Germering:Weniger Autos

Stadt sucht Lösungen fürs Kreuzlinger Feld

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Als Vorsitzender des Umweltbeirats durfte Herbert Krause im Bauausschuss des Germeringer Stadtrates seine Ideen zu "visionären Verkehrskonzepten in Neubaugebieten" vorzutragen. Der Umweltbeirat hatte schon vor einem Jahr bei der Diskussion um den Rahmenplan für das große Baugebiet Kreuzlinger Feld seinen Vorschlag "Wohnen ohne Auto" in die Debatte eingebracht. Der wurde vom Stadtrat zur Kenntnis genommen, mehr aber auch nicht. Für die Autos der mindestens 1300 Bewohner müssen nach dem rechtlich verbindlichen Stellplatzschlüssel der Stadt Tiefgaragen gebaut werden.

"Wir möchten dieses Konzept den Stadtrat nicht nur bei der Bebauung des Kreuzlinger Feldes nochmals ans Herz legen", erläuterte Krause erneut die Intention des Umweltbeirates, bei einem Verkehrskonzept das Auto nicht mehr zu bevorzugen. Er sprach auch von einem "Imagegewinn" für die Stadt, wenn "Wohnen ohne 'Auto" umgesetzt würde. Ebenfalls spare es für die Wohneigentümer erhebliche Kosten, wenn dort ein Tiefgaragenplatz für etwa 30 000 Euro wegfiele. Zumal der Trend bei jungen Leuten vom eigenen Auto weg- zu Car-Sharing gehe.

Germerings Stadtbaumeister Jürgen Thum hatte sich auf den Auftritt von Krause gut vorbereitet und dazu ein vierseitiges Papier und mehrere Grafiken verfasst. Thum bezog sich auf ein teilweise autofreies Referenzprojekt mit 2000 Anwohnern in Freiburg. "Da wird klar erkennbar, dass eine wesentliche Grundvoraussetzung der private Verzicht auf ein oder mehrere Kraftfahrzeuge wäre", so der Bauamtschef. In Freiburg sei das in den Verträgen mit den Eigentümern festgelegt worden. "Trotzdem ist dort auch das Scheitern impliziert", erläuterte Thum, "indem dort auch Flächen für Tiefgaragen vorgehalten werden." Zudem gibt es am Rand es Quartiers 190 öffentlich Parkplätze. Diesen Platz hätte man in Germering nur schwerlich, wie auch Krause einräumte: "Im Umfeld des Kreuzlinger Feldes gibt es keine Parkplätze." Trotzdem machte Thum auch Hoffnung darauf - auch angesichts der "Fridays for Future" Bewegung - mit weniger Stellplätzen in Wohnquartieren auszukommen.

"Durch eine politisch befürwortete Reduzierung des Stellplatzschlüssels in Verbindung mit einem entsprechenden Mobilitätskonzept", so Thum, also mehr öffentlicher und mehr Fahrradverkehr, könnte das klappen. Dagegen spricht jedoch die bedrückende Realität des Autoverkehrs im Großraum München. Thum zeigte Studien, die besagten, dass immer noch 58 Prozent der Bewohner in den Umlandgemeinden sich mit dem Auto fortbewegen. Sogar 34 Prozent der Münchner fahren in der Großstadt noch mit dem Auto herum.

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