Germeringer Polizei warnt:Tatort Computer

Die Kriminalität verändert sich: Während die Zahl der Gewalttaten zurückgeht, verzeichnet die Germeringer Polizei mehr Straftaten im Internet

Von Andreas Ostermeier, Germering

Die Kriminalität im Internet macht der Germeringer Polizei zu schaffen. Der stellvertretende Dienststellenleiter Andreas Ruch macht bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik am Freitag darauf aufmerksam, dass zuhauf Mails mit der Aufforderung verschickt werden, Geld für angebliche Einkäufe am Computer zu bezahlen. Eine andere Betrügermasche ist das Versprechen auf einen Gewinn, wenn erst einmal eine bestimmte Geldsumme überwiesen wird. Knapp 300 solcher betrügerischer Mails sind im vergangenen Jahr im Bereich der Germeringer Polizei, zu dem auch Gilching und Alling gehören, angezeigt worden. Meist stehen laut Ruch international agierende Banden hinter solchen Aussendungen. Lokale Täter, die beispielsweise übers Internet bestellte und bezahlte Ware nicht liefern, sind eine kleine Minderheit. Um der Internet-Kriminalität zu begegnen, gibt es in der Inspektion einen extra auf diese Delikte spezialisierten Beamten. Die Betrugsdelikte - viele begangen im Internet - haben im Jahr 2014 im Dienstbereich der Germeringer Polizei einen Schaden von 675 000 Euro angerichtet.

Durch "herkömmliche" Straftaten wird ein viel geringerer Schaden angerichtet. So beträgt der von Einbrechern angerichtete Schaden 210 000 Euro. Im Unterschied zur ansteigenden Kriminalität im Internet gehen die Gewaltdelikte zurück. Zu ihnen zählen Raub, Vergewaltigung sowie schwere oder gefährliche Körperverletzung. 40 derartige Straftaten ereigneten sich 2014 in Germering und in Gilching - so weinige, wie seit Jahren nicht mehr.

Da auch die Anzahl aller angezeigten Straftaten im Vergleich zu 2013 leicht zurückgegangen ist, obwohl die Einwohnerzahl um 2000 gestiegen ist, zeigte sich Inspektionsleiter Jürgen Dreiocker "recht zufrieden". Die Einwohner von Alling, Germering und Gilching könnten "sicher leben", sagte er. An positiven Aspekten nannte Dreiocker auch den Rückgang der von Kindern und Jugendlichen begangenen Straftaten. Auch die Rauschgiftkriminalität ist zurückgegangen - erstmals seit mehreren Jahren. Sehr niedrig liegt im bayernweiten Vergleich auch die Häufigkeitszahl. Mit dieser Zahl wird gemessen, wie viele Straftaten sich in einem Bereich rechnerisch pro hunderttausend Menschen ereignen. In Germering beträgt die Zahl 3675, in Gilching 3087 und in Alling 2065. Das liegt weit unter dem bayerischen Durchschnitt.

Dennoch entspricht die gefühlte Sicherheit der Menschen nicht unbedingt der tatsächlichen. Das liegt vor allem an den Wohnungseinbrüchen und dem mit ihnen verbundenen Eindringen Fremder in den privaten Lebensbereich. 53 Einbrüche verzeichnete die Polizei 2014, im Jahr zuvor waren es 40. Die Polizei versucht mit uniformierten und Zivilstreifen sowie mit Verkehrskontrollen Einbrecher abzuschrecken oder zu fangen. Insbesondere Lieferwagen werden kontrolliert, die Polizei will wissen, wer unterwegs ist und was er transportiert. Wichtige Hilfe für die Polizei sind die Beobachtungen von Anwohnern. Fallen Personen oder Autos auf, die unbekannt sind, solle die Polizei verständigt werden, sagte Ruch. Zudem rief er die Bevölkerung dazu auf beim Verlassen des Hauses Türen und Fenster zu schließen. Wer Tipps gegen Einbrecher haben will, kann sich an die Polizei wenden.

Für das laufende Jahr hat sich Dreiocker vorgenommen, die Aufklärungsquote zu steigern. Im vergangenen Jahr wurde in knapp 58 Prozent aller Straftaten ein Verdächtiger ermittelt. Damit liegt Germering im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord auf einem hinteren Platz. Durchschnittlich klären Polizisten in diesem Präsidium mehr als 63 Prozent aller Straftaten auf. Dreiocker strebt deshalb eine Aufklärungsquote von 60 Prozent an. Dazu könnte eine höhere Aufklärung im Bereich der Diebstähle beitragen. Denn die betragen fast ein Drittel aller Straftaten, wurden im vergangenen Jahr aber nicht einmal zu einem Viertel aufgeklärt.

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