Geschlechter-Debatte:Mindestens zwei von acht

KJR

Mit Ines Sattler von den evangelischen Pfadfindern führt derzeit eine Frau den Vorstand des Kreisjugendrings an.

(Foto: Günther Reger)

Der Kreisjugendring fixiert eine Frauenquote für die Besetzung der Vorstandschaft

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Paritätisch besetzte Vorstände mit beiden Geschlechtern sind auch in Verbänden inzwischen gang und gäbe. Der Kreisjugend Fürstenfeldbruck (KJR) zeigt sich in Sachen Frauenquote sehr flexibel. Bei der Überarbeitung der Geschäftsordnung entschied sich die Vollversammlung des KJR nicht für einen ehrenamtlichen Vorstand mit jeweils vier Frauen und vier Männern, sondern nach einer Diskussion für ein in ihren Augen flexibles Modell. So müssen dem achtköpfigen Vorstand nur jeweils zwei Männer und Frauen angehören. Die weiteren vier Posten können sowohl mit vier Männern oder mit vier Frauen besetzt werden. Was ist jedoch mit dem dritten Geschlecht, das neulich das Bundesverfassungsgericht für existent und geboten hält?

Dietmar König, Leiter des Amtes für Jugend und Familie im Brucker Landratsamt, brachte diese in die Debatte in. "Das sollte man befolgen", bekräftigte er. Der langjährige KJR-Geschäftsführer Thomas Boll erläuterte jedoch, dass die aktuelle Satzung des Bayerischen Jugendrings, nach der auch der KJR sich ausrichten müsse, ein drittes Geschlecht nicht zulasse. Boll machte sich dafür stark, die Führungspositionen ausgeglichen zu besetzen: "Ich habe schon eine Frau und sieben Männer erlebt, das war nicht förderlich. Die Geschlechterquote sollte eingehalten werden." Versammlungsleiterin Ingrid Götzendörfer ließ gleich vier Varianten abstimmen. Die paritätische Option von 4:4 Frauen und Männern im Vorstand, die Boll empfohlen hatte, bekam etwas überraschend keine einzige Stimme der 34 Delegierten. Am Ende setzte sich die Variante von mindestens zwei Frauen und zwei Männern im Vorstand mehrheitlich durch.

Momentan führt mit Ines Sattler von den evangelischen Pfadfindern eine Frau den Vorstand an. Die 25-jährige Erzieherin in der Ausbildung hatte vor eineinhalb Jahren das Amt von Philipp Heimerl übernommen, der als Oberbürgermeisterkandidat in Fürstenfeldbruck ins Rennen ging. Sattler und Körzendörfer bekommen jetzt Frauenverstärkung im Vorstand. Für den ausgeschiedenen Tobias Vogl wurde von der Versammlung Heidrun Hellmuth einhellig in den Vorstand gewählt. Hellmuth ist Jugendreferentin der Diakonie im evangelischen Jugendwerk Fürstenfeldbruck. Sie steigert damit den weiblichen Anteil im Vorstand mit jetzt drei Frauen über die Mindestfestlegung hinaus. Vier Vorstandsposten sind mit Männern besetzt, einer ist unbesetzt. Helmuth steht auch für die Dominanz der konfessionellen Jugendverbände im KJR.

Der KJR, der in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen gefeiert hat, versteht sich als Arbeitsgemeinschaft von 30 Jugendverbänden im Landkreis und vertritt formal 35 000 junge Menschen im Alter bis 26 Jahren. Zu deren Betreuung sind etwa 2500 Jugendleiterinnen und Jugendleiter und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesen Jugendverbänden aktiv. Zugleich will der KJR "Sprachrohr und Anwalt aller Jugendlichen in allen Belangen der Jugendarbeit" sein. Aktionsmittelpunkt des KJR ist das Haus für Jugendarbeit - das Jugendgästehaus als Selbstversorgerhaus in Gelbenholzen. "Das Haus ist ausgelastet und sehr gefragt", sagt Ines Sattler stolz. Es wird für Jugendfreizeiten und Seminare bereitgestellt. 3500 Übernachtungen gab es vergangenes Jahr. Diverse Ferienfreizeiten und umfangreiche Mitarbeiterbildungsprogramme für Jugendleiter und Betreuer sind weitere Standbeine des KJR. Sieben Ferienmaßnahmen sind auch 2018 wieder geplant.

Zwei Themenschwerpunkte hat die Vollversammlung für 2018 beschlossen. "Jugendpolitik erleben" ist einer, den die Mitgliedsverbände umsetzen können. Ein anderer ist "Unser Landkreis ist..." Da können die Verbände "kinderfreundlich, engagiert, schön" oder etwas anderes als Thema einsetzen und ein Projekt auf den Weg bringen. Der KJR selbst hatte vor der Bundestagswahl eine "Jugendwahlwoche" veranstaltetet und Schulen sowie Orte besucht, an denen sich Jugendliche im Landkreis aufhalten. "Das war anstrengend, hat sich aber gelohnt", bekräftigte Isabella Gürtler, stellvertretende Geschäftsführerin im KJR. Für die Landtagswahl im kommenden Jahr hat man Ähnliches vor. Um alles finanzieren zu können, hat die Vollversammlung für 2018 einen Etat von 710 500 Euro beschlossen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: