Germering:Werben für die Verkehrswende

Germering: Der Landtagsabgeordnete Markus Büchler (von links), OB-Kandidatin Agnes Dürr und Stadtratskandidat Gerhard Blahusch.

Der Landtagsabgeordnete Markus Büchler (von links), OB-Kandidatin Agnes Dürr und Stadtratskandidat Gerhard Blahusch.

(Foto: Günther Reger)

Landtagsabgeordneter Markus Büchler erklärt, wie sich die Grünen die Mobilität der Zukunft vorstellen

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

"Wohin mit dem Verkehr?" ist eine zentrale Frage der Zeit. Der Landtagsabgeordnete Markus Büchler, Bündnis90/Die Grünen 46, reist mit diesem Thema gerade durch die bayerischen Lande, um vor der Kommunalwahl am 15. März die Grünen in den Kommunen zu unterstützen. Deshalb kommt sein Fazit vor den 40 Besuchern in der Germeringer Stadthalle nicht überraschend: "Wir brauchen andere Mehrheiten, um die Verkehrswende zu schaffen." Dass bei dieser Wende in den Augen Büchlers das Auto eine untergeordnete Rolle spielen soll, ist ebenfalls keine Überraschung. Der öffentliche Personennah- und fernverkehr sowie der Fuß- und vor allem der Radverkehr sollen Priorität haben.

Weniger Autoverkehr? Da stimmt die große Mehrheit der Deutschen - auch der Autofahrer - bei Umfragen sicherlich zu, doch die Wirklichkeit sieht wohl anders aus. Darauf ging der anwesende SPD-Stadtratskandidat Klaus-Dieter Schiffauer in der Diskussion ein. Er hatte sich für Germering Zahlen besorgt, die seine Skepsis untermauern sollten. "24 000 Autos sind in Germering zugelassen und es gibt sogar 34 000 Führerscheininhaber", berichtete Schiffauer. Dass man in Germering nahezu in jede Ecke der Stadt mit dem Auto hinfahren kann, ist kein Geheimnis. Schiffauers Frage: "Welcher Politiker traut sich, dem Auto einen eingeschränkten Bewegungsraum zuzumuten?" Büchlers eher ausweichende Antwort: "Germering ist auch nicht autoaffiner als andere Städte. So wie man die Stadt baut, so nutzen sie Menschen sie, auch mit dem Auto." Büchler kritisierte die Festlegungen des Bundesverkehrswegeplans. "Da dominieren die Straßen", monierte der gelernte Diplomingenieur und promovierte Historiker aus Oberschleißheim. Es gelte, Bus und Bahn endlich auszubauen. Besonders die Bahn werde seit den Neunzigerjahren auf Verschleiß gefahren. "Nicht einmal 50 Prozent der Strecken sind elektrifiziert, in der Schweiz sind es alle", sagte er. In Deutschland würden nur 60 bis 70 Euro pro Kopf in den Schienenverkehr investiert, in Österreich sind es 260 und in der Schweiz gar 360 Euro pro Kopf.

Dort seien dann auch die Bahn-Nutzerzahlen doppelt so hoch wie in Deutschland. Beim Fahrradverkehr sind auch die Kommunen gefragt. "Für den Radverkehr gibt es einen großen Rückhalt in der Gesellschaft", sagte Büchler und erwähnte die Unterschriftssammlung für einen entsprechenden Bürgerentscheid in München, an der sich 150 000 Menschen beteiligten.

Dem Münchner Stadtrat sei nichts anderes übrig geblieben, als das Begehren zu übernehmen und mehrere Fahrradstraßen oder gar Radschnellwege auf den Weg zu bringen. Der Landtagsabgeordnete unterstrich deren Notwendigkeit auch mit den Absatzzahlen von E-Bikes. Die hätten sich in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren von 150 000 auf über eine Million erhöht.

"Die wollen alle fahren", argumentierte Büchler und man komme mit dem E-Bike sogar ohne zu schwitzen zur Arbeit. Er zeigte Beispiele aus europäischen Großstädten wie Kopenhagen, "wo die Straßen mit breiten Fahrradwegen im Sinne des Fahrrads organisiert werden". Dort sei das gesellschaftlicher Konsens, obwohl die Grünen dort nur eine untergeordnete Rolle spielten. "Dort fahren 50 Prozent der Menschen mit dem Fahrrad zur Arbeit."

Die Aussichten, dass das Fahrrad in den Städten das Autofahren ablösen könnte, sind nicht zu schlecht, aber insgesamt wird wohl weiter das Auto erste Wahl bei der Mobilität sein. Das weiß auch Büchler. "Das autonome Fahren wird mehr Fahren und mehr weite Fahrten bedeuten", prophezeite er. Büchler erwartet das massenhafte private autonome Fahren aber erst Ende 2030. Er zeigte dazu eine Grafik. Im Auto sitzen während der Fahrt vier Menschen an einem Tisch und scheinen eine Arbeitsbesprechung abzuhalten, "weil man dann die Zeit im Auto produktiver nutzen kann", sagte der Grünen-Politiker.

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