dass sie bestehen bleibt und nicht in Einzelteile zerfällt, ziehen sich in die Länge. Das Ganze ist komplizierter als zunächst angenommen, denn die Kunst am Bau ist verbunden mit einem Teil des Stützträgers des Gebäudes. Ein Stützträger lässt sich aber aus statischen Gründen nicht einfach wegschneiden. Es wird spannend, der Beginn der Abrissarbeiten naht.

Anfang April aber wird die Ungewissheit beendet. Die Bürgerstiftung meldet, dass sie genügend Geld gesammelt habe, um den Abbau des Mosaiks finanzieren zu können. Und auch von Handwerkerseite wird ein Weg gefunden, die Emmaus-Szene fachgerecht entfernen zu können. Sie wird mit einem Teil des Betonträgers herausgeschnitten und Mitte Mai abtransportiert. Seitdem hat das Glasmosaik einen Platz auf dem Bauhof der Stadt Germering gefunden. Dort wird es gelagert, bis es einen Platz im Neubau des Caritas-Seniorenheims bekommen wird. Der Neubau soll im Jahr 2019 fertig werden.

Dering hat das Glasmosaik Mitte der Achtzigerjahre für den Eingangsbereich des Altenheims gestaltet. Seinerzeit entstand ein Erweiterungsbau für die Einrichtung. Das Emmaus-Mosaik ist aber nicht Derings einzige Arbeit an dem Haus gewesen. Für die Zufahrt hat er auch eine Hinweistafel aus Keramik hergestellt. Auch im Inneren des früheren Gebäudes ist er tätig gewesen. Dort haben sich im Speisesaal Keramiken befunden, und für die Hauskapelle hat Dering einen Kreuzweg geschaffen.

Das Mosaik ist nur eine von zahlreichen Arbeiten, die der Eichenauer Künstler in Germering angefertigt hat. Zu seinen Werken gehören auch die Zunftschilder an der Fassade des Rathauses und ein Wandgemälde im Foyer des Verwaltungsbaus, das aber verhängt worden ist. Auch der Germarbrunnen in der Siedlung zwischen Münchner und Wittelsbacher Straße ist unter Mitarbeit von Dering entstanden. Am Eingang zum Wittelsbacher Einkaufszentrum findet sich eine Glasplastik mit einer Marktszene, die von dem Künstler stammt. Zudem hat er die Glasfenster in den Kirchen Sankt Johannes Bosco sowie Sankt Cäcilia geschaffen. Weitere Glasfenster von Derings Hand gibt es in der Kirche Sankt Bernhard in Fürstenfeldbruck. Den Nachlass des Eichenauers verwaltet die Bürgerstiftung für den Landkreis. Etwa 400 Objekte, darunter Ölbilder, Holzschnitte oder Porträts werden im Rathaus von Eichenau verwahrt.

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