Gewalt vor der Stadthalle:Polizei nimmt Jugendliche ins Visier

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Erneut ist es vor der Stadthalle zu einem Gewaltausbruch gekommen. Die Beamten sprechen von einem Einzelfall, aber sie wollen an dem beliebten Treffpunkt mehr Präsenz zeigen.

Petra Fröschl

Die Germeringer Polizei will vor der Stadthalle künftig mehr Präsenz zeigen. "Wir werden dort noch stärker hinschauen und notfalls auch wieder Platzverweise aussprechen", kündigt Inspektionsleiter Klaus Frank an, nachdem Freitagnacht an die 30 Jugendliche auf einen 16-Jährigen losgegangen sind. Gleichwohl betont der Germeringer Polizeichef, dass die Mehrheit der Jugendlichen, die sich am Therese-Giehse-Platz aufhalten, friedlich sei: "Die Messerstecherei im September und der Vorfall am Freitag waren Ausnahmen." Die Angreifer wollten dem 16-Jährigen offenbar einen Denkzettel verpassen, weil er angeblich in einer Drogengeschichte geredet hatte. Er wurde leicht verletzt.

Es war gegen 23 Uhr, als der Notruf bei der Polizei einging: Ein unbeteiligter Jugendlicher beobachtete, wie eine große Gruppe junger Leute einen Einzelnen verfolgte, und wählte die 110. Als die Beamten mit drei Streifen anrückten, flüchteten die Angreifer in alle Himmelsrichtungen. Es konnten zwar noch einige von ihnen gestellt werden, doch mit der Polizei reden wollte niemand. Auch das Opfer gab sich wortkarg; statt die Polizei hatte der Schüler vorher seinen Vater gerufen, der sich ebenfalls in den Tumult einmischte. "Die Ermittlungen gestalten sich deshalb sehr schwierig", sagt einer der Beamten, die am Freitag am Tatort waren.

Dennoch ist sich die Polizei ziemlich sicher, dass der Angriff mit den Razzien vom März zu tun haben muss. Damals bekamen 31 mutmaßliche Drogenkonsumenten aus Germering und 13 aus Gilching Besuch von der Polizei, die kleinere Mengen Cannabis und Kokain sowie gestohlene Elektrogeräte bei ihnen sicherstellte. Auf ihre Spur war man deshalb gekommen, weil ein halbes Jahr zuvor mehrere Dealer aufgeflogen waren. Einige dieser "jugendlichen Kiffer", so der Polizeibeamte, seien am Freitag dabei gewesen, als der 16-Jährige angegriffen wurde. Offenbar hatte er der Polizei etwas gesagt, was anderen nicht passte. Der Polizist geht davon aus, dass er deshalb einen Denkzettel verpasst bekommen sollte. Es habe sich um eine "Drohgeschichte", aber definitiv um keine Massenschlägerei gehandelt. Das Opfer trug Schürfwunden am Arm davon. "Wenn 30 Leute wirklich auf einen Einzelnen losgegangen wären, hätte das anders ausgesehen", sagt der Beamte.

Von einer neuen Welle der Jugendkriminalität will die Germeringer Polizei nicht sprechen. Seit 2008 zwei Intensivtäter verhaftet wurden, ist es in der Großen Kreisstadt relativ ruhig geworden - und geblieben. Zwar sind die Bahnhofsgegend und der Therese-Giehse-Platz besonders in lauen Sommernächten beliebte Treffpunkte für Jugendliche. Doch diese fallen in der Regel höchstens wegen Ruhestörung auf. Oft ist Alkohol im Spiel, hin und wieder wird eine Bierflasche zerdeppert. Der Fall des 19-Jährigen, der im September einem 20-Jährigen ein Messer in den Rücken gerammt hatte und jetzt wegen versuchten Totschlags zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, sei eine absolute Ausnahme gewesen, sagt Frank.

Beate Jagersberger von der Streetworkstelle "Teestube Oase" sieht das genauso. Sie schaut mit ihren Leuten regelmäßig am Therese-Giehse-Platz vorbei. "Verschiedene Gruppen Jugendlicher und junger Erwachsener treffen sich da", sagt Jagersberger. In der Regel gehe es friedlich zu. "Die Gruppen kennen und akzeptieren sich."

Gleichwohl kann Polizeichef Frank verstehen, dass sich Menschen, die beispielsweise abends in der Stadthalle ein Konzert besuchen, unwohl fühlen, wenn sie an pöbelnden jungen Leuten vorbeilaufen müssen. Der Polizeichef will den Platz vor der Stadthalle deshalb "im Rahmen unserer Möglichkeiten" in Zukunft noch stärker ins Visier nehmen. "Wir haben nichts dagegen, dass sich Jugendliche dort treffen", sagt er. Die meisten seien auch recht einsichtig und ließen sich belehren. "Sollten unsere Einschlägigen aber erneut Probleme machen, wird es in Zukunft wieder Platzverweise geben, so leid es mir tut."

Erstaunlich ruhig geworden ist es in diesem Jahr hingegen am Germeringer See. Gab es im Vorjahr verstärkt Klagen über ausufernde Partys und zerbrochene Flaschen, so scheinen die Bemühungen um Einsicht bei den Jugendlichen gefruchtet zu haben. Laut Frank liegt das auch an dem Sicherheitsdienst, der dort in Zusammenarbeit mit der Polizei gute Arbeit leiste.

© SZ vom 17.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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