Gernlinden:Krähen nerven Anwohner

Bei der Bürgerversammlung fordern die Gernlindener die Gemeinde auf, etwas gegen die sich ausbreitenden Vögel zu unternehmen

Von Karl-Wilhelm Götte, Gernlinden

Rudi Stark schlenderte gleich zweimal ans Mikrofon im Bürgerzentrum. Ihn beschäftigten bei der Bürgerversammlung im Maisacher Ortsteil Gernlinden die Krähen, der Lärm und der Schmutz, den diese Vögel verbreiten würden. Das interessierte viele der 160 Besucher im vollbesetzten Saal. "Das geht mit den Krähen früh morgens um vier Uhr schon los", empörte sich Stark, der in der Hakenstraße wohnt. "Da muss was gemacht werden. Da müsst ihr uns helfen", appellierte er unter dem Beifall der Zuhörer an Bürgermeister Hans Seidl (CSU).

Der schickte Rathausmitarbeiter Eugen Bachhuber vor. "Alle bisherigen Maßnahmen, die Krähen zu vertreiben, greifen nicht", sagte Bachhuber und konnte nur achselzuckend seine Ohnmacht betonen. "Wir vertreiben die Krähen an einem Ort und die ziehen dann 200 Meter weiter."

Das Krähenthema bestimmte die Bürgerversammlung, die Seidl mit einem umfassenden 90-minütigen Vortrag eingeleitet hatte. Der Bürgermeister konnte davon berichten, dass die Gemeinde Maisach samt ihrer Ortsteile Malching, Überacker, Rottbach, Germerswang und Gernlinden nahezu schuldenfrei ist. Bei 14 000 Einwohnern betrage die Pro-Kopf-Verschuldung lediglich 61 Euro - also etwa 850 000 Euro insgesamt bei Rücklagen der Gemeinde von vier Millionen Euro. Haupteinnahmequellen 2016 waren die Anteile aus der Einkommensteuer (9,3 Millionen Euro) und die Gewerbesteuer mit 6,9 Millionen Euro gewesen. Die Investitionen in den kommenden Jahren sind jedoch erheblich. Besonders die Südumfahrung Maisachs verschlingt demnächst 9,5 Millionen Euro. Auch die Brückensanierung über die Gleise an der Merianstraße werde voraussichtlich eine Million Euro kosten, so dass die Rücklagen auch 2018 auf eine Million Euro abschmelzen werden.

Fertig wird zum September der Kinderhort Gernlinden mit zwei Gruppen. Dafür hat die Gemeinde 1,85 Millionen Euro aufgewendet. Seidl erklärte, dass die Gemeinde ganz gezielt Wohnungsbaupolitik betreibe und Grundstücke ankaufe. "Ich bin ein Fan davon, Grundstücke zu kaufen", outete sich Seidl. In Zeiten der Niedrigzinspolitik würde das genau passen. "Wir haben Bauland in Maisach-Ost für zwei Millionen Euro angeschafft", betonte der Bürgermeister. 14 500 Quadratmeter habe man dort erworben. Für die Merianstraße in Gernlinden plane man eine Entwicklungsstudie, um dort möglicherweise Geschosswohnungen zu bauen.

In Gernlinden habe man eine Bedarfsabfrage durchgeführt, wie viele Bauplätze Einheimische benötigen würden. Der Gemeinderat werde demnächst über die Zurverfügungstellung von fünf Bauplätzen entscheiden. In Malching werden im Einheimischenmodell sechs Bauplätze angeboten. "Auch Malching ist ein schöner Ort", empfahl Seidl der Gernlindener Bürgerversammlung.

Der Bürgermeister erinnerte an das "ortsgebundene Wohnungsmodell" in der Josef-Poxleitner-Allee in Gernlinden, das im Herbst dieses Jahres oder im Frühjahr 2018 starten soll. Dort werden 44 Wohnungen entstehen. 19 davon werden über die Gemeinde verwaltet und demnächst ausgeschrieben. "Wir bezuschussen die Wohnungen mit 20 Prozent und werden dafür eine Million Euro aufwenden", kündigte Seidl an.

Anschließend holte den Bürgermeister die Diskussion um die Krähen schnell wieder ein. Hermine Baumgartner beklagte, dass sich auf dem Friedhof über ihrem Familiengrab gleich sieben Krähennester befinden und die Vögel mit ihrem Kot den Grabstein ständig beschmutzten. Bei einer Beerdigung werde der Pfarrer schon mal von den Krähen übertönt. Eugen Bachhuber von der Gemeinde hofft darauf, dass die "Schadschwelle" so hoch werde, dass die zuständige Naturschutzbehörde andere Maßnahmen zulasse, die die Krähen vertreiben würden. Helmut Beduhn zeigte sich "emotional geschockt", wie er sagte, dass trotz Baumschutzverordnung auf einem Grundstück in der Brucker Straße sieben hohe Bäume gefällt worden seien. "Die Baumschutzverordnung verhindert nicht das Baurecht eines privaten Grundstückseigentümers", antwortete Seidl und bedauerte, nichts machen zu können. Ebenso machtlos ist die Gemeinde beim Poko-Einrichtungshaus in der Ganghoferstraße. "Das ist ein Schandfleck für Gernlinden", echauffierte sich Hartmut Eisenack. "Wir können das nicht beeinflussen, was ein Privater mit seinem Grundstück macht", so der Bürgermeister, "aber wir werden ihm auf die Eisen steigen". Thema war auch das chronische Problem der Dauerparker mit Anhänger in der Maisacher Straße. Seidl sagte zu, in seinem nächsten Bürgermeisterbrief an die Halter der Fahrzeuge zu appellieren, sich einen anderen Parkplatz zu suchen.

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