Geschenke zu Ostern:Fast wie Weihnachten

Ostern hat sich inzwischen zu einem konsumfreudigen Fest entwickelt. Geschäfte wie Blumen- und Spielzeugläden im Landkreis profitieren von dieser Kommerzialisierung

Von Katharina Knaut, Fürstenfeldbruck

Eine Frau kommt mit ihrem kleinen Sohn aus dem Blumenladen. In der Hand hält sie eine große Schale, bestückt mit einer Vielfalt an farbenfrohen Frühlingsblumen. Geschmückt sind sie zusätzlich mit einem Hasen und ein paar Eiern. Ihr Sohn trägt eine winzige grüne Spielzeug-Gießkanne, auch sie bepflanzt mit leuchtenden kleinen Blumen, dazwischen stecken - Küken. Auch im Geschäft selbst wimmelt es nur so vor Ostermotiven. Große Eier, die von der Decke hängen, Hasen, die zwischen den Blumen sitzen, Küken, die sich auf den Regalen reihen- wo man auch Hinschaut, das Ostermotiv ist allgegenwärtig. Der Dekoration und dem Angebot nach zu urteilen ist Ostern für die Geschäfte eine profitable Zeit. Eine Annahme, die durch die Aussage der Verkäuferin bestätigt wird. Der Laden werde von der Kundschaft regelrecht überrannt, erklärt sie: "Es ist die Hölle." Selbst an den Feiertagen halten sie das Geschäft geöffnet. Der Laden ist damit kein Einzelfall. "Ostern ist ein ähnlich starkes Geschäft wie Weihnachten," bestätigt eine Verkäuferin der "Blütenmeisterei" in Germering. Das habe sich vor ein paar Jahren so entwickelt und sei seitdem gleichbleibend gut. Am besten verkauften sich Pflanzenkörbchen und Tulpensträuße, besonders auch, wenn sie österlich aufdekoriert sind, meint ein Verkäufer des Ladens "Flowerdreams" in Eichenau.

Nessbach und Schwalber

Geradezu auf ein Festmahl darf sich freuen, wer diesen riesigen Schokoosterhasen aus den Händen des Olchinger Konditors Andreas Nessbach ersteht.

(Foto: Günther Reger)

Das Phänomen der Kommerzialisierung lässt sich nicht nur in den Blumenläden beobachten. Auch in anderen Branchen boomt das Ostergeschäft. In Haushaltswarenläden wimmelt es nur so von Porzellanosterhasen, in Bäckereien findet man Osterlämmer und -fladen, in Spielwarengeschäften tummeln sich die Stoffhasen. Das Ostergeschäft mache schon einen Teil aus, erklärt Svenja Heidner, Verkäuferin im "Spiel- und Freizeitgeschäft Reindl". Die Kunden kauften häufiger Spielwaren als in den vergangenen Jahren. In der Woche vor Ostern arbeiteten auch mehr Kollegen als sonst. "Wie Weihnachten," bestätigt auch eine Verkäuferin der Confiserie "Nessbach und Schwalber". Bei ihnen bekommt man um die Osterzeit Unmengen an Schokoladenosterhasen und -eiern, in allen Sorten und Größen. Bereits einen Monat vor Ostern würden sie mit den Vorbereitungen beginnen, meint sie. Folgt man diesen Erfahrungen der Geschäftsleute verwandelt sich Ostern von einem Feiertag der Religiosität in ein Fest des Konsums.

Nessbach und Schwalber

Ein wenig kleiner als der Riesen-Hase, aber umso schmuckvoller fallen glitzernd verpackte Eier aus.

(Foto: Günther Reger)

Allerdings verzeichnen bei weitem nicht alle Firmen einen so großen Erfolg im Ostergeschäft. Der Umsatz halte sich in Grenzen, erklärt Werner Nau, Besitzer der gleichnamigen Bäckerei. Abgesehen von einer leichten Steigerung spüre er von der Osterzeit nicht viel. Eine Verkäuferin des "Spielwarenhandels Magg" aus Germering äußert sich ähnlich. Auch sie bieten zu Ostern ein paar Artikel für Kinder an: "Lego ist immer noch ein Highlight." Dennoch ist sie der Meinung, dass die Menschen eher kleinere Geschenke kauften. Die "Blumeninsel" in Fürstenfeldbruck hat ihren Umfang an Osterangeboten sogar reduziert. Das Geschäft um diese Zeit mache eigentlich keinen wichtigen Teil mehr aus, erklärt sie.

Spielwaren Reindl

Motive rund um den Osterhasen sind längst auch als Spielzeug zu haben, wie hier bei Reindl in Fürstenfeldbruck.

(Foto: Günther Reger)

Ganz so kommerziell ist Ostern demnach nicht, auch wenn man es nach dem massenhaften Angebot in den Geschäften vielleicht vermuten könnte. Eine Tendenz zur Materialisierung könne man dennoch erkennen, meint Josef Steindlmüller, Pfarrer von St. Peter und Paul in Olching. Die Menschen seien immer mehr der Überzeugung, dass materielle Dinge sie befriedigten und verspürten keinen Hunger mehr nach der großen Wirklichkeit. Das führe auch dazu, dass durch die materiellen Dinge der religiösen Hintergrund, der ja Ursprung des Osterfestes ist, ins Hintertreffen gerate.

Viele der Geschäftsleute bestätigen jedoch, dass das nicht der Fall ist. Einige der Blumengestecke, die sie verkauften, werden für Gräber verwendet, erklärt eine Verkäuferin der "Blumen und Teegalerie" in Olching. Und tatsächlich, auf dem Friedhof stehen auf vielen Gräbern Ostergestecke mit bunten Blumen, zwischen denen Häschen hervorguck en oder Palmkätzchenzweige, an denen bunten Ostereier baumeln. Außerdem sind unter den angebotenen Produkten auch viele Geschenkideen dabei, wie kunstvoll verpackte Osterkörbe oder das Spielzeug für Kinder. Neben dem kommerziellen Aspekt kann man also auch sehen, dass das große Angebot die Menschen dazu bringt, sich mit Geschenken an Ostern wieder ihre gegenseitige Wertschätzung zu zeigen.

Das unterstützt auch Steindlmüller. Seiner Meinung nach kann man durch die materiellen Dinge auch christliche Werte wie Liebe und Wertschätzung ausdrücken, die gerade an Ostern eine große Rolle spielten. Wenn ein Schokoladenosterhase beispielsweise ein mit Liebe überreichtes Geschenk sei, habe es eine Bedeutung. Er ist nur dann dagegen, wenn es an Ostern nur noch um das Materielle und den Profit gehe, sodass man das Kirchliche ganz außer Acht lasse. Das Stillen des inneren Hungers mit materialistischen Dingen sei außerdem sehr trügerisch, da es nie wirklich satt mache und nur dazu führe, immer mehr und mehr zu wollen. Bedeute ein Geschenk an Ostern jedoch den Ausdruck von Liebe, könne etwas Materielles auch den inneren Hunger stillen. Obwohl also die materielle und kommerzielle Seite des Osterfestes ein wenig die Oberhand gewonnen hat, scheint die christliche Seite noch lebendig - nur in anderer Form als den Kirchengang. Schließlich ist auch ein profanes Geschenk am Ende ein kleines Zeichen der Nächstenliebe.

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