Es war in den frühen Morgenstunden des 10. März 2024, als drei zum Teil vermummte Täter in die Wohnung von zwei jungen Männern in Fürstenfeldbruck eindrangen. Einer der mutmaßlichen Täter, der 21-jährige Bauhelfer Omar R. (alle Namen geändert) hatte sich nicht maskiert. Er wollte sich laut Ermittlungen der Staatsanwaltschaft am Landgericht München II an den beiden rächen. Angeblich hatten sie kurze Zeit zuvor einen Streit mit seiner Schwester und sollen deren Auto bespuckt haben. Omar R. sah dadurch seine Ehre „beschmutzt“, wie es in der Anklage heißt. Bei der Tat in der Wohnung der Opfer soll es zu einem regelrechten Gewaltexzess gekommen sein.
Omar R. und zwei Mitangeklagte, der 22-jährige Arne L. sowie der 25 Jahre alte Ben Z., müssen sich dafür nun vor der 1. Jugendkammer am Landgericht München II verantworten. Die Staatsanwaltschaft hat gegen die drei jungen Männer unter anderem Anklage wegen besonders schweren Raubs und gefährlicher Körperverletzung erhoben. Mit auf der Anklagebank sitzt zudem Leonie F. Da sie maßgeblich zum Gelingen der Tat beigetragen habe, wird ihr Beihilfe zum schweren Raub sowie Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung zur Last gelegt.
Omar R. soll der 21-Jährigen laut Anklage 1500 Euro dafür versprochen haben, sollte sie mit einem der beiden Opfer Kontakt aufnehmen und ihm Informationen über den Mann und seinen Mitbewohner zukommen lassen. In den Stunden vor der Tat soll Leonie F. einen der Männer, die sich eine Wohnung in Fürstenfeldbruck teilten, mehrmals gefragt haben, ob sie ihn besuchen könne. Auch eine Freundin von ihr werde kommen, soll die 21-Jährige gesagt haben.
Gegen Mitternacht am 10. März 2024 holten die beiden späteren Opfer Leonie F. in München mit dem Auto ab und fuhren mit ihr zurück nach Fürstenfeldbruck. Nach einer Weile soll die 21-Jährige schließlich gesagt haben, dass sie nun ihre Freundin holen wolle und verließ die Wohnung wieder. Doch beim Hinausgehen habe Leonie F., wie zuvor mit den Angeklagten vereinbart, die Wohnungstür offenstehen lassen. Während die 21-Jährige flüchtete, sollen sich Omar R., Arne L. und Ben Z. sowie ein weiterer, noch unbekannter Täter Zutritt verschafft haben.
Die Angeklagten sollen die Männer fast eine halbe Stunde lang mit den Fäusten geschlagen haben
Ohne auch nur ein Wort zu sagen, sollen die Angeklagten und der noch unbekannte Täter die beiden Opfer sofort auf brutalste Weise geschlagen, gewürgt und gefesselt haben. Omar R. und Arne L. sowie der Unbekannte sollen sie fast eine halbe Stunde lang mit Faustschlägen traktiert haben. Einem der Männer soll einer der Täter einen so heftigen Tritt versetzt haben, dass dessen Unterarm brach.
Zur Einschüchterung hatten die Angeklagten laut den Ermittlungen Schraubenzieher, Zangen und eine Heckenschere mitgebracht. Der unbekannte Täter soll die Werkzeuge im Lauf des Übergriffs vor den zwei Männern auf dem Boden ausgebreitet haben. Einem von ihnen soll er daraufhin gedroht haben, er werde ihm den linken Daumen abschneiden, sollte er nicht aufhören zu schreien. Dem anderen Mann schnitt der Unbekannte angeblich mit einer Zange ein Stück Haut aus dem linken Unterarm, um seiner Drohung Nachdruck zu verleihen.
Die nach kurzer Zeit völlig eingeschüchterten Männer waren ihren mutmaßlichen Peinigern hilflos ausgeliefert. Auf deren Frage, was sie denn getan hätten, soll Omar L. geantwortet haben: „Ihr habt meine Ehre beschmutzt. Ihr habt das Auto meiner Schwester angespuckt.“ Anschließend soll Ben Z. oder der Unbekannte beide Opfer aufgefordert haben, ihre Wertgegenstände herauszugeben. Alles in allem waren es rund 1500 Euro in bar sowie drei Handys.
Omar R. filmte die Opfer, um sie zu demütigen
Bevor die Angeklagten die Wohnung verließen und mit dem Dienstwagen eines der Opfer zurück nach München fuhren, machte Omar R. noch ein Video und Fotos von ihnen, um sie zu demütigen, wie es in der Anklage heißt. Auf einem der Bilder ist zu sehen, wie einer der Männer mit heruntergelassener Hose auf dem Boden kauert und von einem der Täter an den Schultern festgehalten wird. Von seinem Gesicht tropft Blut. Das andere Opfer, das sich aus lauter Angst eingenässt hatte, fotografierte Omar R., wie es mit hinter dem Rücken gefesselten Händen bäuchlings auf einem Sofa liegt. Nachdem die Täter gegangen waren, gelang es einem der Männer, sich zu befreien. Er ging zu einer Nachbarin und klingelte. Die Frau soll beim Anblick des blutverschmierten Mannes so erschrocken sein, dass sie ihrer Türe sofort wieder schloss. Danach alarmierte sie die Polizei.
Omar R., Arne L. und Leonie F. hatten sich wegen der mutmaßlichen Gewalttat bereits im April dieses Jahres vor der 1. Jugendkammer am Landgericht München II verantworten müssen. Der Prozess wurde jedoch aus organisatorischen Gründen nach wenigen Tagen ausgesetzt. Zu einem der Verhandlungstage hatte das Gericht damals eines der Opfer geladen. Wie dessen Frau bei der Neuauflage des Prozesses bei ihrer Vernehmung berichtete, habe ihr Mann dabei unter den Zuschauern einen seiner mutmaßlichen Peiniger erkannt, obwohl dieser bei der Tat vermummt gewesen ist. Es handelt sich um den 25-jährigen Benz Z. Er wurde daraufhin festgenommen und befindet sich seither ebenso wie Omar Z. und Arne L. in Untersuchungshaft. Der Prozess wird fortgesetzt.

