Süddeutsche Zeitung

Germering:Wettbewerb für die Pionierkaserne

Gebäude und Gelände des Germeringer Areals werden so umgebaut, dass sie zu einer "Kulturkaserne" mit Freizeitnutzung werden. Die hat einige konkrete Vorstellungen an die Teilnehmer

Von Ingrid Hügenell, Germering

Der Stadtrat hat den Wettbewerb zum Umbau der ehemaligen Pionierkaserne auf dem Weg gebracht. Das Vorgehen ist zeitlich so geplant, dass der jetzige Stadtrat es noch abschließen kann - im kommenden April, kurz bevor die im März neugewählte Stadträte vereidigt werden. Sie könnten aber in einen Beraterpool einbezogen werden. So soll sichergestellt werden, dass keine Zeit verloren geht.

Bis zur Fertigstellung wird Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) zufolge noch viel Zeit ins Land gehen. "Das ist ein tolles Projekt", sagte er. Man wolle es "Schritt für Schritt und verantwortungsvoll" umsetzen. Bestehende Gebäude und die Freianlagen sollen so gestaltet werden, dass sie für Kunst, Kultur, Sport und Freizeit genutzt werden können. Außerdem sollen ein Bürgerhaus und ein Gründerzentrum dort entstehen. Sportvereine, Kulturschaffende und Musikschulen warten offenbar schon dringend auf neue Räume. Die Gebäude stehen nicht unter Denkmalschutz, sollen aber auf jeden Fall erhalten bleiben. Ebenso soll die Geschichte der Wifo erzählt werden, was Stadträtin Gabriele Off-Nesselhauf besonders freut, die in der Siedlung für Arbeiter, Soldaten und Vertriebene aufgewachsen ist. Sie erhofft sich davon die Möglichkeit, "halbwahren Darstellungen entgegen zu treten". In dem geplanten Geschichts- und Erlebnisraum könne man "die Vergangenheit wahrnehmen um mit ihr zurechtzukommen". Der städtebauliche Realisierungswettbewerb wird abgehalten mit dem Ziel, von mehreren Planern unterschiedliche Konzepte zu erhalten. Außerdem ist er die Voraussetzung dafür, dass die Stadt Unterstützung aus der Städtebauförderung erhält. Das hat die Regierung von Oberbayern bereits in Aussicht gestellt. Der Wettbewerb wird europaweit bekannt gemacht, es wird mit 20 Teilnehmern gerechnet. Neun Büros kann die Stadt dennoch von vornherein zur Teilnahme einladen. Die Stadt hat das Architektur- und Stadtplanungsbüro AKFU damit beauftragt, den Wettbewerb zu organisieren und durchzuziehen. Sandra Urbaniak, die hinter dem U von AKFU steht, stellte das Vorgehen vor.

In den Wettbewerbsunterlagen ist detailreich aufgeführt, was die Stadt erwartet. Zum Beispiel eine ökonomische Bauweise und geringen Wasser- und Energieverbrauch, Barrierefreiheit sowie eine "robuste, werkstattmäßige Anmutung" insbesondere in den Ateliers, den flexibel nutzbaren und in den Sporträumen. Dennoch werden "qualitätvolle Beiträge" von neuem Bauen in historischem Bestand erwartet. Nicht zuletzt sollen die Baukosten wirtschaftlich und der Unterhalt gering sein.

Auf Nachfrage von Stadträtin Barbara Hagmann (Grüne) wird noch aufgenommen, dass mit nachhaltigen Materialien gebaut werden muss. Hagmann fragte auch nach der Nutzung von erneuerbaren Energien. Stadtbaumeister Jürgen Thum stellte eine Lösung in Aussicht, über die er aber noch nicht wirklich sprechen könne. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach gehe aber immer, sagte er. Urbaniak ergänzte: "Im Keller ist für alles Platz."

Die Waldflächen auf dem Gelände sind Bannwald und dürfen nicht überplant werden. Die Baumgruppe im Innenhof soll unbedingt erhalten bleiben. Auch die übrigen Bäume gelten als erhaltenswert.

Dem Preisgericht werden drei Architekten, zwei Landschaftsarchitekten und Stadtbaumeister Jürgen Thum als Fachpreisrichter angehören. Sachpreisrichter sind der Oberbürgermeister von Germering, Andreas Haas, außerdem je ein Vertreter von CSU, SPD, Grünen und der übrigen Fraktionen im Stadtrat. Fach- und Sachpreisrichter haben ein Stimmrecht. Beratend, aber ohne Stimmrecht dabei, sind Martina Karger für das Bauamt der Stadt, Julia Perschern für die Regierung von Oberbayern sowie Vertreter der künftigen Nutzergruppen. Bis kommenden Dienstag sollen die Fraktionen ihre Vertreter benennen, damit das Verfahren beginnen kann.

Es wird drei Preisträger geben, mit denen die Stadt nach dem Wettbewerb über die Umsetzung der Entwürfe verhandeln kann.

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Quelle:
SZ vom 20.09.2019
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