Gesundheit:Klinikum kämpft um Fachkräfte

Gesundheit: Die Fürstenfeldbrucker Kreisklinik ist zu klein. Weil einige Bereiche, darunter die Notaufnahme, mehr Platz brauchen, soll in naher Zukunft ein Erweiterungsbau entstehen. Dies berichtete der Klinikvorstand den Kreisräten.

Die Fürstenfeldbrucker Kreisklinik ist zu klein. Weil einige Bereiche, darunter die Notaufnahme, mehr Platz brauchen, soll in naher Zukunft ein Erweiterungsbau entstehen. Dies berichtete der Klinikvorstand den Kreisräten.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Das Kreiskrankenhaus leidet daran, ausgebildetes Personal erst gar nicht zu finden oder schnell wieder zu verlieren. Deshalb bildet es immer mehr Beschäftigte selbst aus

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die Kreisklinik Fürstenfeldbruck leidet unter dem Fachkräftemangel. So konnten zuletzt drei Jahre lang nicht alle der sechs vorhandenen Operationssäle genutzt werden, weil nicht genügend Personal dafür vorhanden war. Erst seit diesem Jahr sei die Situation wieder behoben, gab Klinikvorstand Alfons Groitl im Rahmen seines Vortrags im Fürstenfeldbrucker Kreistag bekannt. Groitl sprach dabei von einem "täglichen Ringen um neue Kräfte", um die Lücken zu schließen, die jene hinterließen, die die Klinik wieder verließen. Die Klinik sieht sich deshalb gezwungen, fehlendes Pflegepersonal immer häufiger selbst auszubilden.

Man habe begonnen, "die Akquise durch Ausbildung zu forcieren", formulierte Groitl, der seit 2017 als Vorstand für das Kommunalunternehmen Kreisklinik und das Seniorenheim Jesenwang verantwortlich ist. Alljährlich gibt der Klinikvorstand auf Wunsch des Kreistags einen Bericht zur wirtschaftlichen Lage des Krankenhauses vor den Kreisräten ab. Nachfragen von den Kreisräten kamen in der jüngsten Sitzung jedoch kaum.

Derzeit werden mehr als 40 Personen in acht verschiedenen Berufen in der Kreisklinik ausgebildet, davon 32 zu examinierten Pflegefachkräften. In den vergangenen Jahren wurden weitere von der Deutschen Krankenhausgesellschaft anerkannte Berufsausbildungen entwickelt, zum Beispiel die der Operationstechnischen Assistenten (OTA), für die die Klinik derzeit zwei Ausbildungsplätze besetzt hält. Ebenfalls zwei Ausbildungen laufen derzeit für Anästhesietechnische Assistenten (ATA). Erstmals bildet die Brucker Kreisklinik in diesem Jahr auch Arzthelferinnen aus. Dafür hatte man mehr Bewerberinnen als Lehrstellen.

Auch im Hinblick darauf, dass in den nächsten Jahren aufgrund der Altersstruktur viele Mitarbeiter in Rente gingen, wie Groitl anführte, muss die Klinik personell vorbauen. Immer wieder verliert sie jedoch Kräfte an Einrichtungen in der Landeshauptstadt. "Der Sog der Stadt München ist auch bei uns spürbar", betonte Groitl und verwies darauf, dass München bereit sei, etwa für examinierte Kräfte 8000 Euro Vermittlungsprämie zu bezahlen. Bei der Fachmesse für Ausbildung und Studium, die unter dem Namen "Vocatium" alljährlich im Veranstaltungsforum Fürstenfeld stattfindet, präsentiere man sich als Arbeitgeber und habe im Vorjahr Gespräche mit 30 dafür angemeldeten interessierten Schülerinnen und Schülern geführt. In diesem Jahr "waren es schon deutlich über 100", berichtete Groitl.

Die Ausbildung aber sei nur "einer von mehreren Wegen", erläuterte Groitl auf Nachfrage der SZ. Auch im Ausland wirbt die Klinik Pflegekräfte an. Mitarbeiterinnen aus dem ehemaligen Jugoslawien habe man "gut bei uns in die Struktur einarbeiten können", sagte er den Kreisräten. Sie blieben dem Krankenhaus auch erhalten - im Gegensatz zu Mitarbeitern aus Spanien, von denen schon nach kurzer Zeit niemand geblieben sei. Neu sind Akquisitionsversuche auf den Philippinen. Fünf Mitarbeiterinnen wurden angeworben, allerdings warten sie noch auf ihre Anerkennung. Es sei "manchmal sehr abstrus, was hier abgeht", ergänzte Pflegedirektor Wilhelm Huber und schilderte den Kreisräten den Fall einer Philippinin, die noch keinen Aufenthaltstitel habe und der deshalb von der Bundesagentur für Arbeit empfohlen worden sei, auf die Philippinen zurückzukehren und dort vom Konsulat aus ihren Antrag zu stellen.

Auch eine junge Asylbewerberin wird derzeit an der Klinik ausgebildet, allerdings habe sie zuvor von ihrem Imam eine Ausnahmegenehmigung einholen müssen und diese auch bekommen, damit sie in kurzärmeliger Kleidung arbeiten darf. Langärmelige Kleidung, wie ihre Religion vorschreibt, ist an deutschen Kliniken aus hygienischen Gründen nicht erlaubt. Ein weiterer Asylbewerber, der ein Praktikum in der Klinik absolviert hatte, ließ sich indes lieber von einem Hotelier anstellen. Einen Bewerber, der im Pflegehilfsbereich arbeiten wollte, der aber ausreisepflichtig war, habe das Landratsamt indes keine Arbeitserlaubnis erteilt, ergänzte Landrat Thomas Karmasin (CSU) in der Sitzung. SPD-Kreisrat Peter Falk hatte zuvor danach gefragt, ob der sogenannte "Spurwechsel" für Asylbewerber auch in der Brucker Kreisklinik vollzogen werde. Pflegedirektor Huber berichtete von vielen Anfragen von Asylsuchenden nach Praktikumsstellen in der Klinik, die man gewähre, wenn die Sprache funktioniere.

Nicht immer freilich gelingt das Anwerben von Fachkräften, und so sind im Intensivbereich der Klinik seit vorigem Jahr nur noch 27,8 Vollzeitstellen examinierter Pflegekräfte besetzt - zehn Prozent weniger als 2016, da waren es 30,8 Stellen. Die Gesamtzahl der Mitarbeiter in Klinik und den drei Servicegesellschaften, in die Hygiene- und Reinigungsdienste, Küchenbetrieb, Wäscherei und IT-Bereich ausgelagert sind, betrug Ende August 631. 2013 waren es 618 Mitarbeiter gewesen. Insgesamt arbeiten 248 sogenannte Vollkräfte in der stationären Pflege und 79 in der Funktionspflege in Operationssälen, der Notaufnahme, der Endoskopie und der Kardiologie. Die Zahl der Ärzte-Vollzeitstellen stieg auf 119.

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