Germering:Zuhause für neue Arbeitsformen

An der Landsberger Straße entsteht ein Gebäude für Co-Working und den Digiclub

Von Andreas Ostermeier, Germering

Verursacht durch die Corona-Pandemie hat das Arbeiten im Home-Office Karriere gemacht. Der Wegfall der morgendlichen Fahrt ins Büro gehört ebenso zu den Vorteilen des Arbeitens zu Hause wie eine freiere Zeiteinteilung. Das Home-Office hat aber auch Nachteile, beispielsweise die begrenzte technische Einrichtung zu Hause und das Fehlen von Kommunikation bei der Arbeit. Das Co-Working bietet da Auswege. Wer sich neben anderen einen Arbeitsplatz anmietet, der kann mit ihnen kommunizieren und die jeweils neueste Technik nutzen.

In Germering soll es bald ein Co-Working-Zentrum an der Landsberger Straße geben. Errichtet wird das Haus mit den Büros dafür an der Stelle, wo momentan das Gebäude steht, in dem Möbel Grollmus untergebracht war. Die Büros sind in mehreren Stockwerken vorgesehen. Daneben soll es auch Gemeinschaftsräume geben, in denen sich die Mieter austauschen oder gemeinsame Projekte angehen können. Jürgen Biffar, früherer Chef der Germeringer Firma Docuware, stellte das Projekt am Dienstag im Bauausschuss vor. Es eigne sich besonders für Solo-Selbständige, Start-ups und Berufspendler, sagte er. Diese könnten dort die vorhandene Infrastruktur gemeinsam nutzen.

In dem neuen Gebäude soll auch der Digiclub eine Heimat finden. Der Germeringer Verein fördert die digitale Bildung von jungen Menschen und veranstaltet seit Jahren die Technik-Camps. Momentan befinden sich die Räume des Digiclubs noch im früheren Docuware-Gebäude nahe der Stadthalle. Doch der Mietvertrag endet laut Biffar 2022. Der frühere Docuware-Chef gehört zu den Gründern des Digiclubs und ist dessen Vorsitzender. Das Projekt an der Landsberger Straße betreibt die von Biffar und seiner Frau Michaela Wienke gegründete "Stiftung digitale Bildung" gemeinsam mit dem Gilchinger Unternehmer Benedict Padberg. Padberg hat bereits ein Co-Working-Zentrum in Wörthsee (Landkreis Starnberg) gebaut. Er betont den "sozialen Rückhalt", den das Co-Working-Konzept für Personen hat, die wie beispielsweise Solo-Selbständige oft alleine arbeiten. Interessant könne das Arbeiten in einem solchen wohnortnahen Co-Working-Büro aber auch für viele Pendler werden, sagt er, die lange Wege zu ihrem Arbeitsplatz haben.

Der Entwurf für das neue Gebäude an der Landsberger Straße ist bereits so gut wie fertig. Biffar und Padberg nutzen das vorliegende Modell aus dem Realisierungswettbewerb für die Innenstadt, den Germering vor fünf Jahren veranstaltet hat. Sieger wurde seinerzeit das Landshuter Architektenbüro Leinhäupl und Neuber. Ihr Modell sieht eine Bebauung des Grollmus-Areals mit einem mehrstöckigen Gebäudekomplex vor, der zur Landsberger Straße bis zu sechs Geschosse aufweist. Architekt Markus Neuber zeigte den Stadträten, dass das Raumprogramm für das Vorhaben von Biffar und Padberg neben Wohnungen in den von ihm konzipierten Gebäudekomplex hineinpasst. Allerdings machte Neuber am Dienstag noch keine Angaben zu Anzahl und Größe von Büros und Wohnungen in dem neuen Haus.

Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) zeigte sich sehr zufrieden mit den Plänen von Biffar und Padberg. Dadurch ergebe sich die Gelegenheit, die Ideen des Realisierungswettbewerbs für die Stadtmitte in einem Teil des Gebiets umsetzen zu können, sagte er. Auch Stadtbaurat Jürgen Thum ist erfreut darüber, dass nun ein Quartier so entwickelt werden kann, wie das Ergebnis der Innenstadtentwicklung dies vorsehe. Zustimmend äußerten sich auch etliche Stadträte. Maximilian Streicher (ÖDP/Parteifreie) nannte das Konzept begrüßenswert. Da entstehe etwas Schönes, sagte er. Angelika Kropp-Dürr von den Grünen sprach von einer "tollen Sache".

Lob kam auch von SPD-Fraktionssprecher Daniel Liebetruth. Eine Gelegenheit zum Co-Working stehe Germering "gut zu Gesicht", sagte er. Liebetruth begrüßte zudem, dass für die Wohnungen in dem neuen Gebäude die Germeringer Regelung zur Gewinnung von mietgünstigem Wohnraum gelten solle. Das bedeutet, dass 30 Prozent der Wohnungen für einkommensschwache Mieter zur Verfügung stehen solle. Zudem müssen sich die Bauherren sich mit 81,50 Euro pro Quadratmeter Wohngeschossfläche an den Infrastrukturkosten der Stadt beteiligen.

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